Das Schild, das in Dissen vor dem Storch warnt (Bild: rbb/Mastow)

Brandenburg Der "Sturzflug-Storch" ist wieder nach Dissen zurückgekehrt

Stand: 06.05.2025 15:09 Uhr

In den vergangenen Jahren war ein Storch in Dissen immer wieder durch abenteuerliche Sturzflüge aufgefallen. Autofahrer erschreckten sich, die Gemeinde stellte ein Warnschild auf. Nun ist der Storch erneut in den Ort zurückgekehrt.

Er soll sich "auf die Lauer gelegt" und "gezielt" auf Autos zugeflogen sein - so zumindest hieß es über den "Schmiedestorch" in Dissen (Spree-Neiße), benannt nach seinem Nistplatz an der alten Schmiede. In den vergangenen beiden Jahren war Storch durch seine waghalsigen Flugmanöver aufgefallen. Das Dorf sah sich sogar genötigt ein eigenes Warnschild für den Storch aufzustellen, damit Autofahrer nicht zu stark erschreckt werden.
 
Erklärt wurde das Verhalten zunächst mit der Unerfahrenheit des Tieres: Er habe offenbar noch keine schlechten Erfahrungen mit Menschen und Fahrzeugen gemacht und sei entsprechend unvorsichtig, so die Vermutung. Im Dorf waren auch viele der Überzeugung: Es ist ein waghalsiger Junggeselle.
 
Im vergangenen Jahr erschienen dann zwei Tiere auf der Schmiede, ein Storchenpärchen - und die Sturzflüge fanden weiter statt. Damit war plötzlich nicht mehr klar, welches Tier sich so wagemutig vor die fahrenden Autos gestürzt hatte: Männchen oder Weibchen?

Der auffällige Storch auf dem Dissener Friedhof (Bild: rbb/Kabisch)
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Unklar, ob "Problemstorch" männlich oder weiblich ist

Dietmar Haufe, der in Dissen Storchenführungen anbietet und die Tiere gut kennt, weist darauf hin, dass man weibliche und männlichen Störche nicht unterscheiden könne. Daher sei auch nicht ganz klar, welcher Partner der "Problemstorch" ist.

"Auf jeden Fall ist es ein Verhalten, das durch äußere Umstände bedingt ist", erklärt Haufe. Vieles spreche auch dafür, dass zumindest einer der beiden Störche die Nähe zum Menschen gewöhnt ist. "Vielleicht eine Handaufzucht", so Haufe.

Ein Verkehrsschild mit einem Storch darauf warnt vor dem Storch, der im Hintergrund in seinem Nest zu sehen ist (Foto: rbb/Franceschina)
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Abflug per Sturzflug

Haufe als "Storchenvater" des Dorfs gibt sich Mühe, die Tiere in Schutz zu nehmen. "Ein Storch stürzt sich nach vorn aus seinem Nest raus, wenn er losfliegen will", so Haufe. Liegt die Straße dabei vor ihm, sei es schnell möglich, dass das Tier nur etwa zwei Meter über dem Boden fliegt. "Wenn dann ein Autofahrer kommt , st das schon unangenehm."
 
Allerdings habe Haufe noch nie bemerkt, dass sich auch der betreffende Storch bei diesen Aktionen erschreckt habe. Die Autofahrer seien es, die überrascht worden seien. Und: "Wir hatten letzte Woche auch wieder eine deutlich hörbare Bremsung durch einen Autofahrer", sagt Haufe. Aber machen könne man nichts, "es ist so, wie es ist", sagt Haufe pragmatisch.

Storch hat Dissen bekannter gemacht

Der waghalsige Storch hat derweil Dissen ein bisschen bekannter gemacht. "Nahezu jede Führung begann damit, 'Sehen wir diesen berühmten Storch?'", blickt Haufe auf die letzten Veranstaltungen zurück. Das aktuelle Storchenjahr gehe gut an, so Haufe: Wie in den beiden Vorjahren sind schon jetzt zwölf Storchennester im Dorf besetzt, von insgesamt 19.
 
Auch das Warnschild steht in diesem Jahr wieder, doch es ist leicht verändert worden. Um das eigentlich rot-weiße Schild zieht sich nun ein blauer Rahmen. Das liege an der Straßenverkehrsordnung, erklärt Haufe. Dreieckige Verkehrsschilder mit rotem Rahmen seien bestimmten Situationen vorbehalten. "Wir sind nicht berechtigt, so ein Schild aufzustellen, also haben wir die sorbischen Farben mit eingebracht: rot, blau und weiß", sagt Haufe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.05.2025, 15:10 Uhr