Rekrutin und Rekruten beim Gelöbnis an der Truppenfahne

Thüringen Erstes Rekrutengelöbnis beim neuen Bundeswehr-Heimatschutzregiment

Stand: 08.05.2025 21:09 Uhr

Mit einem Appell im Hof des Schlosses Ehrenstein hat sich das Heimatschutzregiment 5 der Bundeswehr in Ohrdruf erstmals öffentlich präsentiert. Die neu aufgestellte Einheit besteht hauptsächlich aus Reservisten und ist unter anderem für den Schutz von Infrastruktur im Ernstfall vorgesehen. Bei dem Appell im Schlosshof legten Bundeswehr-Rekruten ihr Gelöbnis auf die Bundesrepublik Deutschland ab.

Von Dirk Reinhardt, MDR THÜRINGEN

Zu Beginn des Appells wendet sich Oberst Siegfried Zeyer mit einer Entschuldigung an die Zuschauer: Das Tor zum Innenhof des Schlosses Ehrenstein sei leider zu eng für einen Einmarsch des Heeresmusikkorps mit klingendem Spiel. Deshalb hätten die Musikerinnen und Musiker des Ensembles still und ohne Musik im Hof Aufstellung genommen.

Gelöbnis in Ohrdruf

Der Stimmung im Hof tut dies offenkundig keinen Abbruch. Das Heimatschutzregiment 5 hat sich zu seinem ersten öffentlichen Appell aufgestellt - unter den Augen von Gästen aus Politik und Gesellschaft. Gut 100 Einwohner sind gekommen, um hinter schwarz-rot-goldenen Absperrbändern dem militärischen Zeremoniell zuzuschauen, das an diesem sonnigen Donnerstagnachmittag im Schlosshof stattfindet. Mit reichlich Marschmusik und Nationalhymne vom Heeresmusikkorps.

Bunter Mischung verschiedenen Truppengattungen

Die Soldaten und Soldatinnen, die hier aufmarschiert sind, sind in der Mehrzahl Reservisten der Bundeswehr. Ehemalige aktive Soldaten oder Seiteneinsteiger, die dem seit gut einem dreiviertel Jahr bestehenden Heimatschutzregiment 5 angehören. Erkennbar an der bunten Mischung von Kopfbedeckungen, welche die früheren Waffengattungen und Einheiten ihrer Träger ausweisen. Bordeauxrote Barette von Fallschirmjägern sind ebenso zu sehen wie schwarze von Panzerleuten und Aufklären, rote von Unterstützungstruppen und Artillerie und grüne von Jägern und Panzergrenadieren. Und vereinzelt auch die hellgrauen Schirmmützen der Gebirgsjäger und blaue Käppis von Luftwaffe und Marine.

Soldaten und Soldatinnen der Heimatschutzkompanie Thüringen

Soldaten und Soldatinnen der Heimatschutzkompanie Thüringen

Von Katastrophenhilfe bis Schutz von Infrastruktur

Diese scheinbar zusammengewürfelte Truppe ist eine der jüngsten Einheiten der Bundeswehr. Sie gehört zu Heimatschutzkompanien aus Hessen, Sachsen und Thüringen, die dem neuen Heimatschutzregiment unterstellt wurden. Bislang waren dies Kompanien den jeweiligen Landeskommandos der Bundeswehr unterstellt. Ihre Aufgaben beschreibt Regimentskommandeur Zeyer in seiner Rede. Das Spektrum reiche von Amtshilfe in Katastrophenfällen bis zum Schutz von verteidigungswichtiger Infrastruktur im Ernstfall. Denn: Sollte die Nato etwa in einen militärischen Konflikt in Osteuropa geraten, dann sei Deutschland wichtige Drehscheibe für Transporte von Truppen und Material in Richtung Osten und für Ströme von Verwundeten und Flüchtlingen aus Richtung Osten, so Zeyer.

