
Berlin Tel Aviv wird neue Partnerstadt von Berlin - was das bedeutet
Berlin hat am Montag seine 19. Städtepartnerschaft abgeschlossen – diesmal mit Tel Aviv. Doch was steckt hinter diesen kommunalen Freundschaften? Ein Blick auf Geschichte, Politik und den Sinn von Städteverbindungen.
18 Städtepartnerschaften hat Berlin bereits, nun ist eine 19. hinzugekommen: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und sein Amtskollege in der israelischen Metropole Tel Aviv, Ron Huldai, unterzeichneten am Montag ein entsprechendes Abkommen im Roten Rathaus.
Kultureller und wirtschaftlicher Austausch
Die Idee der Städtepartnerschaft entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, um Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenführen. Städtepartnerschaften bedeuten mehr als das wechselseitige Aufstellen von Stadtwappen auf zentralen Plätzen. Das eigentliche Ziel dieser kommunalen Kumpeleien ist der kulturelle und wirtschaftliche Austausch zwischen den Partnern.
West-Berlin war seit 1967 mit dabei - damals wurde eine Partnerschaft mit Los Angeles beschlossen, die bis heute anhält. Bemerkbar machte sie sich vor allem in einer gemeinsamen Leidenschaft beider Städte: der Filmbranche. Außerdem knüpfte man im Vorwende-Westen Beziehungen nach Paris und 1989 nach Istanbul.
In Ost-Berlin hingegen entstanden in den 1980er Jahren Verbindungen mit Mexiko-Stadt, Madrid und Peking, und natürlich mit den Hauptstädten der sozialistischen Bruderländer, Moskau, Budapest, Prag und Warschau - auch diese Beziehungen existieren bis heute.
Von London über Taschkent und Windhuk bis Tokio
Rund um die Wiedervereinigung kommen dann weitere Städte hinzu - von London über Taschkent und Windhuk bis Tokio. Neben gemeinsamen Kulturprojekten tauscht man sich vor allem über Themen wie Stadtentwicklung und Infrastruktur aus – schließlich kann das, was in der einen Metropole funktioniert, ja auch in der anderen ganz gut klappen.
Je nach Partnerschaft haben sich gemeinsame Projekte in Bereichen wie Klimaschutz, Kultur, Integration oder Jugendsport etabliert. Die Städtepartnerschaften können aus unterschiedlichen Aktivitäten bestehen: von Konferenzen zu aktuellen politischen Themen, über Jugendcamps, Studierendenaustausche, hin zu Wirtschafts- oder Verwaltungsaustausch. Es gibt zahlreiche Kooperationen, etwa zwischen zoologischen Gärten, gegenseitige Kunstausstellungen und Gastspiele renommierter Orchester und Chöre oder bilaterale Ausbildungsprojekte.
Mit seiner Partnerstadt London tauscht sich Berlin laut Senatskanzlei in den Bereichen Jugendkriminalität und Wiedereingliederung von straffällig gewordenen jungen Menschen aus. Mit der Partnerstadt Buenos Aires hätten sich Beziehungen auf den Gebieten Erneuerbare Energien und Mobilität entwickelt.

Freundschaft mit Moskau liegt auf Eis
Doch Städtepartnerschaften haben auch eine politische Dimension: So liegt die Freundschaft mit der russischen Hauptstadt seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vorerst auf Eis – auch aufgrund der Rolle des Moskauer Bürgermeisters, Sergei Semjonowitsch Sobjanin, der – so die Berliner Landesregierung – als nicht-ständiges Mitglied im nationalen Sicherheitsrat eine Mitverantwortung für den russischen Angriffskrieg trage.
Der Berliner Senat will mit dem vorläufigen Abbruch der Beziehungen zu Moskau unterstreichen, dass er Russlands Vorgehen in der Ukraine verurteile. Dafür unterschreiben Kai Wegner und der Bürgermeister von Kiew, Vitalij Klitschko, im September 2023 eine Partnerschaft zwischen der deutschen und der ukrainischen Hauptstadt.

Berlin und Tel Aviv: Gemeinsam gegen Antisemitismus
Politische Beweggründe gibt es auch bei der neuen Partnerschaft mit Tel Aviv: Berlins Regierender Bürgermeister will mit mehr Austausch zwischen beiden Städten auch dem wachsenden Antisemitismus gemeinsam begegnen. "Berlin war die Stadt, in der die Shoah geplant und durchgesetzt wurde. Berlin hat daher eine besondere Verantwortung und Verpflichtung gegenüber Israel und zum Schutz von jüdischem Leben in Berlin", sagte Kai Wegner.
Neben den nun 19 Städtepartnerschaften Berlins existieren übrigens noch weitere Kooperationen: Die Berliner Bezirke haben seit Kriegsende insgesamt 145 eigene bundesweite und internationale Verbindungen mit Kommunen und Städten aufgebaut. Einige davon gehen die weit bis in die 1950er Jahre zurück, andere - vor allem mit Orten in der Ukraine oder in Israel - sind erst kürzlich dazugekommen.
Rekordhalter ist dabei Charlottenburg-Wilmersdorf: Der West-Berliner Bezirk unterhält acht Städtepartnerschaften mit deutschen Städten und Landkreisen und ganze 15 weitere mit Kommunen in europäischen Ländern, in der Türkei und in China. Dazu kommen zwei Partnerschaften mit Einheiten der Bundeswehr.
Mit Material von Oda Tischewski.
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.05.2025, 7:00 Uhr