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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland schlägt neue Gespräche in Istanbul vor ++

Stand: 28.05.2025 23:28 Uhr

Russland hat der Ukraine nach eigenen Angaben neue Friedensgespräche in Istanbul ab Montag vorgeschlagen. Deutschland wird der Ukraine weitere militärische Unterstützung in Höhe von rund fünf Milliarden Euro gewähren.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

28.05.2025 • 23:28 Uhr

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28.05.2025 • 22:58 Uhr

Selenskyj lobt Kanzler Merz

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von den USA erneut mehr Druck auf Russland gefordert. Nur die USA hätten letztlich die Kraft, etwas zu bewegen, sagt Selenskyj im Interview mit RTL laut Übersetzung des Senders. Aber andere Länder wie China oder die Staaten des globalen Südens hielten sich nach wie vor bedeckt.

Über Bundeskanzler Friedrich Merz äußert sich Selenskyj voll des Lobes: "Ich glaube, dass Friedrich eine starke Führungskraft eines starken Landes ist." Bei Russlands Präsident Wladimir Putin sehe er aber nach wie vor keine Bereitschaft, den Krieg zu beenden. "Wir müssen handeln", sagt Selenskyj.

Die Ukraine hat sich zu einem erneuten Treffen mit Unterhändlern Moskaus bereiterklärt, will aber vorher die russischen Bedingungen für einen Frieden sehen. Dies teilte der ukrainische Verhandlungsführer und Verteidigungsminister Rustem Umerow am Mittwochabend im Onlinedienst X mit.

"Die russische Seite hat noch mindestens vier Tage Zeit, um uns ihr Dokument zur Prüfung vorzulegen, bevor sie nach Istanbul reist", erklärte Umerow. 

Seit drei Wochen ist Kanzler Merz im Amt - und in diesen drei Wochen hat er den ukrainischen Präsidenten Selenskyj schon dreimal getroffen. Ein guter Anfang?

Der Besuch des ukrainischen Präsidenten im Kanzleramt stand ganz im Zeichen der Waffenhilfe. Deutschland sendet ein Signal der Unterstützung - doch wie handfest ist die angekündigte Hilfe?

US-Präsident Donald Trump hat sich zurückhaltend in der Frage gezeigt, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen. "Wenn ich glaube, dass ich kurz vor einem Abkommen stehe, will ich das nicht durch solche Maßnahmen vermasseln", sagte Trump zu Reportern.

Er deutet zudem an, der russische Präsident Wladimir Putin könnte die Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine absichtlich verzögern: "Wir werden herausfinden, ob er uns hinhält oder nicht. Falls ja, werden wir etwas anders reagieren", kündigt er an und äußert sich enttäuscht über die jüngsten russischen Angriffe.

Außenminister Johann Wadephul sieht trotz bestehender Differenzen einen grundsätzlichen Schulterschluss mit den USA im Ringen um Frieden in der Ukraine.

Man habe "verabredet, dass wir die nächsten Schritte eng miteinander abstimmen, damit (Kremlchef Wladimir) Putin endlich an den Verhandlungstisch kommt, damit Russland endlich in ernsthafte Verhandlungen einsteigt", sagte der CDU-Politiker nach seinem Antrittsbesuch bei seinem US-Kollegen Marco Rubio in der US-Hauptstadt Washington angesichts anhaltender russischer Angriffe auf die Ukraine. 

Es sei wichtig, den Druck auf Putin aufrechtzuerhalten, fügte Wadephul hinzu. "Wir wollen beide einen sofortigen Waffenstillstand. Das ist immer wieder unterstrichen worden."

Außenminister Johann Wadephul weist den russischen Vorwurf zurück, deutsche Hilfe für den Bau ukrainischer Landstreckenwaffen sei Kriegstreiberei. Russland führe einen rechtswidrigen, völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine, sagt Wadephul in Washington. "Wir verteidigen das Völkerrecht, in dem wir an der Seite der Ukraine stehen. (...) Dieser Krieg kann sofort aufhören und dafür ist Voraussetzung, dass Russland seine Kampfverantwortung einstellt", fügt er hinzu. Das wäre ein wirklicher Verzicht auf Kriegstreiberei.

