
Neue Zollrunde Wieder mehr Unsicherheit an der Wall Street
US-Präsident Trump hat die Wall Street mit neuen Zöllen erneut verunsichert. Dieses Mal waren Medienaktien die großen Verlierer. Der DAX zeigte derweil weiter keine Ermüdungserscheinungen.
Bei so manchem Anleger an der Wall Street dürften mittlerweile die Nerven blank liegen. Angesichts neuer Zölle und des anstehenden Zinsentscheids der US-Notenbank im weiteren Wochenverlauf sind sie keine großen Risiken eingegangen. Dies bescherte der Wall Street einen lustlosen Wochenstart und am Ende mäßige Verluste.
Am besten hielt sich der Leitindex Dow Jones, der bis zum Schluss um seinen Schlussstand vom Freitag schwankte. Am Ende schloss der Index bei 41.218 Zählern um 0,24 Prozent tiefer. Der marktbreite S&P 500 verlor 0,64 Prozent und die technologielastige Nasdaq gab 0,74 Prozent nach. Der Auswahlindex Nasdaq 100 endete ebenfalls um 0,64 Prozent leichter.
Derweil ging das Hin und Her der US-Regierung in puncto Zölle heute in eine weitere Runde. US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag einen Zoll von 100 Prozent auf Filme angekündigt, die außerhalb der USA produziert werden. Allerdings ließ er offen, wie die Abgaben umgesetzt werden sollen.
Die Einführung neuer Zölle schürte erneut die Furcht vor den Folgen eines globalen Handelskriegs. "Die Märkte mögen Gewissheit, und die Anleger wachten heute Morgen mit größerer Unsicherheit darüber auf, was mit den Zöllen passieren könnte", sagte Adam Sarhan von 50 Park Investments.
Die Filmzölle setzten vor allem die Aktien von Video-Streaming-Anbietern wie Netflix und Paramount Global unter Druck, die zeitweise mehr als vier beziehungsweise mehr als zwei Prozent nachgaben. Investoren seien besorgt, dass noch mehr Branchen ins Visier geraten könnten, die für die US-Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind.
Ein weiteres Thema, das heute hohe Wellen in New York schlug: Der legendäre US-Investor Warren Buffett will nach mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der 94-Jährige auf der Aktionärsversammlung von Berkshire. "Die Zeit ist gekommen."
Zum Wochenstart standen nur wenige Wirtschaftsdaten im Terminkalender. Einen Lichtblick lieferten aber die US-Dienstleister, die etwas schneller zulegten als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für Mai stieg zum Vormonat um 0,8 Punkte auf 51,6 Punkte, wie das Institut heute mitteilte.
"Konjunktursorgen in den USA werden damit einhergehend leicht gedämpft, obwohl das Pendant in der Industrie bereits gesunken war und unterhalb der wichtigen 50er-Marke liegt", sagte Helaba-Ökonom Ralf Umlauf. "Die US-Notenbank Fed dürfte sich zunächst in ihrer abwartenden Haltung bezüglich weiterer Lockerungen der Geldpolitik bestätigt sehen und tendenziell werden die Zinssenkungserwartungen gedämpft." Werte über 50 Punkte signalisieren wirtschaftliches Wachstum.
Der deutsche Aktienmarkt zeigte auch zum Start in die neue Woche keinerlei Ermüdungserscheinungen. Der Leitindex DAX erreichte im Tageshoch 23.364 Punkte und blieb damit nur einen Wimpernschlag unter seinem Rekordhoch aus dem März bei 23.476 Zählern. Am Ende gewann der Index 1,12 Prozent auf 23.344 Punkte. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte stieg in ähnlicher Höhe um 0,99 Prozent auf 29.618 Zähler.
In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex aufgrund von Entspannungssignalen im Handelskrieg zwischen China und den USA bereits 3,8 Prozent zugelegt. Diese Aussicht trug auch heute den Aufschwung.
"Die Hoffnung auf Handelsdeals hat zuletzt alles überstrahlt und für neue Euphorie gesorgt", sagte Thomas Altmann von QC Partners. "Jetzt muss sich zeigen, dass diese Euphorie auch von Verhandlungsergebnissen bestätigt wird."
Die fast schon euphorische Reaktion auf erste Annäherungsversuche zwischen den beiden Ländern in der vergangene Woche zeigt aber auch, dass der Aufschwung zu einem Gutteil auf des Messers Schneide steht.
