Die Überreste einer Nachbestattung einer Frau aus der Schnurkeramischen Kultur liegen auf einer Grabungsfläche vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt Archäologen finden bei Bahrendorf Schädel aus der Bronzezeit

Stand: 09.05.2025 14:28 Uhr

Bei Bahrendorf im Landkreis Börde sind Archäologen auf eine Opferdarbietung aus der späten Bronzezeit gestoßen. Die Umstände werden untersucht. Die Ausgrabungen fanden an der künftigen Stromtrasse "Südostlink" statt.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Bei Grabungen an der künftigen Stromtrasse "Südostlink" sind Archäologen im Landkreis Börde auf eine Opferdarbietung aus der späten Bronzezeit gestoßen. Vor rund 3.000 Jahren seien auf einer Anhöhe zwischen Bahrendorf und Sülldorf drei Schädel abgelegt worden, teilte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit.

"Die Schädel wurden zusammen mit einem spätbronzezeitlichen Gefäß in einer Grube niedergelegt – an einer kleinen, immer wieder besonders beachteten Landschaftssituation", sagte Grabungsleiter Til Martens. Susanne Friederich, Abteilungsleiterin beim Landesamt für Archäologie, sagte, nun könne man anfangen, sich Gedanken zu machen, ob es sich um ein Opfer handelte und in welchem Zusammenhang die Schädel dort platziert wurden.

Grabungsleiter und Archäologe Til Mertens säubert mit einem Pinsel Schädel einer Opferdarbringung aus der späten Bronzezeit.

Grabungsleiter und Archäologe Til Mertens säubert mit einem Pinsel Schädel der Opferdarbietung.

Außergewöhnliche Bestattung in Totenhütte

Denn der Hügel oberhalb des Baches Sülze wurde bereits vor 6.000 Jahren während der mittleren Jungsteinzeit von der Baalberger Kultur als Totenstätte genutzt. Eine hölzerne, trapezförmige Totenhütte, ähnlich wie bei Bernburg soll hier gestanden haben. Das Fundament wurde später mit Erde überschüttet.

Die Baalberger Kultur
Die Baalberger Kultur ist eine jungsteinzeitliche Kultur. Sie wird oft als Teil der Trichterbecherkultur bezeichnet und zeichnet sich durch ihre charakteristische Keramik aus, darunter Henkelkannen und Tassen. Benannt wurde sie nach dem Erstfundort im Schneiderberg von Baalberge im Salzlandkreis.

"Die erste Theorie ist, dass man natürlich das sehen wollte. Man wollte zeigen, wo man seine Toten bestattet hat. Man konnte von hier aus während der Bestattungszeremonie in das eigene Land schauen. Und vor allem hatte man die Gewissheit, dass die Gemeinschaft von weit her diesen Totenhügel sehen konnte", so Friederich. Solche Totenhügel fanden sich auch bei Ausgrabungen auf dem Eulenberg bei Magdeburg.

Tote haben Schädelverletzung überlebt

Diese menschengeschaffene Erhöhung bei Bahrendorf war dann vor fast 4.000 Jahre der Anziehungspunkt für eine außergewöhnliche Bestattung: "Die dort beigesetzte Tote aus der Kultur der Schnurkeramik hatte eine Schädelverletzung viele Jahre überlebt", erläuterte Projektkoordinator Christian Lau.

Es müsse sich um eine besondere Bestattung am Fuße des Totenhügels gehandelt haben, einzelne Gräber seien aus dieser Zeit kaum bekannt. Teile des Skeletts seien zudem ungewöhnlich gut erhalten und würden in den kommenden Wochen weiter analysiert.

Archäologen stehen in Mitten einer Trapezanlage (Aufnahme mit einer Drohne).

Eine Luftaufnahme zeigt die Totenstätte.

Schädel wurden bewusst platziert

Auf der durch den einstigen Grabhügel künstlich markierten Anhöhe verlief dann vor 3.000 Jahren während der späten Bronzezeit eine für den mitteldeutschen Raum typische Grubenreihe. An dieser exponiert gelegenen Abgrenzungslinie zwischen zwei Territorien boten Mitglieder einer spätbronzezeitlichen Gemeinschaft demonstrativ das bedeutsame Opfer dar.

Die Grabungen fanden im Zusammenhang mit der Errichtung der Stromtrasse "Südostlink" statt. Die gesamte Trasse von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern ist rund 540 Kilometer lang.

Nach Angaben des Landesamtes liegen die archäologischen Grabungen im Zeitplan und werden den Baustart nicht behindern.

dpa, MDR (Felix Fahnert, Max Hensch) | Erstmals veröffentlicht am 07.05.2025