US-Präsident Donald Trump schließt nach eigenen Angaben nicht aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg absichtlich verzögern könnte und droht mit Konsequenzen. "Wir werden herausfinden, ob er uns nur hinhält oder nicht. Wenn das der Fall ist, werden wir etwas anders reagieren", sagt Trump vor Reportern im Weißen Haus. Zudem sei er enttäuscht, dass Russland die Ukraine weiter massiv mit Luftangriffen attackiere.

Russland hat der Ukraine vorgeschlagen, die nächste Runde von Friedensgesprächen am 2. Juni in Istanbul abzuhalten. Das sagte Russlands Außenminister Lawrow. Demnach sei die russische Delegation bereit, am Montag die Gespräche mit einer zweiten Runde in Istanbul fortzusetzen. Dabei wolle die russische Seite ihr "Memorandum" für eine Beendigung des Ukraine-Konflikts präsentieren.

Russland hat der Ukraine nach eigenen Angaben einen Zeitpunkt und Ort für neue Friedensgespräche vorgeschlagen. Der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski teilte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit, er habe der Ukraine entsprechende Vorschläge für den Austausch von Memoranden oder Bedingungen zur Beendigung der Kämpfe übermittelt. Er erwarte nun eine Antwort. Die russische Delegation sei bereit, sich in den kommenden Tagen persönlich mit der ukrainischen Seite zu treffen.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat die deutsch-ukrainische Vereinbarung für die Entwicklung von Langstreckenwaffen als unzureichend kritisiert. Es handele sich um "ein langfristiges Projekt", das dem von Russland angegriffenen Land kurzfristig nicht helfe, sagte Kiesewetter der "Rheinischen Post".

Wichtiger wäre es demnach gewesen, "weitreichende Präzisionssysteme" wie den Marschflugkörper "Taurus" an die Ukraine zu liefern.

Bei einem großangelegten ukrainischen Drohnenangriff sind nach russischen Medienberichten zwei Drohnenfabriken im Moskauer Umland getroffen worden. Ein Ziel lag demnach in der Stadt Selenograd am nordwestlichen Rand der Hauptstadt, wie der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram bestätigte. 

Es gebe nach ersten Informationen keine Verletzten und keine großen Schäden. Russische Telegramkanäle berichteten, dass auch eine Drohnenfabrik in der Stadt Dubna etwa 80 Kilometer nördlich von Moskau getroffen wurde. Der Kiewer Generalstab bestätigte am Nachmittag Angriffe auf drei Waffenfabriken.

Die NATO will Insidern zufolge von Deutschland weitere sieben Brigaden und damit zusätzlich rund 40.000 Soldaten zur Verteidigung des Bündnisses.

Die neuen Ziele für Waffen und Truppenstärke, die die NATO-Verteidigungsminister nächste Woche vereinbaren sollen, würden als vereinbart gelten, sagten drei mit der Sache Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Ziel für die Gesamtzahl der Brigaden, die die NATO-Verbündeten künftig bereitstellen müssen, wird einem hochrangigen Militärvertreter zufolge auf 120 bis 130 angehoben. Damit würde das aktuelle Ziel von rund 80 Brigaden um rund 50 Prozent erhöht. Weder ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums noch der NATO war zunächst laut Reuters erreichbar.

Deutschland wird der Ukraine weitere militärische Unterstützung in Höhe von rund fünf Milliarden Euro gewähren. Dies teilte das deutsche Verteidigungsministerium mit, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit hochrangigen Beamten in Berlin zusammentraf.

In seiner Erklärung wies das Ministerium auf die russischen Luftangriffe hin, "bei denen viele Zivilisten getötet und verletzt wurden, sowie auf die massive Zerstörung insbesondere der zivilen Infrastruktur".

Die Finanzierung des Unterstützungspakets erfolgt durch Mittel, die der Bundestag bereits bewilligt hat, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte.

Wolodymyr Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Berlin

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, gibt im Bundeskanzleramt nach einem Treffen mit Bundeskanzler Merz eine Pressekonferenz.

Russland hat der Bundesregierung wegen der Zusage weiterer Unterstützung für die Ukraine - etwa beim Raketenbau - Kriegstreiberei vorgeworfen. Bundeskanzler Friedrich Merz provoziere mit seinen Äußerungen die Weiterführung des Kriegs, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

"Das ist nichts anderes als der Versuch, die Ukrainer dazu zu zwingen, weiter zu kämpfen", sagte er. Berlin torpediere damit auch die Bemühungen, eine diplomatische Lösung für den Konflikt zu finden. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin hatte Merz zuvor den gemeinsamen Bau von weitreichenden Raketen zugesagt.

