
Sachsen Ersthelfer im Landkreis Görlitz mit Rettungstaschen ausgestattet
Wenn das Leben in Gefahr ist, kommt es auf jede Minute an. Bis aber die Rettungskräfte beim Patienten ankommen, kann in dünn besiedelten Gegenden viel Zeit verstreichen. Um die Patienten und Sanitäter zu unterstützen, hat die Rettungsleitstelle für Ostsachsen 2022 das Ersthelfer-Projekt "Region der Lebensretter" gestartet. Nun haben die ehrenamtlichen Ersthelfer ein nützliches Dankeschön für ihre Arbeit erhalten.
Eine Beatmungsmaske, eine Warnweste, Schutzhandschuhe und einiges mehr – das steckt in den neuen Rettungstaschen für Ersthelfer im Landkreis Görlitz. Die Utensilien sollen helfen, um in Notfällen eine Herz-Druckmassage und eine Beatmung durchführen zu können, sagt Jens Schiffner der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Görlitz. Die Ersthelfer könnten – alarmiert über eine App – oft schneller am Einsatzort sein als der Rettungsdienst und zum Beispiel dem Nachbarn, der umgefallen ist, überlebenswichtige Hilfe leisten. Die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte könne so überbrückt werden.
Rettungsschwimmer will auch außerhalb der Badesaison Leben retten
Einer dieser Ersthelfer ist Manuel Petschel. Er ist bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Görlitz ehrenamtlicher Sanitätshelfer und möchte mit der Tasche auch außerhalb der Schwimmsaison Menschenleben retten. Er hat sich mit knapp 300 anderen Lebensrettern auf die Rettungstasche beworben.
"Ich habe es auf gut Glück versucht und habe dann Glück gehabt und die Tasche gewonnen", berichtet Petschel. Die Tasche will er zu Haus platzieren oder wenn er unterwegs ist in seinem Auto. "Damit ich sie immer griffbereit habe."

Die Zittauer Oberärztin Karolin Fiedler-Lust hat das Projekt "Region der Lebensretter" mitinitiiert.
Mehr als 200 Rettungstaschen hat die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien finanziert. Mit den Taschen wollen die Verantwortlichen des Projektes "Region der Lebensretter" die Arbeit der ehrenamtlichen Ersthelfer würdigen.
Es ist eine Anerkennung für die zusätzliche Tätigkeit, die die Helfer übernehmen. Jens Schiffner | Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Landkreis Görlitz
Mehr als 1.000 Menschen hätten sich in den Landkreisen Bautzen und Görlitz in der App "Region der Lebensretter" als Ersthelfer registriert. Und es kämen ständig weitere dazu. "Das sind professionelle Ersthelfer, die aus dem medizinischen Bereich kommen: Pfleger, Ärzte oder Feuerwehrleute", erklärt Mitinitiatorin Karolin Fiedler-Lust. Eine Rettungstasche zu haben sei nicht unbedingt notwendig. "Man braucht hauptsächlich seine Hände, um helfen zu können." Dennoch wollen die Initiatoren weitere Ersthelfer mit den Taschen ausstatten.
Anstoß zur Initiative gab tragisches Ereignis
Die Fähigkeiten von medizinisch geschultem Personal zu nutzen, wenn es nicht im Dienst ist, darauf kam die Oberärztin am Klinikum Zittau durch ein tragisches Ereignis bei einer ihrer Kolleginnen. "Wir haben eine Oberärztin nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand verloren", schildert Fiedler-Lust. "Sie hat mit großem Hirnschaden den Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt und ist nach elf Tagen auf der Intensivstation verstorben." Dabei seien viele potenzielle Ersthelfer in ihrer Nähe gewesen. "Die hätten helfen können, wenn es so ein System gegeben hätte", ist sich die Ärztin sicher.

Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Görlitz, Jens Schiffner, ist über die App selbst schon acht Mal zu Einsätzen in der Nachbarschaft gerufen worden.
Mindestens ein Einsatz pro Tag
Mittlerweile gibt es mindestens einen Einsatz pro Tag, bei dem die Ersthelfer ausrücken. Dabei könne es nie genug Menschen geben, die mitmachen, betont Landrat Stephan Meyer.
Gerade in einem Flächenlandkreis braucht es eben auch Leute, die zupacken, wenn sie dazukommen, wenn jemand am Boden liegt. Stephan Meyer | Landrat des Landkreises Görlitz
In den medizinisch geschulten Ersthelferinnen und Ersthelfern sieht Meyer ein "schlummerndes Potenzial", die im Ernstfall näher dran seien als die Rettungskräfte. Dieses Potenzial zu nutzen, darin sind die Initiatoren der "Region der Lebensretter" erfolgreich. So sind inzwischen drei von fünf Rettungsleitstellen in Sachsen an dem System beteiligt.
MDR (lus/mak)