So bleibt etwa Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets skeptisch: "Die Kurse werden von der Hoffnung getragen, dass sich das Zoll-Thema am Ende in Luft auflöst. Dies aber könnte ein Wunschtraum bleiben und der Vertrauensschaden, den Trump angerichtet hat, sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden."
Denn die erratischen Zollentscheidungen von US-Präsident Trump bleiben weiter unkalkulierbar. Dass dies meist negative Auswirkungen auf so manche Unternehmensbilanz hat, wurde zuletzt ebenfalls deutlich. Aber derzeit werden warnende Töne zurückgestellt, schließlich will niemand die Party verpassen, sollten sich die beiden Wirtschaftsgroßmächte doch noch einigen.
In London holten Anleger den 1. Mai nach, die Börse dort blieb deshalb zum Wochenanfang geschlossen und Impulse von dort somit auch. Auch in Asien ruhte heute der Handel an den großen Marktplätzen in Japan, China und Südkorea.
Der Kurs des Euro hat sich heute kaum bewegt, auch die US-Konjunkturdaten der Einkaufsmanager haben den Markt wenig bewegt. Zuletzt notierte die europäische Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,1316 Dollar. Sie kostete damit etwas weniger als im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1343 (Freitag: 1,1343) Dollar fest.
Die Aussicht auf höhere Fördermengen des Ölkartells OPEC+ setzte die Preise für die marktführenden Ölsorten Brent und WTI unter Druck. Das Nordseeöl Brent fiel in der Spitze um 4,6 Prozent auf 58,50 Dollar je Fass, das US-Öl WTI wurde mit 55,30 Dollar je Fass bis zu 5,1 Prozent billiger gehandelt. Das waren die tiefsten Stände seit fast einem Monat. Zuletzt haben sich die Kurse allerdings wieder etwas erholt, blieben aber im Minus.
Die OPEC+, die Organisation erdölexportierender Länder sowie Russland und anderer Verbündeter, hatte sich am Samstag darauf geeinigt, die Ölproduktion den zweiten Monat in Folge zu beschleunigen und die Produktion im Juni um 411.000 Barrel pro Tag zu steigern. Das schürt am Markt Sorgen vor einem Angebotsüberschuss.
Die Rheinmetall-Aktie ist zu Wochenbeginn erstmals über die Marke von 1.600 Euro gestiegen und war bester DAX-Wert. In der Spitze geht es bis auf ein neues Rekordhoch von 1.634,50 Euro aufwärts, zuletzt wurden im XETRA-Handel 1.627,00 Euro bezahlt. Spekulationen auf weltweit steigende Verteidigungsausgaben und eine positive Analysten-Schätzung treiben den Kurs. Die UBS hat ihr Kursziel für Rheinmetall von 1.600 auf 1.840 Euro angehoben.
Die VW-Tochter Audi ist schwach ins neue Jahr gestartet und hat im ersten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern des Konzerns, zu dem auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören, lag in den ersten drei Monaten 2025 bei 630 Millionen Euro nach 736 Millionen Euro im Vorjahr. Das Chinageschäft schwächelt weiter, hinzu kommen Unsicherheiten durch US-Importzölle.
Airline-Aktien waren zu Wochenbeginn gefragt. Im MDAX stiegen Lufthansa-Aktien um 2,3 Prozent. In Paris zogen Papiere von Air France deutlich an. Hintergrund sind die fallenden Ölpreise - für Airlines ist Treibstoff der wichtigste Kostenblock.
Der schwäbische Elektrotechnik-Zulieferer Pfisterer will mit seinem geplanten Börsengang am 14. Mai in Frankfurt bis zu 202 Millionen Euro einnehmen. Bis zu 101,5 Millionen Euro davon fließen an das Familienunternehmen selbst, der Rest geht an die Großaktionäre Karl-Heinz Pfisterer und Anna Dorothee Stängel. Die Aktien werden ab morgen bis zum 12. Mai in einer Spanne von 25 bis 29 Euro zur Zeichnung angeboten. Pfisterer wäre der erste nennenswerte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr.
BioNTech will bis Ende 2025 einen ersten Zulassungsantrag für ein Krebsmedikament einreichen. Geplant sei der Antrag in den USA für eine Art Chemotherapie der nächsten Generation gegen Gebärmutterkrebs, teilten die Mainzer mit. Dabei sollen Wirkstoffe der Chemotherapie mit Hilfe von Antikörpern gezielter an Krebszellen gebracht werden.
