Otti Tierheim Burg

Sachsen-Anhalt Verwahrloste Hunde monatelang aufgepäppelt – nun vermittlungs-bereit

Stand: 09.05.2025 15:44 Uhr

Nach monatelang aufzupäppeln, vermittelt das Tierheims Burg/Schartau die ersten beschlagnahmten Hunde, die eine Tierquälerin in Gommern gehalten hatte. Anfang des Jahres waren die Tiere in einer einstigen Gaststätte in katastrophalem Zustand gefunden worden.

Von Marila Zielke, MDR SACHSEN-ANHALT

Der Fall von Hunderten tot aufgefunden Schafen hatte Anfang des Jahres für Aufsehen gesorgt – eine krankhafte Tier-Sammlerin hortete dabei nicht nur Schafe, sondern auch Hunde. Die sind im Januar in einer einstigen Gaststätte in Gommern beschlagnahmt worden. Die Hunde wurden in dem Burger Tierheim im Ortsteil Schartau untergebracht. Jetzt sind die Tiere soweit, dass sie vermitteln werden können.

Hund im Tierheim Schartau

Der Gesundheitszustand der 27 Hunde war zunächst kritisch.

Katastrophaler Zustand bei Beschlagnahmung

Der Gesundheitszustand der 27 Hunde war kritisch. "Es war ein Schock", erinnert sich Tierheim-Chefin Astrid Finger. Unter den verwahrlosten Tieren waren viele große und alte Hunde. Manche lebten draußen, manche waren in Zimmern eingesperrt, die Räume, das Gelände, beengt und dreckig, so beschreibt die Burger Tierheim-Chefin die Zustände vor Ort.

Bei der Beschlagnahmung war das Fell der Tiere verfilzt und mit Kot beschmiert. Die Krallen waren teilweise in die Haut eingewachsen. Viele Vierbeiner mussten geschoren werden. Auch die Zähne vieler Tiere seien extrem schlecht gewesen, sagt Finger. Die Tiere müssen schon länger in so einem schlechten Zustand gewesen sein, schätzt sie. Als Futter habe altes Brot dort gelegen.

Tierheim-Chefin war wütend

Besonders tragisch: Einige Tiere, die in Gommern sichergestellt wurden, haben auch eine Behinderung. So ist Rüde Otti etwa querschnittsgelähmt.

Tierheim-Chefin Finger erklärt, sie sei wütend gewesen, weil viele Tierschutzvereine Tiere zu der Sammlerin gegeben hätten – "ohne sich vorher zu informieren, ob es den Tieren dort wirklich gut geht". Auch aus dem Ausland seien Tiere nach Deutschland gebracht worden, "von einem Elend ins andere".

Tierheim Burg/Schartau

Das Tierheim im Ortsteil Schartau – hier sind die Hunde untergebracht worden.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Ermittlungen gegen die betroffene Tierhalterin dauern an. Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gibt es seit vier Jahren ein Tierhaltungs-Verbot gegen die Frau. Der Landkreis Jerichower Land, zu dem Gommern gehört, teilte auf Anfrage nicht mit, ob gegen sie ein Tierhaltungs-Verbot vorliegt. Steffen Burchhardt (SPD), Landrat im Jerichower Land forderte, nachdem der Fall bekannt wurde, ein deutschlandweites Melderegister.

Ankommen im Tierheim

Die letzten Monate seien eine Hausnummer gewesen, sagt die Tierheim-Chefin. Die Tiere mussten erst einmal ankommen und Vertrauen gewinnen. Das gelang nicht bei allen Tieren, bei manchen dauerte es Wochen bis sie ihr Misstrauen gegenüber Menschen ablegten.

Manche mussten in Narkose gelegt werden, um sich helfen zu lassen, da nicht alle Tiere die Hilfe einer Tierrettung freiwillig annehmen wollten. Auch für die Tierpfleger waren die vielen Tiere sehr viel Arbeit, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit. Es fehlten alle Papiere für die Tiere, auch der Impf-Zustand war ungewiss.

Tierheim Burg Schartau

Tierheim in Burg

Hunde-Rollator gespendet

Für den querschnittsgelähmten Mischling Otti waren die letzten Tage derweil etwas ganz besonderes. Dank einer privaten Spende kann der Rüde zweimal am Tag mit seinem Rollator nun eine große Hunde-Runde drehen.

Otti Tierheim Burg

Im Tierheim Burg bekommt der querschnittsgelähmte Mischling Otti wieder Auslauf.

Dazu werden die Hinterbeine in den 600 Euro teuren Rollator gelegt und festgeschnallt.

Hund "Otti" hat jetzt einen Rollstuhl

"Otti" hat jetzt einen Rollstuhl

Tiere zur Vermittlung freigegeben

Heute, fast vier Monate nach der Übernahme durch das Tierheim, geht es allen Tieren soweit gut. Zwei Hunde durften bereits in ein Hunde-Seniorenheim nach Niedersachsen ziehen. Eine 17 Jahre alte Hündin kam in einer altersgerechten Pflege in Magdeburg unter. Für den Rest heißt es nun: warten auf ein neues Zuhause.

Wer sich für ein Tier interessiert, sollte Zeit mitbringen. Erst einmal heißt es kennenlernen. Es gibt unkomplizierte Herdenschutzhunde, mittelgroße Hunde, es ist für jeden fast was dabei. Es geht darum, mit Liebe und Geduld, aber auch mit Konsequenz den Hund in ein neues Zuhause zu führen. Wer Interesse hat, kann sich bei dem Tierheim-Team in Burg melden.

Doch nicht für alle wird dieser Tierhaltungs-Skandal gut ausgehen. Nach Einschätzung der Tierheim-Chefin sind zehn bis zwölf der 27 Tiere nicht vermittelbar. Sie werden ihren Lebensabend im Tierheim verbringen.

MDR (Marila Zielke, Lukas Mauri, Felix Fahnert)