Rohling eines Fahrzeugteils

Sachsen-Anhalt Bohai Trimet: Insolvenzverwalter mit positiven Signalen

Stand: 09.05.2025 14:26 Uhr

Der Insolvenzverwalter des angeschlagenen Autoteile-Zulieferers Bohai Trimet mit Sitz in Harzgerode ist zuversichtlich. Rund 700 Menschen bangen dort und in Sömmerda um ihre Jobs.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag des Harzgeröder Automobilzulieferer Bohai Trimet im Landkreis Harz gibt sich der Insolvenzverwalter zuversichtlich. Wie Olaf Spiekermann MDR SACHSEN-ANHALT sagte, ist der Weiterbetrieb der Produktion bis zum 1. Juli definitiv gesichert. Dann beginne das Insolvenzverfahren.

Wie es für rund 600 Arbeiter weitergeht

Auch für die Monate danach gebe es wegen der vielen namhaften Kunden Grund für Optimismus. In Kürze beginnt laut Spiekermann zudem ein internationaler Verkaufsprozess. Erste Interessenten hätten sich bereits vorab gemeldet. Bei einer Betriebsversammlung am Donnerstag sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) der Belegschaft seine Unterstützung zu.

Bohai Trimet hat in Harzgerode rund 600 Mitarbeiter. Das Unternehmen produziert bisher Getriebe-, Fahrwerks- und Karosserie-Teile für viele Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW, Skoda und italienische Luxusmarken. Hunderte Mitarbeiter weiterer Firmen im angeschlossenen Industriepark verarbeiten die Teile weiter.

Millioneninvestitionen in den vergangenen Jahren

Bohai Trimet hat auch ein Werk in Sömmerda in Thüringen mit mehr als 100 Beschäftigten. Die chinesischen Eigentümer hatten in den vergangenen zweieinhalb Jahren Dutzende Millionen Euro investiert. Dennoch war das Unternehmen zuletzt laut Insolvenzverwalter Spiekermann "hochdefizitär". Dies lag an der Auftragslage und den hohen Energiepreisen.

Nur mit Hilfe der bisherigen Kunden könne den Angaben nach eine Sanierung gelingen, und diese hätten signalisiert, weiterhin in Harzgerode Autoteile bestellen zu wollen. Es werden aber auch neue Kunden benötigt, um die Firma zu sanieren, möglicherweise aus anderen Industrie-Sparten.

Betriebsrat sieht großes Potenzial

Der Betriebsratsvorsitzende Andrè Damuszis sagte MDR SACHSEN-ANHALT nach Bekanntwerden des Insolvenzverfahrens, die Stimmung sei mit Wut und Enttäuschung zu beschreiben, aber auch mit Sorge um die Zukunft des Standortes. Viele Mitarbeiter würden in Harzgerode oder der unmittelbaren Umgebung leben. Es gebe viele Mitarbeiter, die wie er schon Jahrzehnte in dem Werk arbeiteten.

Damuszis macht die Umstellung auf E-Mobilität und hohe Energiekosten mitverantwortlich für die schwierige Lage. Dennoch sieht er Potenzial für den Standort Harzgerode und setzt dabei auf das Fachwissen der Mitarbeiter.

Erst im Oktober war ein Abbau von 150 Stellen in Harzgerode und Sömmerda beschlossen worden, dann folgte Kurzarbeit. Da die ausstehenden Abfindungen für die gekündigten Beschäftigten nun Teil der allgemeinen Insolvenz-Forderung werden, könnte es sein, dass die ehemaligen Mitarbeiter zunächst auf ihr Geld warten müssen.

Harzgerode will Unternehmen unterstützen

Die Stadt Harzgerode will den Standort nach Möglichkeit erhalten. Bürgermeister Marcus Weise (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT im April, man wolle alles tun, um das Verfahren zu unterstützen. Die Stadt stehe zu 100 Prozent hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Weise habe mit dem Ministerpräsidenten, dem Wirtschaftsminister und dem Landrat telefoniert, und Landkreis sowie das Land Sachsen-Anhalt hätten ihre Unterstützung signalisiert. Er sagte weiter, es sei wichtig, nicht in Lethargie zu verfallen, sondern die Ärmel hochzukrempeln.

Das Unternehmen sei für die Region extrem wichtig, da viele Einrichtungen wie Kindergarten, Schule, Feuerwehr und Vereine von dem Industriepark abhängen. Die Nachricht der Insolvenz habe einen Schock in der gesamten Region ausgelöst, da Bohai Trimet der größte Arbeitgeber der Region ist.

IG Metall ist optimistisch

Harzgerode ist Hauptsitz der Firma in Deutschland, eine Tochter der chinesischen Bohai Automative Systems Co., Ltd. mit Sitz in China. Sie hatte eine Patronats-Erklärung zurückgezogen, was bedeutet, dass sie nicht mehr die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen gewährleisten will.

Die Gewerkschaft IG Metall gibt sich zuversichtlich: "Wir haben mit Mercedes und Volkswagen gesprochen, die ein unglaublich hohes Interesse daran haben, diese Standorte als Lieferanten zu behalten", sagte Janek Tomaschefski im April. Er ist erster Bevollmächtigter der IG Metall Halberstadt. Mercedes und Volkswagen seien verwundert über die Insolvenz, da sie eigentlich nicht notwendig wäre.

Tomaschefski erklärte weiter, dass das Unternehmen gute Aufträge und Kunden habe und nun produziert werden müsse, mit möglichst wenig Ausschuss und in der vorgegebenen Zeit. So könnten die Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Monaten wieder so aufgestellt werden, dass es funktioniere.

Krise der Zulieferer hinterlässt Spuren

Die Zeiten für Zulieferer-Betriebe der Automobilbranche sind derzeit nicht optimal. Bohai Trimet hatte im Oktober 2024 bereits erklärt, 100 Stellen in Harzgerode abbauen zu wollen. Vor gut einem Monat meldete der Automobilzulieferer Schlote in Harzgerode Insolvenz an. Das Werk arbeitete mit Bohai Trimet zusammen an Bauteilen.

Bei Schlote in Harzgerode sind 120, in Wernigerode 250 Jobs gefährdet. Auch einer der größten Automobilzulieferer Sachsen-Anhalts, die Gardelegener Boryszew Kunststofftechnik, hatte im März Insolvenz angemeldet. Am Standort in der Altmark arbeiten knapp 500 Beschäftigte.

MDR (Marius Rudolph, Karin Roxer; Michael Rosebrock, Max Schörm, Max Hensch, Mario Köhne) | Erstmals veröffentlicht am 22.04.2025