Die Produktion soll in der Ukraine stattfinden. Peskow kritisierte diese Zusagen. Er hoffe, dass die Haltung Deutschlands nicht den Frieden in der Ukraine verhindere, sagte er. Berlin wetteifere mit Paris um die Rolle als gefährlichster Brandstifter in dem Prozess.

Eine nächste Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine könnte erneut in Istanbul stattfinden, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau.

Russland bevorzuge als Gastgeber das Land, das bereits die erste Verhandlungsrunde ausgerichtet habe, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit Blick auf die Türkei.

Deutschland sagt der von Russland angegriffenen Ukraine eine gemeinsame Produktion von weitreichenden Raketen zu. Das teilte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin mit.

Die Verteidigungsminister beider Länder, Boris Pistorius und Rustem Umjerow, sollten eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnen.  "Wir wollen weitreichende Waffen ermöglichen. Wir wollen auch gemeinsame Produktion ermöglichen", sagte Merz. Über die bislang von der Ukraine gewünschte Lieferung des deutschen Marschflugkörpers "Taurus" sprach Merz nicht. 

Selenskyj sagte, es gehe um die Finanzierung bereits bestehender Projekte in der Ukraine. Merz erläuterte, es werde eine Zusammenarbeit auch auf industrieller Ebene sein, die sowohl in der Ukraine als auch in Deutschland stattfinden könne. Weitere Details werde man bis auf Weiteres nicht nennen.

"Fragen nach Taurus-Marschflugkörpern", Vassili Golod, ARD Kiew, zum Selenskyj-Besuch in Berlin

tagesschau24, 28.05.2025 11:00 Uhr

Bundeskanzler Friedrich Merz hat der Ukraine weitere Militärhilfe zugesagt. "Wir werden unsere militärische Unterstütuzng fortsetzen, und wir werden sie ausbauen", sagte Merz nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin.

In Details wolle er dabei nicht gehen. Merz kündigt aber an, dass beide Länder eine Absichtserklärung für die Beschaffung weitreichender Waffensysteme unterzeichnen werden.

"Frage der Finanzierung weiterer Hilfe steht an", Demian von Osten, ARD Berlin, zum Selenskyj-Besuch in Berlin

tagesschau, 28.05.2025 12:00 Uhr

Belarus hat angekündigt, die Zahl teilnehmender Soldaten an für September geplanten Militärübungen mit Russland zu reduzieren. Die Zahl der Soldaten werde beinahe halbiert, kündigte ein hochrangiger belarussischer General bei einem Sicherheitsforum in Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan, an.

Zudem würden die wichtigsten Manöver von der westlichen Grenze "tief" ins Landesinnere verlagert, teilte der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin im Onlinedienst Telegram mit.

Alexander Lukaschenko trifft Soldaten in der Traininsbasis in Obuz-Lesnovsky.

Der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko trifft Soldaten in der Traininsbasis in Obuz-Lesnovsky

Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat eine Nutzung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 für Gaslieferungen aus Russland ausgeschlossen. Seine Regierung werde "alles tun, damit Nord Stream 2 eben nicht wieder in Betrieb genommen werden kann", sagte Merz am Mittwoch in Berlin beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Demian von Osten, ARD Berlin, zum Selenskyj-Besuch in Berlin

tagesschau, 28.05.2025 14:00 Uhr

Kanzler Friedrich Merz hat weiter diplomatische Bemühungen für einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg angemahnt. "Niemand will den Frieden mehr als die Ukraine selbst", erklärte er auf der Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Berlin. Die Ukraine sei ortsunabhängig bereit zu technischen Gesprächen und die Europäer würden das unterstützen. "Wir zählen auch auf Unterstützung der USA", sagte Merz und dankte US-Präsident Donald Trump für ein bisheriges Engagement in den Verhandlungen. Die USA seien unverzichtbar für die Bemühungen.

Russland spielt laut Merz weiterhin auf Zeit. Das russische Positionspapier, welches schon vor einer Woche angekündigt wurde, lasse noch immer auf sich warten.

