Der "Rufus" ist ab Mai in und um Lindow unterwegs und bindet die Dörfer an. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)

Brandenburg Ostprignitz-Ruppin: Rufbus soll Dörfer rund um Lindow besser an die Stadt anbinden

Stand: 30.04.2025 17:35 Uhr

Wer in Brandenburgs Dörfer mit dem Bus fahren will, der ist oftmals aufgeschmissen. Meist fahren Busse nur für den Schülerverkehr. Rund um Lindow in Ostprignitz-Ruppin soll sich das mit einem Rufbus nun ändern. Von Björn Haase-Wendt

Ein silberner Kleinbus fährt am Lindower Marktplatz vor. Es ist das neue Rufbusangebot "Rufus", das ab dem 5. Mai in Ostprignitz-Ruppin an den Start geht. Mit dem Angebot sollen die Lindower Dörfer wie Keller, Banzendorf, Hindenberg und Gühlen besser per Bus an die Stadt angebunden werden. Von dort aus können die Fahrgäste weiter mit den bestehenden Plusbuslinien etwa nach Neuruppin.
 
Für Hindenbergs Bürgermeisterin Ivonne Schubert schon jetzt ein echter Gewinn, "da Hindenberg ja fast abgeschnitten ist, bis auf den Schulbus". Gerade für die Älteren, die mit dem Auto nicht mehr so mobil sind, sei das ein gutes Angebot. Und auch viele Jüngere würden zunehmend keinen Führerschein mehr machen und bräuchten dafür Alternativangebote, um mobil zu bleiben, sagt die ehrenamtliche Bürgermeisterin.

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Ergänzung zum dünnen Linienverkehr

Der "Rufus" ist eine Ergänzung zum regulären Linienverkehr, dort wo sich der reguläre Verkehr mit den großen Bussen bisher nicht lohnt. Das Besondere: der Kleinbus mit bis zu acht Plätzen fährt außerhalb des Schülerverkehrs ganz ohne Fahrplan und feste Zeiten. Nutzer können ihn also an Schultagen für Fahrten zwischen 8 und 12 Uhr sowie zwischen 17 und 21 Uhr rufen.
 
Damit seien auch Anschlüsse an die Züge etwa nach Berlin und die größeren Linien nach Neuruppin möglich. An Ferientagen kann der "Rufus" sogar für Fahrten zwischen 7 und 21 Uhr gerufen werden. Eine Fahrt muss spätestens 60 Minuten vorher gebucht werden. "Das geht über die App und alle, die nicht so digitalaffin sind, können den Fahrtwunsch telefonisch über die Mobilitäts-Zentrale in Neuruppin anmelden", erklärt Ulrich Steffen, Geschäftsführer der ORP-Busgesellschaft.

In Lindow besteht der Anschluss an die großen Plusbuslinien etwa nach Neuruppin und Rheinsberg. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)

In Lindow besteht der Anschluss an die großen Plusbuslinien etwa nach Neuruppin und Rheinsberg.

Keine Extrakosten für Nutzung

Sollte es mehrere Anfragen für einen gleichen Zeitraum geben, werden diese gebündelt und der Bus fährt die entsprechend gewünschten Haltestellen in den Dörfern an. Für die Fahrten können die regulären VBB-Tickets oder auch das Deutschlandticket genutzt werden, außerdem können Tickets beim Fahrer gekauft werden. "Einen Komfortzuschlag gibt es hier aber nicht, sonst muss man oftmals bei einem Rufbus einen Euro extra zahlen, das ist hier nicht der Fall", sagt Ostprignitz-Ruppins Landrat Ralf Reinhardt (SPD). Er hofft, dass viele das Angebot ausprobieren und es auch häufiger nutzen.

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Denn der "Rufus" erinnert stark an das "Luchmobil", das bis Sommer letzten Jahres ohne Fahrplan die kleinen sogenannten Horstdörfer rund um Fehrbellin verbunden hatte. Dort kam die On-Demand-Lösung aber nicht gut an. Zu groß waren die Vorbehalte gegenüber dem fahrplanlosen Busverkehr.
 
Das führte sogar dazu, dass die Dienste beim Luchmobil selbst bei den Busfahrern unbeliebt waren, räumt Ulrich Steffen von der OPR-Busgesellschaft ein: "Sein Geld im Schlaf verdienen, das ist ja gut und schön. Aber ich will ja auch gefordert werden und nicht nur irgendwo rumsitzen. Das war ein großes Handicap, wir hatten vor Ort keinen aktiven Partner gefunden."

Hoffnung auf stärkere Nutzung

Beim neuen Rufbus-Angebot in und um Lindow sei das nun anders. Zwei lokale Taxi- und Fuhrunternehmen übernehmen den Betrieb und sind mit ihren Kleinbussen bei Buchung schnell vor Ort. Auch gebe es in Lindow als staatlich anerkanntem Erholungsort mit dem Tourismus, der Sportschule und der Salus-Klinik ein deutlich besseres Potenzial für Fahrgäste, sind sich die Verantwortlichen von Landkreis und Busgesellschaft sicher.
 
Zudem wird mit dem flexiblen Rufbus-Angebot "Mohver" aus dem Nachbarkreis Oberhavel kooperiert. So sind Fahrten etwa bis zum Bahnhof nach Gransee möglich und können auch direkt zusammen bestellt werden. "In Keller muss einmal an der Haltestelle in der Kirche umgestiegen werden, aber die beiden Fahrzeuge treffen sich dann dort und der Kunde kommt so gesichert von A nach B", erklärt Alexander Greifenberg von der Oberhavel Verkehrsgesellschaft.
 
"Mohver" ist seit August 2023 rund um Gransee unterwegs. Für solch ein Angebot braucht es auch Durchhaltevermögen, sagt der Teamleiter Verkehrsplanung: "Es läuft aber zunehmend besser. Es muss sich rumsprechen und die Kunden müssen auch Vertrauen zum Angebot aufbauen." In Oberhavel wird deshalb bereits über eine Ausweitung des dortigen Angebots nachgedacht. In Ostprignitz-Ruppin muss sich der "Rufus" hingegen erst einmal beweisen. Zum Jahresende soll geschaut werden, wie das neue flexible Angebot rund um Lindow angenommen wurde.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.04.2025, 14:40 Uhr