Gedenken in der neuen Wache in Berlin

Brandenburg Berlin Wie an den 8. Mai 1945 erinnert wird - und warum dafür Polizeiauflagen gelten

Stand: 05.05.2025 13:34 Uhr

In Berlin ist Feiertag, in Brandenburg nicht: In der Region wird am 8. und 9. Mai des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht. Wegen Russlands Krieg in der Ukraine gelten teils besondere Polizeiauflagen. Außerdem sind bestimmte Gäste unerwünscht.

Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal. In Berlin ist dieser Tag erneut zum Feiertag erklärt worden. In Brandenburg ist der Tag ein Gedenktag, arbeitsfrei gibt es jedoch nicht.

Kapitulation am 8. Mai 1945 unterschrieben

Der 8. Mai 1945 markierte mit der Kapitulation Deutschlands das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, in dem Millionen Menschen ermordet wurden. In den letzten Tagen vor dem Ende rückten sowjetische Streitkräfte immer weiter nach Berlin vor. Am 16. April hatten sich die Truppen an der Lausitzer Neiße und auf den Seelower Höhen positioniert, um den finalen Angriff auf die Hauptstadt einzuleiten. Große Teile der NS-Führung verließen mit dem absehbaren Ende des Krieges vor Augen Berlin, Adolf Hitler und Joseph Goebbels harrten bekanntermaßen in einem Bunker in der Stadt aus.
 
Am 30. April hissten sowjetische Soldaten die Fahne der roten Armee auf dem Reichstag. Etwa eine Woche später, am 8. Mai, unterzeichnete Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte.

Blick auf die Mauer der Nationen mit der Skulptur "Frauengruppe" auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück (Quelle: DPA/Jens Kalaene)
"Verstehe nicht, warum man in die Schützengräben der 50er Jahre zurück will"
Bei einer Debatte zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Brandenburger Landtag spricht ein AfD-Politiker nahezu ausschließlich von deutschen Opfern. Dabei wird ein Historiker zitiert, der nun von einer Verzerrung seiner Forschungsarbeit spricht.mehr

Polizei schützt Gedenken

Die Hauptstadt setzt mit dem 8. Mai als Feiertag eine Tradition fort, die sie bereits 2020 zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus begonnen hatte. Offiziell begründet wurde das mit der besonderen historischen Bedeutung des Datums. Diese Entscheidung hat auch eine politische Dimension: Der Koalitionsvertrag sieht diesen Schritt bereits vor. Die Festlegung von Feiertagen ist Ländersache.
 
In Berlin und in Brandenburg sind mehr als 60 Gedenkveranstaltungen für den 8. und 9. Mai geplant. Die Berliner Polizei gab im Vorfeld bereits an, an beiden Tagen an Gedenkstätten und Ehrenmalen präsent zu sein, um ein würdevolles Gedenken zu gewährleisten.
 
Für sowjetische Ehrenmale gelten demnach besondere Regeln: So ist unter anderem das Tragen militärische Uniformen und Abzeichen an diesen beiden Tagen dort verboten, genau wie das Zeigen russischer Fahnen und der Buchstaben V und Z. Ausgenommen davon sind aber Veteranen des Weltkriegs, Diplomaten und Vertreter von Staaten, die stellvertretend für die damals beteiligten Staaten an Gedenkveranstaltungen teilnehmen.

Skulptur "Mutter mit totem Sohn" von Käthe Kollwitz in der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nach der Niederlegung von Kränzen zum Volkstrauertag. Berlin, 17.11.2024
Berlin lädt zum Gedenken an Kriegsende keine Vertreter anderer Staaten ein
mehr

Senat verzichtet auf ausländische Gäste

Zahlreiche Kranzniederlegungen von staatlichen Institutionen, Parteien und Initiativen sind auch an den drei sowjetischen Ehrenmalen im Treptower Park, am Brandenburger Tor und in der Schönholzer Heide geplant. Dazu kommt auch ein stilles Gedenken mit dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev und Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) an der Neuen Wache.
 