Die Regierungen von Deutschland und der Ukraine sollen noch in diesem Jahr zu gemeinsamen Regierungskonsultationen zusammenkommen. Das kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz in Berlin nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an.  Die deutsche und die ukrainische Gesellschaft, aber auch die Regierungen seien sich durch den Krieg nähergekommen. Die Minister der Bundesregierung arbeiteten heute eng mit den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zusammen. "Das wollen wir weiter ausbauen. Und deshalb werden wir gegen Jahresende erstmals seit sehr vielen Jahren wieder deutsch-ukrainische Regierungskonsultationen haben", sagte Merz. 

"Vertrauensvoller Umgang", Demian von Osten, ARD Berlin, zum Selenskyj-Besuch

tagesschau24, 28.05.2025 14:00 Uhr

Auf der Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Kanzler Friedrich Merz angekündigt, dass Deutschland den Druck auf Russland weiter erhöhen wolle. Dabei soll auch die militärische Unterstützung für die Ukraine fortgesetzt und ausgebaut werden.

Merz erklärte, dass beide Länder eine Absichtserklärung für die Beschaffung weitreichender Waffensysteme unterzeichnen werden. Für diese Waffen sollen keine Reichenweitenbeschränkungen gelten. "Die Ukraine kann sich damit vollumfänglich verteidigen auch gegen militärische Ziele außerhalb des eigenen Staatsgebiets", fügte Merz hinzu.

Bundeskanzler Friedrich Merz empfängt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Kanzleramt. Die beiden Politiker wollen sich nach ihrem Gespräch vor der Presse äußern. Erwartet wird, dass Merz der Ukraine weitere militärische Hilfe zusagt. Offenbleibt, wie sich der Kanzler zu der von Selenskyj mehrfach erbetenen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern verhalten wird.

Kanzleramtschef Thorsten Frei schließt die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nicht aus, will darüber öffentlich aber nicht spekulieren. "Wir werden genau schauen, was notwendig ist, um die Ukraine wirkungsvoll unterstützen zu können", sagt der CDU-Politiker zu "Welt". "Und das, was notwendig ist, das werden wir dann auch tun."

Gleichwohl kritisiert Frey: "Bedauerlicherweise wird das öffentlich debattiert." Dem wolle er keinen weiteren Vorschub leisten, weil es die falsche Strategie sei. Konkret nach Taurus gefragt, sagt Frei: "Jede Waffe zu ihrer Zeit und entlang der jeweiligen militärischen Herausforderungen."

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau weitere Ortschaften im Osten der Ukraine eingenommen. Es handle sich um Kostjatyniwka in der Region Sumy und um Selene Pole in Donezk. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach Angaben seines Büros für sein Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Berlin gelandet. Bei dem Treffen mit Merz wird es nach Angaben der Bundesregierung um die deutsche Unterstützung der Ukraine und einen möglichen Waffenstillstand mit Russland gehen. Selenskyj wird mit militärischen Ehren in Berlin empfangen und um 13.30 Uhr gemeinsam mit Merz vor die Presse treten. Am Nachmittag trifft der ukrainische Präsident dann Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich angesichts der Pläne der Bundesregierung zur Aufrüstung der Bundeswehr besorgt gezeigt. Die Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), wonach "Deutschland, in seinen Worten, zur führenden Militärmacht in Europa werden will, sind sehr besorgniserregend", sagte Lawrow vor Journalisten in Moskau. Im vergangenen Jahrhundert sei Deutschland bereits zweimal die führende Militärmacht in Europa gewesen, erklärte Lawrow mit Bezug auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dies habe viel Unglück mit sich gebracht.

Mitte Mai hatte Merz verkündet, die Bundeswehr "konventionell zur stärksten Armee Europas" machen zu wollen. Die Stärkung der deutschen Streitkräfte stehe für seine Regierung "an erster Stelle". Mit Blick auf Russland betonte der Bundeskanzler: "Wer ernsthaft glaubt, Russland gäbe sich mit einem Sieg über die Ukraine oder mit der Annexion von Teilen des Landes zufrieden, der irrt."

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat weitere Verhandlungen mit der Ukraine angekündigt. Eine nächste direkte Gesprächsrunde werde in Kürze angesetzt, sagte Lawrow der Nachrichtenagentur Reuters zufolge auf einer Sicherheitskonferenz. Eine zentrale Forderung Russlands in Friedensverhandlungen bleibe, dass die Ukraine den Status eines neutralen Landes einnehme, betonte er.

