
Sachsen-Anhalt Städte in Sachsen-Anhalt bekämpfen den Eichenprozessionsspinner
In Sachsen-Anhalt gehen einige Kommunen wieder gegen den Eichenprozessionsspinner vor. Unter anderem werden 1.000 Bäume in Wittenberg mit einem chemischen Mittel besprüht. Auch Magdeburg rüstet sich gegen die gefährlichen Schmetterlings-Raupen. In Dessau-Roßlau kommt sogar ein Hubschrauber zum Einsatz. Der Kontakt mit den Raupen kann Ausschlag und Atembeschwerden hervorrufen.
Mehrere Städte in Sachsen-Anhalt gehen wieder gegen den Eichenprozessionsspinner vor. Wie eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT sagte, werden die Schmetterlings-Raupen in Lutherstadt Wittenberg gezielt bekämpft. Den Angaben zufolge werden seit Dienstag insgesamt 1.000 Eichen mit einem Mittel besprüht, etwa in Grünanlagen sowie an Kitas und Schulen.
Die Raupen würden innerhalb von zwei Wochen sterben, wenn sie die behandelten Blätter fressen. Einige Teile des Elberadweges werden den Angaben zufolge wegen des Umweltschutzes nicht behandelt. Der Einsatz dauert laut Stadtverwaltung Wittenberg insgesamt drei Tage und kostet rund 8.200 Euro. Einen Teil der Kosten übernehme das Land Sachsen-Anhalt.
Magdeburg: Knapp 3.900 Eichen werden besprüht
Auch Magdeburg rüstet sich wieder gegen den Eichenprozessionsspinner. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird in dieser Woche damit begonnen, knapp 3.900 Eichen mit einem Bakterien-Extrakt zu besprühen.
Im Fokus stehen dabei besonders der Herrenkrugpark, der Stadtpark Rotehorn, der Wiesenpark, der Vogelgesangpark, der Nordpark, die Straße nach Randau und der Naturlehrpfad "An der alten Elbe".

Auch im Stadtpark Rotehorn in Magdeburg sollen Bäume besprüht werden. (Archivbild)
Die Landeshauptstadt betonte, dass es mit der Bekämpfung zwar nicht gewährleistet sei, sich vor dem Eichenprozessionsspinner vollständig zu schützen. Doch die Gefahr, die von den Brennhaaren der Raupen ausgehen, könne gemindert werden.
Laut Stadt nehmen die Raupen das versprühte Mittel über die Blätter auf, hören dann auf zu fressen und verenden wenig später. Sollten später noch Raupen entdeckt werden, sollen diese Nester im Sommer manuell abgesaugt werden.
Dessau-Roßlau versprüht Biozid mit Hubschrauber und Auto
Auch in Bitterfeld-Wolfen beginnt die Schädlingsbekämpfung. Wie die Stadt MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, wird das Biozid am Mittwoch mithilfe eines Hubschraubers auf die Blätter gesprüht. Insgesamt würden mehr als 1.000 Bäume auf einer Fläche von 22 Hektar behandelt. Die Kosten für die Schädlingsbekämpfung liegen laut Stadt bei rund 20.000 Euro.
In Dessau-Roßlau läuft der Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner bereits seit Ende April. Wie es aus dem Rathaus hieß, werden insgesamt etwa 5.000 Bäume von einem Auto aus mit dem Biozid behandelt. Am 07. Mai und 08. Mai komme außerdem ein Hubschrauber zum Einsatz. Bei Eichen an Gewässern würden aus Umwelt-Gründen andere Mittel genutzt. Nach Angaben der Stadt kostet der Einsatz rund 300.000 Euro, auch dort übernimmt demnach das Land einen Teil der Kosten.
In der Hansestadt Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel) werden ebenfalls seit April die Raupen chemisch bekämpft. Befallene kommunale Bäume an öffentlichen Einrichtungen und stark frequentierten Stellen würden punktuell besprüht.
Was ist der Eichenprozessionsspinner?
