Polizisten in Schutzausrüstung gehen 2022 durch die Fußgängerzone von Magdeburg.

Sachsen-Anhalt Polizei überlastet und krank: Gewerkschaft fordert Reformen

Stand: 09.05.2025 15:05 Uhr

Polizistinnen und Polizisten in Sachsen-Anhalt sind verglichen mit anderen Berufstätigen besonders häufig krank. Oft führen psychische und Verhaltensstörungen zu Dienstunfähigkeit und Vorruhestand. Die Gewerkschaft der Polizei fordert angesichts von Überlastung grundlegende Reformen – unter anderem sollen Überstunden von Beamten verbindlich abgebaut werden.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Steigende Krankenstände, immer mehr Überstunden und ein hoher Anteil psychischer Erkrankungen gefährden die Einsatzfähigkeit der Polizei in Sachsen-Anhalt. Darauf hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hingewiesen. Hintergrund ist die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Landtag.

Krankenstand deutlich über dem Landesschnitt

Demnach lag der Krankenstand zwischen 2020 und 2024 zwischen 8,7 und 9,9 Prozent – und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt aller Berufstätigen, der laut der Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) bei 7,7 Prozent liegt. In mehr als der Hälfte der Fälle (rund 58 Prozent) hätten psychische und Verhaltensstörungen zu Dienstunfähigkeit und Vorruhestand geführt. Der Landesdurchschnitt lag hier 2024 laut AOK bei 12,6 Prozent.

Auch bei den Langzeiterkrankungen gibt es der Landesregierung zufolge eine Zunahme. Die Krankheitstage seien in den vergangenen vier Jahren von 138.000 auf 146.000 gestiegen. Zur Zahl der Überstunden nach Geschlecht oder Alter gibt es keine aussagekräftigen Daten. Der Altersdurchschnitt der Beamten sank von 44,4 Jahre im Jahr 2020 auf 41,3 Jahre im Jahr 2024.

GdP fordert verbindlichen Abbau von Überstunden

Der GdP zufolge hat die Landesregierung schon Maßnahmen zum Gegensteuern ergriffen. So gebe es ein Gesundheitsmanagement und Kriseninterventionsteams. Außerdem sei ein polizeipsychologischer Dienst aufgebaut worden. Das reiche aber nicht. Deshalb fordere man unter anderem einen verbindlichen Abbau der Überstunden, mehr Personal und eine realistische Priorisierung der Aufgaben.

Außerdem brauche es familienfreundlichere Arbeitsbedingungen, flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit für Teilzeitbeschäftigung sowie Resilienztrainings, Supervisionen und Nachsorgeprogramme für alle. Hinzu kämen ein anonymisiertes, datenschutzkonformes Gesundheitsmonitoring und konsequente Investitionen in moderne Ausrüstung und Infrastruktur.

Gewerkschaftschef: "Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr"

GdP-Landeschef Eycke Körner erklärte, wer die Polizei dauerhaft leistungsfähig halten wolle, müsse jetzt konsequent in Gesundheit, Personal und moderne Arbeitsbedingungen investieren. "Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache."

Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Eva von Angern, fordert ein entschlossenes Handeln: "Ich erwarte, dass die Landesregierung kurz- und mittelfristige Lösungen findet, um Abhilfe zu schaffen, denn die Beamten, die noch im Dienst sind, müssen folglich noch mehr Arbeit leisten."

MDR (Lars Frohmüller, Felix Fahnert)