Die russischen Truppen rücken nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Andrej Beloussow an fast allen Frontabschnitten vor. Beloussow wirft der NATO vor, den Ukraine-Krieg für die Ausweitung ihrer Präsenz in Osteuropa sowie in den baltischen Staaten zu nutzen. Der Westen versuche weiter, Russland eine strategische Niederlage beizufügen.

Russland hat nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 50.000 Soldaten für eine Offensive auf die Region Sumy im Nordosten der Ukraine zusammengezogen. Die Regierung in Kiew habe aber Schritte unternommen, um Russland an einer großangelegten Offensive dort zu hindern.

Sumy liegt gegenüber der russischen Oblast Kursk, wo ukrainische Truppen Anfang August eingerückt waren. "Ihre größten und stärksten Kräfte befinden sich derzeit an der Kursk-Front", sagte Selenskyj vor Journalisten. "Um unsere Truppen aus der Region Kursk zu verdrängen und Angriffsaktionen gegen die Region Sumy vorzubereiten."

Bei einem großangelegten ukrainischen Drohnenangriff sind nach russischen Medienberichten zwei Drohnenfabriken im Moskauer Umland getroffen worden. Ein Ziel lag demnach in der Stadt Selenograd am nordwestlichen Rand der Hauptstadt, wie der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram bestätigte. Es gebe nach ersten Informationen keine Verletzten und keine großen Schäden. Russische Telegramkanäle berichteten, dass auch eine Drohnenfabrik in der Stadt Dubna etwa 80 Kilometer nördlich von Moskau getroffen wurde.

Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben in der Nacht zu Mittwoch mit 88 Drohnen und fünf ballistischen Raketen angegriffen. 34 Drohnen seien von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilt die ukrainische Luftwaffe mit. Weitere 37 Drohnen seien durch den Einsatz von Störsendern verloren gegangen oder hätten keine Sprengsätze getragen.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn (CDU), hat den geplanten Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin ein "starkes Zeichen" genannt. Im rbb24 Inforadio sagte Spahn, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) werde dabei deutlich machen, "dass die deutsche Führungsrolle auch in der Verteidigungsunterstützung für die Ukraine" weiterhin gelte.

Ob Deutschland auch "Taurus"-Marschflugkörper liefern wolle, dazu äußerte Spahn sich nicht klar: "Ich denke, es macht wenig Sinn, über einzelne Waffensystem zu reden. Putin darf ruhig im Unklaren darüber sein, was wir tun, was wir liefern, welche Möglichkeiten die Ukraine hat. Entscheidend ist, die Ukraine wird so ausgestattet, dass sie ihre Heimat und auch unsere Freiheit verteidigen kann", sagte Spahn.

Bei einem russischen Angriff auf die zentralukrainische Region Kirowohrad sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs drei Menschen verletzt worden. Ein Industrieunternehmen in der Stadt Switlowodsk sei beschossen worden, teilte Andrij Raikowytsch laut Nachrichtenagentur Reuters auf Telegram mit. Ein Feuer sei ausgebrochen, das inzwischen eingedämmt sei. Bei dem Angriff seien zudem 76 Privathäuser und ein neunstöckiges Wohngebäude beschädigt worden. 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner seien ohne Strom gewesen.

Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 296 ukrainische Drohnen abgefangen. Von dem Angriff seien 13 Regionen betroffen gewesen. Zunächst hatte das Ministerium mehr als 100 Drohnen gemeldet.

Die Bundesregierung hat den heute anstehenden Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin offiziell bestätigt. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) werde Selenskyj mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. "Bei dem Besuch wird es um die deutsche Unterstützung der Ukraine und die Bemühungen um einen Waffenstillstand gehen." 

Dem Gespräch schließe sich ein gemeinsames Mittagessen an. Für 13.30 Uhr sei eine gemeinsame Pressekonferenz vorgesehen. "Im Anschluss werden sich beide mit Vertretern deutscher Unternehmen austauschen. Am Nachmittag wird Staatspräsident Selenskyj mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Gespräch im Schloss Bellevue zusammenkommen", teilte Kornelius weiter mit. 