Der Eichenprozessionsspinner ist eine in Europa beheimatete Schmetterlings-Art. Die Raupen ziehen bei der Nahrungssuche mit einer Kolonnen-Artigkeit in Richtung Baumkrone – wie bei einer Prozession. Daher haben sie ihren Namen bekommen. Die Raupen fressen an Knospen und Blättern und schädigen damit die Bäume. In den letzten Stadien nimmt der Appetit zu, dadurch werden auch Triebe vernichtet und folglich die Regeneration der Bäume verhindert. Geschädigte Eichen sind zudem anfälliger gegen Trockenheit.
Wieso ist der Eichenprozessionsspinner für Menschen gefährlich?
Die feinen weißen Härchen, die sogenannten Brennhaare, die die Larven im dritten Wachstums-Stadium tragen, enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Es reizt Haut und Schleimhaut, kann Atembeschwerden, Juckreiz und Entzündungen hervorrufen. Häufig sind Quaddeln und Bläschen sichtbar. Bei den für Allergien besonders sensiblen Menschen kann ein Kontakt mit dem Gift sogar zu einem allergischen Schock führen. Brennhaare, auch Bruchstücke, die sich beispielsweise im Unterholz abgesetzt haben, können noch bis zu sechs Jahre aktiv und somit gefährlich bleiben.
Wie sollte man sich bei der Entdeckung des Eichenprozessionsspinners verhalten?
Wegen der möglichen Gefahr durch die Brennhaare sollten die Raupen nicht berührt werden. Die Bekämpfung obliegt Profis. Laien sollten die Raupen nicht selbst entfernen oder verscheuchen, damit sich die Haare nicht ganz unkontrolliert verbreiten. Wird ein befallener Baum entdeckt, so Experten, sollte das Ordnungsamt informiert werden. Bei Kontakt mit den Brennhaaren wird empfohlen, die Kleidung schnellstmöglich zu wechseln, zu duschen und auch die Haare zu waschen.
Wieso wird er gerade jetzt so stark bekämpft?
Die Raupen des Schmetterlings schlüpfen in der Regel von Mitte April bis Anfang Mai und durchlaufen dann mehrere Entwicklungsstadien. Optimal für die Bekämpfung mit chemischen und biologischen Mitteln ist dieses frühe Ei-Raupen-Stadium. Die feinen Härchen werden erst nach der zweiten Häutung giftig und können vom Wind weit verteilt werden.
Wie wird der Eichenprozessionsspinner bekämpft?
Die Zahl der Nester wird gezählt, Schäden werden kartiert. Sind nur einzelne Bäume betroffen, können die Tiere von Experten abgesaugt werden. Bei massenhaftem Auftreten, etwa auf großen Waldflächen, werden Insektizide versprüht – vom Boden aus oder aus der Luft. Auch Fadenwürmer können versprüht werden, die sich im Körper der Raupen entwickeln und diese töten. Außerdem haben die Raupen des Eichenprozessionsspinners natürliche Fress-Feinde – etwa Meisen oder Rotkehlchen.
Wo sind die Raupen zu finden?
Besonders im Tiefland Sachsen-Anhalts breitet sich der Eichenprozessionsspinner seit einigen Jahren aus. Vor allem Altmark, Börde, der Harz, das Jerichower Land, der Raum Dessau-Roßlau und der Fläming zählen zu den Gebieten mit der weitesten Verbreitung.
Der Schmetterling bevorzugt warme und trockene Regionen in lichten Eichenwäldern, an Waldrändern sowie bei Besonnung von Einzel-Bäumen. Er kommt ausschließlich an Trauben- und Stieleichen sowie der Amerikanischen Roteiche vor. Es wird vermutet, dass die Verbreitung der Wärme liebenden Schmetterlings-Art hierzulande durch den fortschreitenden globalen Klimawandel begünstigt wird. Neben Sachsen-Anhalt sind in Deutschland vor allem große Teile Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns befallen.
MDR (Linus-Benedikt Zosel, Susanne Liermann, Marius Rudolph)