
Schleswig-Holstein Wildtierfund: So handelt man richtig
In ihrer Aufzuchtstation in Schellhorn nimmt Birte Neubert junge Feldhasen und Wildkaninchen auf. Die Tiere werden verletzt oder verwaist bei ihr abgegeben. Sie weiß, was man bei einem Fund beachten sollte.
"So, nun komm mal her", sagt Birte Neubert behutsam, während sie mit einem kleinen, schützenden Tuch eines von acht Wildkaninchen greift, die gerade erst 16 Tage alt sind. Ein nur wenige Hundert Gramm schweres Tierbaby liegt jetzt in ihren Händen. Es ist Essenszeit. Mit einer Pipette gibt sie dem kleinen Wildhasen vorsichtig eine Speziallösung. "Ich füttere die ganz Kleinen jetzt alle fünf bis sechs Stunden. Auch in der Nacht."
Arbeit komplett mit Spenden finanziert
20 Wildkaninchen- und drei Feldhasenkinder päppelt die Tierschützerin zurzeit bei sich zu Hause in Schellhorn bei Preetz (Kreis Plön) auf. Seit 26 Jahren engagiert sie sich. Sie ist gelernte Arzthelferin und Medizinisch-technische Assistentin, heute Rentnerin. In ihrer Feldhasen- und Wildkaninchen-Aufzuchtstation arbeitet sie eng mit dem Wildtierheim Preetz zusammen. Ein paar Wochen bleiben die Schützlinge in der Regel in ihrer Aufzuchtstation. Diejenigen, die überleben, entlässt Birte Neubert danach wieder in die Freiheit. Ihre Arbeit finanziert sie komplett aus Spenden.

Birte Neubert betreibt in Schellhorn bei Preetz eine vom Veterinäramt anerkannte Aufzuchtstation für Feldhasen und Wildkaninchen.
Ein Drittel der gefundenen Tiere überlebt nicht
"Ungefähr 30 Prozent der Tiere schaffen es nicht. Aber das hätten sie auch in der Natur nicht." Ein Grund seien Verletzungen durch Raubtiere, wie zum Beispiel Krähen oder Möwen, aber auch durch freilaufende Hauskatzen. "Die Zähne der Katze sind so spitz. Wenn sie beißen, verschließt sich die Wunde wieder", erklärt sie. Dadurch sähen die Hasen unverletzt aus, hätten aber in Wahrheit schwere Bisse, könnten zum Beispiel nicht mehr schlucken. "Die müssen dann meistens erlöst werden", sagt sie.

Eine Handvoll Tierbaby: Das 16 Tage alte Kaninchen kam in die Obhut von Birte Neubert.
Ob ein Tier verletzt ist, sei daher von Laien nicht immer gleich zu erkennen, sagt Birte Neubert. Genau das sei aber entscheidend, weil hier Tier- und Naturschutzrecht und Jagdrecht ineinander griffen - und man sich im schlimmsten Fall sogar strafbar machen könnte. Die Expertin hat einige Tipps beim Fund von Feldhasen und Wildkaninchen verraten, die Antworten auf die häufigsten Fragen geben:
"Auf keinen Fall einfach so mitnehmen! Das ist Wilddieberei. Man darf sie nur mitnehmen, wenn sie wirklich offensichtlich verletzt sind."
"Erst einmal sollte man unterscheiden, ob es sich um ein Kaninchen oder einen Hasen handelt. Wenn der Hase nur wenige Zentimeter groß ist, braucht er gegebenenfalls Hilfe. Denn Hasen sind ja ausgewachsen größer als Kaninchen. Wenn das Kaninchen klein ist und alleine still dasitzt: sitzenlassen! Die Mutterhäsin kommt nur einmal am Tag zum Füttern. Das ist normal und das Stillsitzen schützt das Kaninchen."
"Rufen Sie im Tierheim an, die können Ihnen einen Kontakt zur nächsten Aufzuchtstation nennen und Sie beraten. Und - siehe oben - nicht einfach das Tier mitnehmen!"
"Sie können sich mit dem Tier an einen Tierarzt wenden. Der kann einschätzen, wie schlimm die Verletzung ist und ob dem Tier geholfen werden kann. Ansonsten ist es auch richtig, wenn Sie sich in einem solchen Fall ans örtliche Tierheim wenden, damit dem Tier geholfen werden kann."
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 08.05.2025 | 19:30 Uhr