Die Aussicht auf eine Zulassung für eine neue Darreichungsform des Abnehmmittels von Novo Nordisk in den USA stützt die Aktie des dänischen Pharmaunternehmens. Die US-Arzneimittelbehörde FDA habe den Antrag auf Zulassung der Tablettenform von Novos Abnehmspritze Wegovy angenommen, teilte das Unternehmen mit. Die endgültige Entscheidung sei für das vierte Quartal geplant.
Bei einer Zulassung wäre es das erste Medikament zur Gewichtsreduktion in Tablettenform, das den Effekt des körpereigenen GLP-1-Hormons nachahmt und so das Hungergefühl verringert. Novo steht mit dem Präparat im Wettbewerb mit dem US-Rivalen Eli Lilly, der an ähnlichen Produkten arbeitet.
In der britischen Ölindustrie könnte es demnächst zu einer Megaübernahme kommen. Shell arbeite mit Beratern an der Prüfung des möglichen Kaufs von BP, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertrauter Personen. Shell warte aber auf einen weiteren Verfall des Aktienkurses von BP und der Ölpreise, hieß es in den Kreisen weiter.
Der Mobilfunkanbieter Vodafone hat ein Spam-Warnsystem eingeführt, mit dem Handynutzer vor Telefon-Abzocke geschützt werden sollen. Bekommt ein Vodafone-Kunde einen Anruf von einer dubiosen Nummer, so erscheint ab sofort die Anzeige "Vorsicht: Betrug möglich!" auf seinem Smartphone-Display. Der Kunde kann den Anruf zwar weiterhin annehmen, ist durch die Anzeige aber gewarnt.
Die Schuhmarke Skechers wechselt für mehr als neun Milliarden Dollar den Besitzer. Käufer ist die Investmentgruppe 3G Capital. Gründer und Chef Robert Greenberg soll Skechers auch nach dem geplanten Rückzug von der Börse weiterführen, teilten die Unternehmen mit.
3G will 63 Dollar pro Aktie zahlen - ein deutlicher Aufpreis auf den Schlusskurs von 49,37 Dollar vom Freitag. Es ist immer noch ein deutlicher Abschlag im Vergleich zu den fast 80 Dollar, die das Papier in der Spitze noch im Januar kostete. Skechers hatte im April unter Verweis auf die Unsicherheit durch Importzölle von US-Präsident Donald Trump die Geschäftsprognose für dieses Jahr zurückgezogen.
Greenberg, der zuvor LA Gear gegründet hatte, steht seit dem Start Anfang der 90er Jahre an der Spitze von Skechers. Die Marke setzte von Anfang an auf Prominente als Werbefiguren - darunter waren Britney Spears und Christina Aguilera. Derzeit gehört Fußballstar Harry Kane von Bayern München dazu.
Nach monatelangen Vorbereitungen gibt OpenAI die Pläne für eine Transformation in ein rein kommerzielles Startup auf. Der ChatGPT-Entwickler sei als gemeinnützige Organisation gegründet worden und werde aktuell von einer gemeinnützigen Organisation kontrolliert, schrieb Mitgründer und Chef Sam Altman heute in einem Brief an die Beschäftigten.
Ende vergangenen Jahres hatte OpenAI angekündigt, dass die gleichnamige gemeinnützige Organisation, die den ChatGPT-Entwickler kontrolliert, ihre Mehrheit abgeben soll. Den dahinter stehenden Überlegungen zufolge kann OpenAI danach wie ein gewöhnliches Startup agieren und wäre für Investoren attraktiver. Kritiker hatten allerdings gewarnt, dass OpenAI bei einer ausschließlichen Gewinnorientierung die Tests für mögliche negative Folgen von KI vernachlässigen könnte.
OpenAI wurde 2015 als gemeinnützige Einrichtung zur Forschung an Künstlicher Intelligenz (KI) gegründet. Vier Jahre später kam OpenAI LP als gewinnorientierte Tochter hinzu, in die unter anderem der Software-Konzern Microsoft Milliarden investiert hat. Trotz der ungewöhnlichen Gesellschaftsstruktur hatte OpenAI bislang keine Probleme, frisches Kapital einzusammeln.