
Berlin Tausende Besucher und einige Polizeieinsätze bei Gedenkveranstaltungen in Berlin
Mit vielen Gedenkveranstaltungen in Berlin und Brandenburg ist am Donnerstag an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 80 Jahren erinnert worden. Mit einem Großaufgebot sicherte die Polizei Orte und Veranstaltungen in der Hauptstadt - und hatte mehrere Einsätze.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben in Berlin und Brandenburg tausende Menschen der Opfer gedacht und die Befreiung von der NS-Diktatur gewürdigt.
Allein in Berlin gab es etwa 40 Veranstaltungen, die nach Angaben der Polizei ruhig und würdevoll verliefen.
Gedenken in Berlin und Brandenburg
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Gedenken an die Neue Wache in Mitte.
Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die Rede von Steinmeier bei einer Gedenkstunde im Bundestag. Darin ging er Russland scharf an, kritisierte aber auch die Entwicklung der USA unter Präsident Donald Trump. Zur Gedenkstunde im Bundestag waren diplomatische Vertreter aus aller Welt geladen - nicht jedoch aus Russland und Belarus. Wegen des Krieges in der Ukraine waren zudem rund um den Jahrestag des Kriegsendes Flaggen der untergegangenen UdSSR am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow verboten.
An verschiedenen Orten fanden Kranzniederlegungen statt: in Berlin unter anderem an der Neuen Wache und dem sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide; in Brandenburg am Ehrenmal Seelower Höhen. In der Potsdamer Garnisonkirche fand am Abend eine Gedenkveranstaltung mit Gästen aus Polen und Frankreich statt.
Woidke erinnert an die Verantwortung gegenüber den Überlebenden
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) berichtete bei einer Gedenkveranstaltung im Paulikloster in Brandenburg an der Havel von Zeitzeugengesprächen, die er in den vergangenen Tagen geführt habe. Die Verantwortung gegenüber den Überlebenden, die die Tötungsmaschinerie der Nazis miterlebt hätten, sei ein wichtiger Grund, gegen den sich ausbreitenden Rechtsextremismus zu kämpfen.
"Sie berichten von den schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann", so Woidke. Das Mindeste, was sie erwarten könnten, sei, dass wir sie in ihrem Einsatz unterstützen. Die Gesellschaft müsse "den neuen verkappten Nazis sagen: "Bis hierhin und keinen Schritt weiter,"
Zeigen von Fahnen und Flaggen mit russischem Bezug untersagt
Die Berliner Polizei sicherte nach eingenen Angaben das Gedenken mit rund 1.900 Einsatzkräften ab. Verwiesen wurde dabei etwa auf eine sogenannte Allgemeinverfügung an sowjetischen Ehrenmalen.
Darin wurde unter anderem für die Zeit vom 8. Mai morgens bis 9. Mai 2025 abends untersagt das Zeigen von Flaggen und Fahnen mit russischem Bezug im Umfeld verschiedener Ehrenmale, wie auch am Sowjetischen Ehrenmal Treptow. Diese Entscheidung hatte das Verwaltungsgericht am Mittwoch bekannt gegeben. Zur Begründung hieß es, das Verbot sei gerechtfertigt, um ein ruhiges Gedenken zu ermöglichen.
In Berlin kamen viele Besucher zu den drei sowjetischen Ehrenmalen und legten Blumen nieder. In Treptow stand vor der riesigen Statue ein Kranz in den Farben der Ukraine mit der Aufschrift "Gegen Invasoren". Am Ehrenmal im Tiergarten demonstrierten Menschen mit
großen ukrainischen Flaggen. Dort störte nach Angaben der Polizei ein Mann mit einer Nato-Flagge das ruhige Gedenken. Er sei von Polizisten angesprochen und wegbegleitet worden, sagte ein Polizeisprecher.

Menschen besuchen am 8. Mai 2025 die Open-Air-Ausstellung mit dem Titel "... endlich Frieden?!" vor dem Brandenburger Tor.

Prorussische Biker an Gedenkorten - Polizisten vor Ort
Am Brandenburger Tor versuchten nach Polizeiangaben mehrere Menschen, prorussische Banner und eine Fahne aufzuhängen. Acht Personen seien kurz vor 6.30 Uhr mit einer Leiter auf das Dach eines Nebengebäudes des Berliner Wahrzeichens geklettert, teilte die Polizei bei X mit. Auf das Tor selbst gelangten sie laut Angaben eines Polizeisprechers nicht. Es wurden Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch eingeleitet.
In Brandenburg besuchten prorussische Motorradfahrer der nationalistischen "Nachtwölfe" zwei sowjetische Gedenkorte in Schönwalde (Havelland) und Baruth (Teltow-Fläming) und legten Kränze nieder, bevor sie Richtung Berlin aufbrachen. Polizisten waren vor Ort. Die russischen Biker waren Ende April in Moskau gestartet. Wie im vergangenen Jahr fahren sie auf einer umstrittenen "Siegesfahrt" von Moskau nach Berlin.

Vor dem Museum Karlshorst, Ort der Kapitulation, organisiert die VVN-BdA am 8. Mai 2025 eine mehrerer dezentraler Gedenkkundgebungen. Im Anschluss fährt ein Fahrradkorso zum Bebelplatz.
Russischer Botschafter legt am Mahnmal in Schönholz einen Kranz nieder
Der russische Botschafter Sergej Netschajew legte am sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide (Pankow) einen Kranz nieder, erschien dabei - ebenso wie seine Begleiter - mit dem sogenannten St.Georgs-Band am Revers. Die Berliner Polizei hatte auch das Tragen dieses Bandes für den 8. und 9. Mai in der Nähe der sowjetischen Ehrenmale verboten. Diplomaten und Veteranen der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sind davon aber ausgenommen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 08.05.2025, 19:30 Uhr