Das Raupenfahrzeug Nessie V im Wattenmeer bei Pellworm.

Schleswig-Holstein So wurde die neue Trinkwasserleitung für Pellworm verlegt

Stand: 22.05.2025 13:28 Uhr

Seit den sechziger Jahren werden Pellworm und die Halligen Hooge und Süderoog über eine Trinkwasserleitung vom Festland aus versorgt. Die droht jedoch kaputt zu gehen. Eine neue Leitung wurde nun ins Watt verlegt.

Von Jochen Dominicus

Noch funktioniert die alte Trinkwasserleitung für Pellworm (Kreis Nordfriesland), aber wie lange das so bleibt, weiß niemand. Im Laufe der Jahre hat sie die Nordsee langsam freigespült, sie hängt teilweise freischwebend im Wasser und kann jederzeit kaputt gehen. "Wir wollen so Redundanz schaffen, dass wenn mal was mit der alten Leitung passiert, wir die zweite direkt haben", sagt Peter Klerck vom Wasserverband Nord.

Deshalb wurde für mehr als zehn Millionen Euro eine zusätzliche Leitung verlegt. 3,7 Millionen davon trägt das Land. Anfang der Woche sind die Verlegearbeiten von Pellworm zum Festland an der Hamburger Hallig abgeschlossen worden. Drei Wochen lang fräste das Kettenfahrzeug "Nessie 2" der Spezialfirma Christoffers Onshore und Subsea die in Rendsburg hergestellte Leitung bis zu acht Meter tief in den Wattenmeer Boden. "Sie muss tief rein, damit sie gut bedeckt ist und nicht freigespült werden kann", sagt Firmeninhaber Tammo Christoffers, der die Arbeiten im Watt koordinierte.

Das Raupenfahrzeug Nessie 2 im Wattenmeer bei Pellworm.

Das Raupenfahrzeug "Nessie 2" kam im Wattenmeer bei Pellworm zum Einsatz.

Leitung sicher am Meeresgrund verankert

Er war bereits im vergangenen August in der Region und verlegte mit dem Raupenfahrzeug "Nessie 5" ein Stromkabel von Föhr ans Festland. "Ein Stromkabel zu verlegen ist etwas einfacher, weil es mehr Gewicht hat, die schwimmt nicht auf", ergänzt er. Eine große Trommel mit einem Stahlseil wurde daher direkt mit dem blauen 20 Zentimeter Durchmesser starken Trinkwasserrohr in den Boden gelegt.18 Kilogramm zusätzliches Gewicht pro Meter sollen die Wasserleitung am Grund halten. Obendrauf liegt eine starke Deckung in Form von Wattboden.

Trinkwasserleitung: 9.450 Meter lang und 150 Tonnen schwer

Hergestellt wurde die 9450 Meter lange Leitung in Rendsburg, bei der Firma Paasch Rohrleitungsbau. Sie besteht aus einzelnen 20 Meter Stücken und wurde monatelang zusammengeschweißt, danach auf eine riesige Kabeltrommel für den Transport zur Nordsee gespult.

Wir haben schon viele große Projekte gemacht, aber eine so lange Leitung ist auch für uns etwas ganz Besonderes gewesen, das hatten wir wirklich noch nie."
— Martin Paasch, Firma Paasch Rohrleitungsbau

Über 150 Tonnen wiegt die neue Trinkwasserleitung. Sie wurde im April von Rendsburg über den Nordostseekanal von der Ost- zur Westküste transportiert. Startpunkt der Fräsarbeiten im Watt war Pellworm vor drei Wochen. Hier haben die Spezialisten die schwere Trinkwasserleitung auf einem schwimmenden Ponton in Position gebracht. Bei Hochwasser wurde sie Stück für Stück ausgelegt, bei Ebbe konnte die "Nessie 2" sie dann in den Boden legen.

Dabei kam eine gigantische Fräse, die ein wenig an eine Kettensäge erinnert, zum Einsatz. Sie fräste eine acht Meter tiefe Schneise in den Boden. Im selben Arbeitsschritt wurde die neue Trinkwasserleitung direkt in den Boden gelegt. Zwischen 500 und 1.000 Meter schafft die "Nessi 2" pro Tag. Dabei wird jeder Schritt von der sogenannten Umweltbaubegleitung dokumentiert und überprüft.

Arbeiten im Watt werden streng kontrolliert

Die großen Maschinen dürfen in der sensiblen und geschützten Natur kein Öl verlieren, es darf kein Müll hinterlassen werden und es muss auf einer genau festgelegten Route im Watt gefräst werden. In Schrittgeschwindigkeit ging es für die "Nessie 2" vorwärts. Anfang der Woche war das Ziel Hamburger Hallig erreicht. Hier wurde die Leitung angeschlossen und kann dann bald 1.200 Pellwormern frisches Trinkwasser liefern.

Leitung liefert 1.200 Haushalten frisches Trinkwasser

"Jetzt muss die Leitung noch gespült und getestet werden, bevor es Wassermarsch heißt", so Peter Klerck vom Wasserverband Nord. Die "Nessi 2" ist mittlerweile schon zum nächsten Einsatz aufgebrochen, nach Büsum. Dort muss sie ein Stromkabel von einem Windpark verlegen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 21.05.2025 | 19:30 Uhr