
Brandenburg Ostprignitz-Ruppin: Mehr als 1.200 Menschen unterzeichnen Petition gegen Abschuss der Sikahirsche
Vor zehn Jahren entkamen in Ostprignitz-Ruppin Sikahirsche aus einem Gatter einer Privatperson. Die entlaufenen Tiere leben seit der Flucht frei und vermehren sich. Nun sollen sie abgeschossen werden. Dagegen regt sich Widerstand.
Der Widerstand gegen den Abschuss aller freilebenden Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin wächst. Innerhalb von vier Wochen haben mehr als 1.200 Menschen eine entsprechende Online-Petition [change.org] unterzeichnet, die fordert, die Tiere nicht weiter zu schießen. "Es ist unsere Verantwortung, diese Tiere vor unnötiger Gewalt zu schützen", heißt es darin.
Die Entscheidung müsse überdacht werden. Es gebe "sicherlich alternative Lösungen zum Umgang mit unserer gemeinsamen Tierwelt".
Der bisher unbekannte Initiator der Petition listet verschiedene Gründe gegen den Abschuss der Sikahirsche auf. Unter anderem werden Gefahren durch den Sikahirsch angezweifelt.
Die Petition richtet sich an das Brandenburger Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV). Das hatte Anfang April als Oberste Jagdbehörde per Bescheid den Abschuss aller freilebenden Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin gefordert. So solle verhindert werden, dass sich die Tiere weiter ausbreiten und möglicherweise die heimische Flora und Fauna beeinflussen. Warum das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt angeordnet wurde, ist unklar.
Die Sikahirsche werden vom Bundesamt für Naturschutz als "potenziell invasive Art" eingeschätzt [neobiota.bfn.de]. Das heißt, ihre Ausbreitung könnte zum Problem für andere Tiere oder auch Pflanzen werden.

Sikahirsche entkamen aus Gatter einer Privatperson
Vor rund zehn Jahren entkamen einige Sikahirsche aus einem Gatter einer Privatperson bei Neustadt (Dosse). Die aus Ostasien stammenden Tiere wurden dort gezüchtet, ihr Fleisch sollte verkauft werden.
Die entlaufenen Sikahirsche leben seit der Flucht frei in Ostprignitz-Ruppin und vermehren sich stetig. Es sollen mittlerweile rund 40 Tiere sein, tendenziell sogar mehr. Sie sollen in mindestens drei Rudeln leben - eines davon rund um Lohm.
Auch die Bürgermeisterin von Zernitz-Lohm, Sigrid Schumacher (Grüne), sprach sich gegen einen Abschuss der Tiere aus. "Ich kriege aus allen Ecken Anrufe und auch Bestätigung. Ich habe noch niemanden gehört, der sagte, die Tiere sollen abgeschossen werden - das will niemand", erklärte die Grünen-Politikerin im April in einem Gespräch mit dem rbb. Es habe nur positive Rückmeldungen gegeben.
MLEUV hält an Plänen fest
Trotz aller Kritik hält das MLEUV aber an seinen Plänen fest, bis Mai 2026 sollen demnach alle Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin erlegt werden. Das besätigte das Ministerium dem rbb am Dienstag auf Nachfrage. Mittlerweile sei auf Antrag örtlicher Jagdausübungsberechtigten auch die Schonzeit des Sikawildes per Bescheid ausgesetzt worden, hieß es weiter. Das gelte auch für die Jagd zur Nachtzeit.
Meldungen über bereits geschossene Sikahirsche liegen dem MLEUV als Oberste Jagdbehörde unterdessen noch nicht vor. Das heißt aber nichts, denn: Abschüsse werden zunächst durch die Jagdausübungsberechtigten in der Jagdstatistik erfasst, die dann über die Unteren Jagdbehörden weitergemeldet werden.