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Schleswig-Holstein Museen in SH zwischen Besucherrekord und Sanierungsstau

Stand: 19.05.2025 07:28 Uhr

Am Sonntag ist der Internationale Museumstag gefeiert worden, auch um auf die Situation der Institutionen aufmerksam zu machen. In Schleswig-Holstein sind die Besucherzahlen im vergangenen Jahr auf 2,6 Millionen gestiegen.

Von Julia Lindenau

Besucher sind in die Ausstellungen geströmt, Museen haben sich herausgeputzt - in Schleswig-Holstein wurde am Sonntag (18.5.) der Internationale Museumstag gefeiert. Der Tag war auch eine Gelegenheit, auf die Situation der Museen insgesamt zu blicken. Und dabei wird schnell klar: Viele Museen im Land müssen modernisiert werden. "Die meisten befinden sich in denkmalgeschützten Gebäuden und die müssen nicht nur saniert, sondern auch wegen der Brandschutzbestimmungen auf den neusten Stand gebracht werden", sagt Dagmar Linden. Sie ist Museumsberaterin und zertifiziert Museen in Schleswig-Holstein.

Oft sind die hohen Anforderungen schwer mit dem Denkmalschutz zu vereinbaren. Auch die Barrierefreiheit ist ein Thema, betont die Expertin. Von den 80 großen Häusern des Landes hat sie bereits 40 mit einem Gütesiegel versehen. Ergänzt man die kleinen Museen in den Dörfern, gibt es in Schleswig-Holstein 243 Einrichtungen.

Neue Standards fordern die Museen in SH heraus

Die Standards im Museumsbetrieb haben sich grundlegend verändert. Es geht um viel mehr als eine Erneuerung des Altbestands: Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, energieeffiziente Technik und Digitalisierung stellen die Institutionen vor große Herausforderungen. Neue Standards, die auch vom deutschen Museumsbund gefordert werden.

Zwei Männer stehen auf einem Baugerüst unter der Decke des Grass-Hauses in Lübeck.

Das Günter Grass-Haus in Lübeck wird gerade modernisiert.

Dagmar Linden hilft bei der Umsetzung, erstellt Machbarkeitsstudien und betreut die Häuser vom Management bis zur Konzeptentwicklung. Ihr Ziel: Die Museen sollen wissenschaftlich zuverlässig arbeiten und besucherfreundlich sein.

Wir schauen nach Stärken und Schwächen, prüfen das Museum auf Herz und Nieren, gehen in Depots und Abstellkammern, gucken uns wirklich alles an."
— Museumsberaterin Dagmar Linden

Kieler Kunsthalle geschlossen

Wegen der neuen Standards ist beispielsweise in Kiel die Kunsthalle bis 2028 geschlossen, solange sollen die Sanierungsarbeiten andauern. Das Buddenbrookhaus in Lübeck ist sogar noch ein Jahr länger zu. "Für uns ist das dramatisch, gerade weil wir dieses Jahr auch noch den 150. Geburtstag von Thomas Mann feiern", bedauert Leiterin Caren Heuer. Die Ausstellung zum Jubiläum des Literaturnobelpreisträgers wird deshalb im St. Annen-Museum eröffnet. Doch auch das muss bald saniert werden.

Günter Grass- und Buddenbrook-Haus: Großbaustelle Lübeck

Drei von zehn Museen in der Hansestadt Lübeck sind derzeit geschlossen. Im Günter Grass-Haus sind sie gerade dabei, die neuen Brandschutzverordnungen umzusetzen. Gleichzeitig erneuern sie hier die alte Lichtanlage, um Energie zu sparen. Dafür hat der Bund jetzt 140.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Komplett-Sanierung des Buddenbrookhauses wird voraussichtlich 40 Millionen Euro kosten, bei der Kieler Kunsthalle sind es sogar noch mal 10 Millionen mehr.

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Brandschutz und Lichtanlage des Grass-Hauses sollen überholt werden.

Museumsberatung hilft

Damit eine Neuaufstellung der Museen nicht gleich an der Kostenfrage scheitert, unterstützt die Museumsberatung Schleswig-Holstein auch hier. Sie könne zwar keine Gelder verteilen, sagt Dagmar Linden, betreibe aber viel Lobbyarbeit und führe bei Bedarf auch Verhandlungsgespräche. Die angespannte finanzielle Situation bereitet auch den Beschäftigten Sorgen, hinzu kommt die Arbeitsverdichtung. Das hat eine Studie ergeben, die die Museumsberatung zusammen mit dem deutschen Museumsbund durchgeführt hat. Danach haben 60 Prozent Zukunftsängste.

Zwei Frauen unterhalten sich, im Hintergrund sieht man Mineralien in Glasvitrinen.

Museumsberaterin Dagmar Linden spricht mit Susanne Füting, Leiterin des Museums für Natur und Umwelt in Lübeck über die Zukunft des Hauses.

Besucher wünschen sich neue Formate

Ganz anders ist die Situation bei den Besucherinnen und Besuchern: 80 Prozent kommen gerne ins Museum und empfinden die Institution als vertrauenswürdig und zuverlässig. Das spiegelt sich auch in den Zahlen: Mehr als 2,6 Millionen Gäste haben vergangenes Jahr die Angebote genutzt, wünschen sich aber noch zeitgemäßere Formate. Wertvolle Sammlungen hinter Glas reichen eben schon lange nicht mehr.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatten wir eine falsche Zuwendungssumme des Bundes genannt. Wir haben den entsprechenden Abschnitt daher korrigiert.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 16.05.2025 | 19:30 Uhr