Eine Frau steht an einem Schaukasten in einer Ausstellung

Sachsen Museumsbund kritisiert Eingriffe in die Freiheit der Museen

Stand: 08.05.2025 07:28 Uhr

Am Mittwoch ist in Chemnitz die größte Museumskonferenz Deutschlands zu Ende gegangen. Bei dem viertägigen Austausch ging es unter anderem um die Einflussnahme von Politik und Demokratiefeinden auf die Arbeit der Museen. So reiche die Beeinflussung von der Gestaltung von Stellenprofilen bis hin zur Störung von Veranstaltungen durch Rechts. Wie man damit umgehen sollte, war auch Thema. Hervorgehoben wurde der Beitrag der Museen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und zur Stärkung der Demokratie.

Von MDR Kulturdesk

Die Museen in Deutschland werden zunehmend in ihrer Freiheit und Unabhängigkeit beschnitten – das stellte der Deutsche Museumsbund bei seiner Jahrestagung vom 4. bis 7. Mai in Chemnitz fest. Das Treffen mit etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stand unter dem Motto "Museen stärken Demokratie". Es ist am Mittwoch in der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 zu Ende gegangen.

Politik greift in Museumsarbeit ein

Dass Politik und Träger immer wieder in die Arbeit der Museen eingreifen würden, stellte Museumsbund-Präsidentin Wiebke Ahrndt bei der Tagung fest. Sie sagte: "Die Grenze zwischen legitimer Steuerung und Übergriffigkeit ist schmal, bisweilen sogar ziemlich unscharf."

Wiebke Ahrndt, eine lächelnde Frau mit einer Kette.

Wiebke Ahrndt ist Präsidentin des Deutschen Museumsbundes und Direktorin des Übersee-Museums Bremen.

Diese Einflussnahme reiche von der Gestaltung von Stellenprofilen bis zu Eingriffen in die inhaltliche Programmgestaltung, hieß es. Jedoch müssten die Häuser in ihrer Arbeit, der Wahl ihrer Inhalte und in der Kommunikation frei sein. Das habe der Staat zu gewährleisten, so die Veranstalter der Tagung.

Angriffe von rechts: Nazi-Tattoos in Gedenkstätten

Eine weitere Herausforderung sei der "Kulturkampf von rechts". Die Häuser nehmen zunehmend demokratiefeindliche Übergriffe wahr, bei denen die Museen verunsichert und demokratiefördernde Programme in Frage gestellt würden. So würden Veranstaltungen gestört oder Menschen in Gedenkstätten, die den Opfern des NS-Regimes gewidmet sind, mit Nazi-Tattoos auftauchen.

Museen als Stätten der Demokratie

Dass die Museen grundsätzlich demokratiebildend seien und den Respekt vor fremden Positionen förderten, stellte Präsidentin Ahrndt bei der Tagung fest. Sie hob hervor, dass die Museen diverse Wertesysteme veranschaulichten, ästhetische Zugänge zu komplexen Inhalten schafften und aktuelle Ereignisse in den richtigen Kontext stellten.

Zudem setzten sich die Häuser wissenschaftlich mit polarisierenden Themen auseinander und ermöglichten den Raum für Diskurse, so Ahrndt. Es ginge darum, ein Ort zu sein, an dem man miteinander reden könne und an dem vernünftige Formen des Dialogs gepflegt würden.

Blick in ein Museum: eine hockende Leninstatue, ein liegendes Straßenschild Karl-Marx-Stadt und ein Trabant.

Museen laden dazu ein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen – auf wissenschaftlich fundierter Basis.

Zugleich rief die Museumsbund-Präsidentin dazu auf, noch mutiger zu werden und Haltung zu zeigen. Die Museen sollten sich nicht vorauseilend selbst zensieren oder in ihrer inhaltlichen Arbeit einschränken, weil sie sich in Abhängigkeit von den Geldgebern sehen oder befürchten, zur Zielscheibe zu werden.

Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann), Deutscher Museumsbund
Redaktionelle Bearbeitung: op, hro, lk