Eine Frau fächert sich an einem heißen Tag in der Frankfurter Innenstadt Luft zu.

Städte im Hitze-Check Millionen Stadtbewohner von extremer Hitze betroffen

Stand: 12.06.2025 18:29 Uhr

Gerade in Städten kann sich Sommerhitze stauen. Bäume, Parks und Teiche können Abhilfe schaffen. Die Deutsche Umwelthilfe hat untersucht, wie gut das in deutschen Städten gelingt. 31 von ihnen wurden als "besonders" belastet eingestuft.

Deutsche Städte sind nach einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sehr unterschiedlich gut für sommerliche Hitze gerüstet. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite "Hitze-Check" der Organisation. Mehr als 12 Millionen Menschen sind demnach an ihrem Wohnort extremer Hitze ausgesetzt. Für ihren "Hitzebetroffenheitsindex" hat die Organisation für 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern erfasst, wo hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün zusammenkommen.

In süddeutschen Städten ist die Hitzebelastung der Untersuchung zufolge besonders hoch. Den höchsten Wert im Index erreichte Mannheim. Dort seien 88 Prozent der Einwohner überdurchschnittlich stark von Hitze betroffen. Hohe Werte gebe es auch in Ludwigshafen am Rhein, Worms und Frankfurt am Main. Alle besaßen einen Versiegelungsanteil von mehr als 50 Prozent.

Städte im Norden mit Vorteilen

Städte im Norden wie Flensburg, Wilhelmshaven und Kiel profitieren von niedrigeren Temperaturen im Sommer. Am besten schneiden allerdings Hattingen, Gummersbach und Witten ab: Sie bieten relativ viel Grün und vergleichsweise wenige versiegelte Flächen.

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz betonte, es gehe nicht darum "Bürgermeister abzuwatschen". Städte hätten unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen. Auch würden Kommunen bereits Maßnahmen ergreifen. Als Beispiel nannte sie Mannheim, wo nach Entsiegelungspotenzialen gesucht werde.

Soziale Brennpunkte häufig betroffen

Oft, aber nicht immer seien sozial benachteiligte Quartiere stärker betroffen, so Metz. Hier lebten oft viele Menschen auf engerem Raum mit verhältnismäßig wenig Grün.

Insgesamt stufte die Umwelthilfe 31 Städte in die Kategorie rot und damit als besonders belastet ein, darunter Frankfurt am Main und Magdeburg. 131 Städte liegen in der mittleren Kategorie gelb, unter anderem Köln, Berlin und München. 28 Städte landen in der besten Gruppe grün, darunter Hamburg, wo den Daten zufolge nur jeder Zehnte an seinem Wohnort übermäßig von Hitze betroffen war.

Warum Beton und Grün wichtig sind

Auf versiegelten Flächen wie Straßen, Parkplätzen oder Dächern kann kein Wasser versickern. Deshalb verdunstet es dort auch nicht, was für Kühlung sorgen würde. Die Flächen heizen sich auf und geben diese gespeicherte Hitze lange an die Umgebung ab. Gerade in Städten kann sich so die Hitze stauen.

Grün - also Wiesen, Hecken oder Bäume - hat den gegenteiligen Effekt, weil hier Feuchtigkeit verdunstet. Besonders Bäume können Wunder bewirken gegen Hitze: Unter ihren Kronen und durch ihren Schatten können Bäume die Temperatur im Umkreis von bis zu 40 Metern um bis zu 10 Grad Celsius senken, schrieb das Bauministerium im vergangenen Jahr in seiner Hitzeschutzstrategie. Auch offene Wasserflächen tragen zur Kühlung bei. 

Was die Politik tun kann

Städte können einiges tun, um den Aufenthalt auch bei hohen Temperaturen angenehmer zu gestalten. Das Konzept der "Schwammstadt" sieht zum Beispiel vor, dass Wasser besser versickern und im Boden gehalten werden kann. Das soll sowohl den Umgang mit Starkregen erleichtern als auch über Trockenperioden hinweghelfen. Begrünte Dächer und Fassaden sorgen neben Parks und Bäumen für Verdunstung. Über Kaltluftschneisen gelangt kühlere Luft aus der Umgebung in die Städte. Trinkwasserbrunnen liefern Erfrischung.

"Wir haben es geschafft, die Städte um das Auto herum zu gestalten", beklagte Metz. Der Fokus müsse sich dringend verschieben - die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen müsse genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau andere Infrastruktur, verlangt DUH-Vertreterin Metz. "Wir fordern verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum."

"Grünflächen beim Bauen mitdenken"

Dazu brauche es gesetzliche Vorgaben des Bundes und finanzielle Unterstützung für die Kommunen. Aber auch jetzt schon könnten Kommunen einiges tun, zum Beispiel Schulhöfe stärker bepflanzen oder bei Bauvorhaben gleich auch für mehr Grün sorgen. Wo ein Straßenbaum gefällt werde, müsse in der Nähe ein Nachfolger gepflanzt werden.

Ebenso sollten alle existierenden Baustellen auf mögliche Grünflächen geprüft werden. Das "Supernegativ-Beispiel" sei die Neugestaltung des Gendarmenmarkts in Berlin. Da gebe es gar kein Grün, so Metz. "Auch wenn ich Verständnis für Denkmalschutz habe", sagte Metz.

Deutschland stark vom Klimawandel betroffen

Deutschland ist überdurchschnittlich von der Erderwärmung betroffen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) liegt die die Temperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um 2,5 Grad Celsius höher.

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts gab es 2023 und 2024 jeweils rund 3.000 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland, 2022 waren es sogar noch mehr. Besonders ältere Menschen leiden unter hohen Temperaturen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. Juni 2025 um 17:00 Uhr.