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat die Bundesregierung aufgefordert, den Fokus auf weitreichende Waffensysteme für die Ukraine zu legen. Es sei nun "allerhöchste Zeit, endlich an 'Taurus' auszubilden und das System zu liefern", sagte er der Augsburger Allgemeinen. Der "Taurus" könne "zumindest in Teilen eine Entlastung bringen und somit die Zivilbevölkerung in der Ukraine schützen, wenn das System in größerer Zahl geliefert wird".

Er reagierte auch auf die Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu an Kiew gelieferte Waffen. Merz hatte am Montag gesagt, es gebe "keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen" und auf entsprechende Absprachen mit europäischen Verbündeten und den USA verwiesen. Kiesewetter sagte dazu der "Augsburger Allgemeinen", Merz' Aussage sei "faktisch nicht relevant für Deutschland". Deutschland liefere bislang gar keine weitreichenden Waffensysteme, die Aussage habe damit keine praktischen Folgen für die Ukraine. Der Raketenwerfer "MARS II" hat eine Reichweite von 85 Kilometern, die Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von 35 Kilometern. Kiesewetter forderte die Bundesregierung auf, echte Konsequenzen zu ziehen.

Bei seinem Antrittsbesuch in den USA will Bundesaußenminister Johann Wadephul mit seinem US-Amtskollegen Marco Rubio über den Krieg in der Ukraine beraten. "Damit Putin endlich an den Verhandlungstisch kommt, damit Russland endlich in ernsthafte Verhandlungen einsteigt, müssen wir den Druck aufrechterhalten", mahnte der CDU-Politiker und betonte: "Wir Europäer werden die Sanktionsschrauben weiter anziehen, auch der US-Kongress ist zu mehr Sanktionen bereit."

Russlands Präsident Wladimir Putin setze seine Angriffe trotz intensiver Friedensdiplomatie, die auch und gerade von den USA verfolgt wird, mit unverminderter Brutalität fort, so Wadephul. Bei seinen Gesprächen in Washington werde es daher um gemeinsame Ziele gehen. "Wir wollen das Sterben in der Ukraine endlich beenden, wir wollen einen sofortigen Waffenstillstand, und wir wollen einen nachhaltigen Frieden", hieß es vom Bundesaußenminister.

Der Militärexperte Franz-Stefan Gady erkennt zwar einen verlustreichen Vormarsch der russischen Armee - zu einer großen Offensive sei Russland aber nicht fähig. Die Konsequenz der Bemerkung von Bundeskanzler Friedrich Merz, er werde jetzt die Reichweitenbeschränkungen für aus Deutschland an die Ukraine gelieferte Waffen aufheben, sei noch hingegen noch schwer abzuschätzen. Eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern würde den Kriegsverlauf nicht grundsätzlich verändern, so Gady.

28.05.2025 • 04:36 Uhr

Selenskyj wird in Berlin erwartet

Bundeskanzler Friedrich Merz empfängt Medienberichten zufolge den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin. Wie unter anderem das Magazin Spiegel schreibt, wollen die beiden mögliche Schritte hin zu weiteren "technischen Gesprächen" zwischen der Ukraine und Russland beraten. Das ukrainische Staatsoberhaupt war zuletzt im Juni und Oktober 2024 in Berlin.

Offiziell wurde der Besuch bisher weder in Kiew noch in Berlin bestätigt. Allerdings werden aus Sicherheitserwägungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Auslandsreisen Selenskyjs im Vorfeld kaum kommuniziert. Zumindest hat die Polizei wegen des Besuchs eines hochrangigen Staatsgastes für diesen Tag in Berlin umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrseinschränkungen angekündigt.

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hat Russlands Luftabwehr innerhalb von drei Stunden 112 ukrainische Drohnen abgefangen, die meisten davon über den zentralen oder südlichen Regionen des Landes. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, sechs ukrainische Drohnen seien auf dem Weg in die russische Hauptstadt abgewehrt worden. Bergungsmannschaften untersuchten nun die Fragmente am Boden, so Sobjanin.

Die Luftfahrtbehörde teilte mit, dass auf den Moskauer Flughäfen Wnukowo und Schukowski Beschränkungen beim Flugverkehr eingeführt worden seien.

28.05.2025 • 00:18 Uhr

Der Liveblog vom Dienstag

Außenminister Wadephul will durch einen Schulterschluss mit den USA den Druck auf Russlands Präsident Putin erhöhen. US-Präsident Trump verschärft seinen Ton gegenüber dem russischen Machthaber.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Mai 2025 um 12:00 Uhr.