
Schleswig-Holstein Verfolgungsjagd im geklauten Rettungswagen: Prozess in Kiel gestartet
Im November lieferte sich ein Mann mit einem gestohlenen Rettungswagen eine Verfolgungsjagd mit der Polizei - von Hamburg nach Kiel. Der Beschuldigte muss sich nun vor Gericht verantworten.
Vor dem Landgericht in Kiel hat am Montag (19.5.) der Prozess gegen den 29-jährigen Angeklagten begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem Diebstahl, Störung des öffentlichen Friedens, Fahren ohne Fahrerlaubnis, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sowie Vortäuschen mehrerer Straftaten vor.
Zu Beginn beantragte die Verteidigung laut Prozessbeobachtern den Ausschluss der Öffentlichkeit. Dies sei damit begründet worden, dass im Prozess vermutlich über die psychische Erkrankung des Angeklagten gesprochen werde. Das Gericht lehnte diesen Antrag zumindest für den ersten Verhandlungstag ab. Die Staatsanwältin verlas anschließend die Anklage. Der Prozess wird am 10. Juni fortgesetzt.
Rund 20 Streifenwagen verfolgten den Tatverdächtigen von Hamburg bis Kiel
Der Beschuldigte hatte laut Polizei in der Nacht vom 18. November 2024 am Heiligengeistfeld in Hamburg einen Rettungswagen gestohlen. Mit dem Fahrzeug soll er laut Anklage zunächst über die A7 geflüchtet sein. In Großenaspe (Kreis Segeberg) fuhr der Mann demnach von der Autobahn ab und weiter über Neumünster, Bordesholm und Flintbek (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde) bis in die Kieler Innenstadt. Verfolgt wurde er dabei von rund 20 Streifenwagen aus Hamburg, Neumünster und weiteren Direktionen.

Mit diesem Rettungswagen fuhr der Mann von Hamburg bis nach Kiel.
Gestohlener Rettungswagen konnte erst am Ostseekai gestoppt werden
Mehrere Versuche der Polizei, den Rettungswagen aufzuhalten, scheiterten. Erst am frühen Morgen konnte das Fahrzeug schließlich in Höhe des Ostseekais gestoppt werden, als es einen Brückenpfeiler touchierte. Der Mann soll gedroht haben, Handgranaten aus dem Fahrzeug zu werfen, auf Polizisten zu schießen und den mit Sprengstoff beladenen Rettungswagen in einem Wohngebiet zur Explosion zu bringen. Er drohte damit, sich im Fall einer Festnahme in die Luft zu sprengen und forderte eine unbewaffnete Polizistin als Geisel. Sprengstoff fand die Polizei anschließend nicht in dem Rettungswagen. Der Angeklagte befindet sich außerhalb des Prozesses aktuell auf Anraten eines Psychiaters in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Prozess in Kiel: Angeklagter stahl 2024 auch einen Traktor
Bereits im April vergangenen Jahres soll der Mann in Stendal eine ähnliche Tat begangen haben. Dort soll er laut Anklageschrift einen Traktor gestohlen und zu einem Flugplatz in Sachsen-Anhalt gefahren sein.
Urteil wird im Juli 2025 erwartet
Vor Ort habe er während einer Nato-Übung mit der Sprengung einer angeblichen Sprengstoffweste gedroht und bei seiner Festnahme einen Polizisten mit einer Schere bedroht. Anschließend ließ er sich laut Staatsanwaltschaft freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen, brach die Behandlung dort allerdings ab. Auch diese Tat ist Teil der Anklage. Ein Urteil soll voraussichtlich Anfang Juli fallen.
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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.05.2025 | 16:30 Uhr