Wegen des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine lädt der Berliner Senat zu den offiziellen Veranstaltungen des Landes keine ausländischen Gäste ein - weder aus Russland noch aus der Ukraine oder anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. In der Roten Armee kämpften Soldaten aus allen damaligen Teilrepubliken der Sowjetunion, auch aus der Ukraine.
 
Bei Gedenkveranstaltungen der KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück waren russische Vertreter unerwünscht. Jene auszuschließen hatte auch das Auswärtige Amt geraten. Auf den Seelower Höhen in Märkisch-Oderland war der russische Botschafter allerdings willkommen.

Russisch-nationalistische Motorradfahrer erwartet

Gerechnet wird damit, dass Russlands Botschafter Sergej Netschajew wie in den Vorjahren am Freitag, den 9. Mai, Kränze am Ehrenmal im Treptower Park niederlegt. An dem Tag feiert Russland den Sieg über Nazi-Deutschland.

Erwartet werden auch Mitglieder des pro-russischen und nationalistischen Motorradclubs "Nachtwölfe", die in den letzten Jahren aus Osteuropa nach Deutschland fuhren und an das Ehrenmal in Treptow Kränze legten. Die Polizei begleitete sie eng, Zwischenfälle gab es nicht.

Archivbild:Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstaetten, aufgenommen im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag der Befreiung in der Gedenkstaette und Museum Sachsenhausen in Oranienburg am 18.04.2021.(Quelle:picture alliance/Photothek/F.Zahn)
"Die Stimmen der Zeitzeugen werden uns fehlen"
Am 22. April 1945 wurde das Konzentrationslager Sachsenhausen befreit. 80 Jahre später gibt es nur noch wenige Überlebende. Es ist Zeit, neue Formen der Erinnerung an die Gräuel der NS-Zeit zu finden, sagt Axel Drecoll, Leiter der Gedenkstätte.mehr

Veranstaltungen am 8. Mai

  • Ab 9:30 Uhr, Berlin-Gatow, Jugendfußballturnier als Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus
  • 10 Uhr, Gedächtniskirche in Berlin, Ökumenischer Gottesdienst unter Teilnahme von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
  • Ab 10 Uhr, Museum Berlin-Karlshorst, Kurzführungen zum historischen Ort der Kapitulation
  • 10 - 12 Uhr, von Tempelhof nach Karlshorst, Historische Fahrradtour zum Ort der Kapitulation
  • 11 - 12 Uhr, Dorotheenstädtischer Friedhof in Berlin, Sonderführung auf des Evangelischen Friedhofsverbans
  • 11 - 16 Uhr, Rudolph-Jungck-Park in Berlin, Kunstinstallation "Nachhall 8. Mai"
  • 12:30 Uhr, Deutscher Bundestag in Berlin, Gedenkstunde
  • 13:30 Uhr und 17:30 Uhr, Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Berlin, Führungen zum Thema "Vergessene Befreiung"
  • 15 Uhr, Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam, Sonderführung Justizterror und Befreiung, Entnazifizierung und Diktaturdurchsetzung
  • 15:30 Uhr, Akademie der Künste in Berlin, Buchvorstellung "Berlin im Nationalsozialismus - Abriss einer Stadtgeschichte" von Christoph Kreutzmüller und Bjoern Weigel
  • 16 Uhr, Märkischer Platz in Rathenow, "Rathenow erinnert"
  • 16 Uhr, Alte Münze in Berlin, Begegnung mit Teilnehmern einer Geschichtskonferenz für junge Menschen aus der ganzen Welt
  • 18 Uhr, Garnisonkirche in Potsdam, Gedenkgottesdienst
  • 19 Uhr, Geschichtswerkstatt Nowawes in Potsdam, "Antifaschistisches Denken"

Veranstaltungen am 9. Mai

  • Treptower Park in Berlin, Führungen über das Ehrenmal im Treptower Park
  • 14 - 20 Uhr, Alter Markt in Potsdam, Open-Air Fest