Auto rast in Menschenmenge, Einsatzkräfte sind am Tatort und haben den Bereich weiträumig abgesperrt.

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt und Stadt Magdeburg streiten über Rettungsdienst

Stand: 04.05.2025 10:40 Uhr

Der Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat Probleme in der Vernetzung des Rettungsdienstes in Sachsen-Anhalt offenbart. Denn nicht für jedes Krankenhaus konnte digital eingesehen werden, ob dort noch Notfälle behandelt werden konnten. Der Rettungsdienst fordert das Land deshalb auf, die Digitalisierung voranzutreiben. Das wiederum sieht die Kommunen wie die Landeshauptstadt in der Verantwortung.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Eine der Lehren aus dem Anschlag in Magdeburg ist, dass die Vernetzung des Rettungsdienstes noch nicht weit genug vorangeschritten ist. Im Untersuchungsausschuss des Landtags hatten Vertreter aus dem Rettungswesen zuletzt eine fehlende digitale Vernetzung beklagt. Am Tag des Anschlags hätten Klinikmitarbeiter teilweise versucht, über die 112 die Leitstelle in Magdeburg zu erreichen, um etwa Bettenkapazitäten zu melden, sagte der Leiter des Amtes für Rettungsdienst der Landeshauptstadt Magdeburg, Frank Mehr. "Es hätte uns erheblich geholfen, wenn wir digital vernetzt gewesen wären."

Innenministerium sieht Kommunen gefordert

Es geht vor allem um den sogenannten interdisziplinären Versorgungsnachweis (IVENA). Mit der digitalen Plattform informieren die Krankenhäuser die jeweiligen Rettungsdienstleitstellen laufend über ihre verfügbaren Behandlungskapazitäten. Die Leitstelle gibt diese Informationen an den Rettungswagen weiter. Das funktioniert häufig aber nur lokal. Bei einem Anschlag mit so vielen Verletzten wäre es wichtig, auch die Bettenkapazitäten im Umland zu kennen. Hier fehlt aber die Vernetzung.

Es gibt zwar ein IVENA-Modul, das diese Gesamtübersicht liefern kann – das sogenannten MANV (Massenanfall von Verletzten). Doch das Modul kommt in Sachsen-Anhalt bisher nicht flächendeckend zum Einsatz. Das Innenministerium verweist auf Anfrage darauf, dass die Landkreise und kreisfreien Städte grundsätzlich Träger des Rettungsdiensts seien. Wer MANV nutzen wolle, könne selbst aktiv werden und müsse dafür Mitarbeiter der Leitstelle und von Kliniken schulen.

Stadt Magdeburg verweist auf das Land

In Magdeburg kann man diesen Ansatz nicht nachvollziehen. Nötig sei eine belastbare Datenbasis zur aktuellen Versorgungslage der Kliniken in Sachsen-Anhalt, sagte eine Sprecherin der Stadt. Man habe Klinikabfragen gemacht. Aber: "Die Rückmeldungen waren sehr verhalten, sodass sich kein landeseinheitliches Bild erschließen ließ. Eine landesweite Datenbasis ist jedoch zur Einführung des Moduls elementar, da die Patienten bei einem MANV über die Stadtgrenzen hinaus zu verlegen sind."

Der Verband der Ersatzkassen fordert eine Lösung. Eine Sprecherin sagte, man würde es sehr begrüßen, wenn das Innenministerium als zuständige Landesbehörde "eine führende Rolle übernehmen würde, was die vollständige Finanzierung über Steuern einschließt." Laut Sachsen-Anhalts Rettungsdienstgesetz kann das Innenministerium eine Regel erlassen, um für eine landeseinheitliche automatisierte Datenverarbeitung für Rettungseinsätze zu sorgen.

dpa, MDR (Michael Rosebrock, Marius Rudolph)