Ein Traktor fährt über ein trockenes, staubiges Feld (Bild: dpa)

Brandenburg EU-Förderung für Landwirte: Wenn ein Teil des Feldes subventioniert wird - und der andere nicht

Stand: 05.05.2025 14:36 Uhr

Die Südbrandenburger Böden sind schlecht - Landwirte erhalten deshalb Unterstützung von der EU. Die fällt allerdings unterschiedlich aus. Manchmal gibt es sogar bei ein und demselben Feld Unterschiede. Von Philipp Manske und Florian Ludwig

Der Acker, auf dem Landwirt Frank Neczkiewicz steht, sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus. Hier, in der Nähe von Finsterwalde (Elbe-Elster), baut Neczkiewicz Futterweizen an. Mehr gibt der Boden nicht her - die sandigen Böden in Südbrandenburg haben für Landwirte eine nur geringe Qualität.
 
Obwohl es sich um ein großes Feld handelt, wird der Acker von einer unsichtbaren Linie geteilt. Denn ein Teil des Feldes gehört zur Gemarkung Finsterwalde, der andere zur Gemarkung Drößig - und die Unterscheidung hat große Auswirkungen für Neczkiewicz. Er bekommt für den Teil des Ackers, der zu Finsterwalde gehört, nämlich keine Unterstützung von der Europäischen Union - für den anderen Teil schon.

Karte: EU-Hilfen für Landwirte. (Quelle: rbb)

Elbe Elster Finsterwalde Karte EU Hilfe

Tagebaue verhindern Einstufung als "benachteiligt"

Für die Behörden ist eine Hälfte des Feldes im Bezug auf den Boden benachteiligt, die andere hingegen nicht. Der sandige Boden ist aber auf beiden Seiten der Grenze der selbe.
 
Die EU-Richtlinie besagt: Wenn in einer Gemarkung mindestens 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche als benachteiligt gelten, können Fördermittel für alle Böden in diesem Gebiet beantragt werden. Die Gemarkung Finsterwalde fällt aber, anders als Drößig, nicht in diese Kategorie. Das liegt an mehreren ehemaligen Braunkohletagebauen in der Region.

Ascheböden laut Einschätzung "gute" Böden

Die rekultivierten Flächen der alten Tagebaue in der Region Finsterwalde gelten nicht als benachteiligt. Bei der Sanierung der alten Kohlegruben waren sie unter anderem mit feiner aber nährstoffarmer Filterasche verfüllt worden.
 
Bei der Betrachtung der Böden in der Gemarkung Finsterwalde sorgt das für eine Verzerrung, kritisiert Landwirt Neckiewicz. "Es hat einfach jemand ein Modell gemacht, mit dem gesagt wurde, je feiner die Bestandteile des Bodens sind, desto besser ist der Boden", sagt der Landwirt. Die Asche, die neben Sand in den Tagebauen verkippt worden sei, werde deshalb in dem Modell Lehm gleichgestellt, so Neckiewicz. "Also man nimmt in dem Modell an, das hier ist guter Boden - ist es aber nicht", sagt der Landwirt.

Symbolbild: Milchkühe fressen am Morgen im Stall auf dem Hof. (Quelle: dpa/Büttner)
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Erfolglose Nachfrage beim Ministerium

Neckiewiczs Böden sind grobkörnig und sandig und erfüllen damit seinen Angaben zufolge eigentlich die Voraussetzung für die EU-Hilfen. Bis vor wenigen Jahren bekam er die Förderung auch für seine gesamte Fläche. Nun bewirtschaftet er etwa 800 Hektar, für die die Förderung nicht mehr ausgezahlt wird. Neckiewicz gehen so jährlich mehr als 20.000 Euro verloren, wie er sagt.
 
Der Südbrandenburger Bauenverband sieht darin ein Problem für die gesamte Region. Rund 10.000 Hektar Landwirtschaftsfläche seien im Süden des Landes aus der EU-Förderung gefallen, sagt Präsident Thomas Göbel. "Diese Ausgleichszahlungen sind ein fester Bestandteil im Einkommen und gerade in den letzten Jahren mit den vielen Wetterextremen, mit den vielen Tiefschlägen, die wir haben, zählt jedes Einkommen", so Göbel. Die Bauern seien auf die EU-Hilfen angewiesen.
 
Landwirt Frank Neckiewicz hat sich deshalb erneut an das Brandenburger Landwirtschaftsministerium gewandt. Bislang habe er allerdings keine Rückmeldung erhalten. Einfluss könnte die Landesregierung durchaus nehmen, denn regionale Unterschiede können und sollen von den Bundesländern berücksichtigt werden - obwohl das Geld von der EU kommt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 03.05.2025, 19:30 Uhr