Regimentskommandeur Oberst Siegfried Zeyer mit Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt und Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach

Regimentskommandeur Oberst Siegfried Zeyer mit Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt und Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach

Dass es soweit nicht kommt, dafür müssten Deutschland und seine Bundeswehr mit aller Kraft eintreten, fordert der Regimentskommandeur. Doch angesichts der neuen weltpolitischen Sicherheitslage seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine sei es die Aufgabe auch des Heimatschutzregiments, "Deutschland zu schützen in Frieden, Krise und Krieg". Mit Blick auf den 8. Mai, dem Gedenktag an die Befreiung Deutschlands vom Nazi-Regime vor 80 Jahren sagt Zeyer auch, von Deutschland dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen.

Voigt: Deutschland hat Lehren aus der Geschichte gezogen

Die Bundeswehr ist ein Teil unserer demokratischen Geschichte. Sie dient nicht der Macht, sondern dem Recht, nicht einem Führer, sondern einem Parlament, nicht der Gewalt, sondern der freiheitlichen Ordnung. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) |

Diese Botschaft greift auch Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) in seiner Rede auf. Der 8. Mai sei ein Tag, um Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Und die Bundeswehr sei ein Ergebnis dieser Lehren. Seit ihrer Gründung im Jahr 1955 sei sie "mehr als eine Armee". Sie sei "Teil unserer demokratischen Geschichte. Sie dient nicht der Macht, sondern dem Recht, nicht einem Führer, sondern einem Parlament, nicht der Gewalt, sondern der freiheitlichen Ordnung".

Die Stationierung des Heimatschutzregiments in Ohrdruf nennt Voigt ein "Bekenntnis zur Heimat, Sicherheit und Demokratie". Thüringen stehe an der Seite des Regiments, betont der Regierungschef. Daher unterstütze die Landesregierung auch die Initiative des Regiments, das Truppenlager in Ohrdruf in "Ohratalkaserne" umzubenennen.

Aufwertung für Standort Ohrdruf

Dass das im Oktober 2024 in Wiesbaden aufgestellte und eigentlich dem Land Hessen zugeordnete Heimatschutzregiment 5 seinen Sitz nun in Thüringen hat, liegt laut Bundeswehr am Fehlen geeigneter Kasernen in Hessen. Der Bundeswehr-Standort in Ohrdruf, seit 2013 eher in einer Art Dornröschenschlaf, erfährt dadurch eine deutliche Aufwertung. Im Zuge der Verkleinerung der Bundeswehr und der Schließung von Standorten war der einstige Truppenübungsplatz zum Standortübungsplatz des in Gotha stationierten Aufklärungsbataillons 13 herabgestuft worden. Die Standort-Feuerwehr wurde aufgelöst, die Unterkunftsgebäude im Truppenlager wurden nur wenig genutzt. Nun sind hier der Stab und wesentliche Elemente des neuen Regiments, darunter eine Ausbildungskompanie untergebracht. Und laut Zeyer sollen künftig bis zu 300 Rekruten jährlich hier ausgebildet werden.

Ohrdruf ist ein Standort mit Geschichte und mit Herz. Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach (SPD) |

Das freut Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach (SPD). Er hoffe, so sagt er in seiner Rede, dass möglichst viele der in Ohrdruf ausgebildeten Rekrutinnen und Rekruten auch später "wenigstens einmal" den Weg zusammen mit Familie und Freunden in Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten finden. Ohrdruf sei ein Standort "mit Geschichte und mit Herz".

Zuschauer beim Appell

Das neue Regiment mal anschauen: Zuschauer beim Appell

Rekruten geloben, "Deutschland treu zu dienen"

Höhepunkt des Appells ist dann das Gelöbnis von neun Rekruten. Sie durchlaufen derzeit eine militärische Grundausbildung in Ohrdruf im Rahmen ihres freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz. Sechs von ihnen - fünf Männer und eine Frau - treten vor und nehmen beidseitig der Truppenfahne Aufstellung. Sie geloben, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen."

MDR (dr)