
Schleswig-Holstein Northvolt-Werk in Schweden vor dem Aus: Wie geht es in Heide weiter?
Das Northvoltwerk für Batterien in Skellefteå in Schweden muss wahrscheinlich schließen. Laut einem Sprecher hat das jedoch keine Auswirkungen auf den geplanten Standort in Heide.
Vom Batteriehersteller Northvolt gibt es wieder schlechte Nachrichten: Wie der Insolvenzverwalter mitteilt, wird die Batteriezellenproduktion im nordschwedischen Skellefteå, dem Hauptwerk von Northvolt, heruntergefahren. Bis zum 30. Juni soll sie vollständig eingestellt werden - wenn sich bis dahin kein Käufer finden sollte. Damit stellt das Unternehmen die Produktion in seinem Heimatland komplett ein. Die Suche nach einem Investor dauere aber an, heißt es. Zudem gebe es potenzielle Käufer für verschiedene Geschäftsbereiche innerhalb der Northvolt-Gruppe.
Northvolt: Scania will keine Batterien mehr kaufen
Im November hatte Northvolt in den USA Gläubigerschutz - nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts - beantragt. Im März 2025 meldete das Unternehmen Insolvenz in Schweden an. In Skellefteå wurde zunächst weiter produziert - mit weniger Personal. Denn das Werk hatte noch einen Kunden: Scania. Doch Scania will keine Batterien mehr bei Northvolt kaufen. Damit verliert Northvolt seinen letzten großen Kunden.
Ein Sprecher von Scania Global sagte NDR Schleswig-Holstein, dass es ökonomisch keinen Sinn mehr ergeben habe, bei Northvolt zu kaufen. Nicht, weil man nicht an das Produkt glaube, sondern weil es im Zuge des Insolvenzverfahrens schlicht zu teuer geworden sei. Daher habe man sich nach neuen Lieferanten umgesehen.
Northvolt-Fabrik bei Heide: Wie geht es weiter?
Laut einem Northvolt-Deutschland-Sprecher haben die Vorgänge in Schweden keine Auswirkungen auf den geplanten Standort in Heide (Kreis Dithmarschen). Northvolt Deutschland ist formal unabhängig von Northvolt AB in Schweden und deshalb erstmal nicht von dem Insolvenzverfahren betroffen. Die Investorensuche laufe weiter, so der Sprecher. Es gebe ein großes Interesse am Standort bei Heide.
Trotz der Insolvenz des schwedischen Mutterkonzerns im März wird bei Heide weiter gebaut, jedoch geht es dabei eher um Infrastrukturmaßnahmen oder Tiefbauarbeiten für die Verlegung von Stromleitungen.
Politiker aus SH sehen Chance für Heide
Die Chance für Heide sehen viele Landtagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein weiterhin, trotz der schlechten Nachrichten aus Schweden. "Es wird dafür einen Investor geben, da bin ich sehr zuversichtlich", sagte Lasse Petersdotter (Grüne) NDR Schleswig-Holstein. Lukas Kilian (CDU) sprach vom "Silberbesteck" Northvolts. "Wenn man etwas verkaufen kann, dann muss man sich diesen Standort anschauen und weiterentwickeln", sagte er. "Wir haben den grünen Strom, wir haben die gute Anbindung, wir haben die Fachleute dort."
Ähnlich äußerte sich Kianusch Stender (SPD) "Über 100 Hekar geleveltes Bauland mit einer Baugenehmigung, die schon läuft. Wir haben quasi alles, was wir brauchen. Das ist ein Filetstück für jeden Investor." Etwas weniger euphorisch zeigte sich Bernd Buchholz (FDP): "Die Chance für Heide besteht in Wahrheit nur noch in einem strategischen Investor, der in der Lage ist, selbst eine Batteriezellenfertigung zu betreiben."
Sich für Heide einsetzen will auch Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen: "Es gibt Gutachten, die besagen, dass wir bis zu 30 Produktionsstätten in Europa brauchen. Und wir wollen natürlich dafür sorgen, dass eine davon in Schleswig-Holstein ist", sagte er.
Batteriezellen für bis zu eine Million E-Autos
Geplant war ursprünglich, dass in Heide Batteriezellen für bis zu eine Million Elektroautos pro Jahr entstehen. Den Startschuss für den Bau des 4,5-Milliarden-Euro-Projekts gaben Ende März 2024 unter anderem der damalige Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Northvolt auch Thema im Wirtschafts- und Finanzausschuss
Auch im Wirtschafts- und Finanzausschuss war Northvolt am Donnerstag Thema. Es ging um die Frage, ob die Verantwortlichen die geplante Batteriezellenfabrik in Heide zu unkritisch gefördert haben. Um mehr darüber zu erfahren, möchten die Abgeordneten des Ausschusses ein Gutachten einsehen, das Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) erarbeitet hatten - für das Bundeswirtschaftsministerium. Denn auch daran orientierten sich die Verantwortlichen, als sie entschieden, der Wandelanleihe von 600 Millionen Euro der staatlichen Förderbank KfW zuzustimmen.
War das PwC-Gutachten frei von Interessenskonflikten?
Das Gutachten ist vertraulich - und wird nun nach und nach in Teilen von der Landesregierung den Abgeordneten zur Verfügung gestellt - allerdings sind viele Textpassagen geschwärzt. Während Bernd Buchholz (FDP) das im Ausschuss wiederholt kritisierte, mahnten andere Abgeordnete an, doch weniger formelle Fragen zu klären und lieber inhaltlich zu diskutieren. "Die Leute, die zuhören, die wollen eine Aufklärung haben", sagte Sybilla Nitsch vom SSW.

Auch im Wirtschafts- und Finanzausschuss war Northvolt am Donnerstag Thema.
Denn inzwischen ist klar: PwC beriet nicht nur die Regierung zu Northvolt, sondern PwC beriet auch Northvolt - und gehört nun selbst zu seinen Gläubigern. Viele Abgeordneten fragen sich also, ob hier ein Interessenskonflikt vorliegt und ob die Landesregierung hätte besser informieren müssen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 22.05.2025 | 19:30 Uhr