Ein Schild weist den Weg zum Finanzamt.

Schleswig-Holstein Zu wenige Steuerprüfer in SH: Millionenschaden für das Land

Stand: 20.05.2025 14:28 Uhr

Laut schleswig-holsteinischem Finanzministerium sind von 790 benötigten Stellen für Steuerprüferinnen und Steuerprüfer aktuell nur 418 besetzt. Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft fordert mehr Personal.

Von Bastian Pöhls

Dem Land Schleswig-Holstein entgeht täglich viel Geld - es fehlen gut 370 Steuerprüferinnen und Steuerprüfer. "Die Versäumnisse der vergangenen Jahre kosten das Land jeden Tag bares Geld durch entgangene Steuereinnahmen", sagt Beate Raudies, finanzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag. Sie hat eine kleine Anfrage zur Zahl der Steuerprüfungen gestellt. Die Antwort des Finanzministeriums bezeichnet sie als besorgniserregend und fordert eine Offensive für mehr Personal in der Steuerverwaltung.

Weniger Betriebsprüfungen seit 2022

Die Zahl der geprüften Großbetriebe (ab 250 Mitarbeiter) sank von 2022 bis 2024 von 1.051 auf 788, teilt das Finanzministerium mit. Die Summe der Steuer-Nachzahlungen nach Betriebsprüfungen lag 2024 bei knapp 83 Millionen Euro. In den Jahren zuvor nahmen die Finanzämter 114 Millionen Euro (2022) und 167 Millionen Euro (2023) ein. Auch die Zahl der geprüften mittleren Betriebe (ab 50 Mitarbeiter) ist seit 2022 kontinuierlich gesunken.

Steuer-Gewerkschaft: Mehr Personal für mehr Gerechtigkeit

Christian Sommer ist stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft in Schleswig-Holstein. Weil es an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern mangele, fordert die Gewerkschaft bessere Rahmenbedingungen für den Job des Steuerprüfers. Sommer nennt unter anderem die Abkehr von der 41-Stunden-Woche. Unter dem Personalmangel leidet aus seiner Sicht auch die Steuergerechtigkeit: "Wir normalen Arbeitnehmer zahlen unsere Lohnsteuer, wir sind steuerehrlich. Und warum sollte es dann da möglich sein, dass einige schwarze Schafe unter den Firmen am Staat das Geld vorbeischleusen?"

Das Finanzministerium bestätigt, dass es zunehmend schwerer werde, geeignete Fachkräfte zu finden. Man wolle mit einer Kampagne ab dem Sommer verstärkt um Nachwuchskräfte werben.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 20.05.2025 | 12:00 Uhr