
Schleswig-Holstein Erforschung weit entfernter Galaxien - von Norderstedt aus
Zwischen Pferden und Heuballen stehen auf dem Acker mehr als 50 Antennen und mehrere schwarze Flächen. Dahinter steckt eines der größten Forschungsprojekte der Welt: das Low Frequency Array (LOFAR) - ein riesiges Radioteleskop.
Das LOFAR Norderstedt ist eine von 52 Antennenstationen in zehn Ländern in Europa. Es nimmt die Mikrowellen auf, die Galaxien zum Beispiel mit ihrem Licht aussenden. Die Antennen auf dem Feld nehmen - ähnlich wie Radioantennen im Auto - die Daten auf. Über ein Glasfaserkabel werden die Informationen in die Niederlande zu großen Computern übermittelt. Die Computer bündeln die Infos zu Rohbildern und legen sie in Archiven ab. Forschende aus aller Welt greifen auf dieses Rohmaterial zu und erforschen damit jeden Quadranten im Weltall.
Vier Millionen neue Galaxien entdeckt
Professur Marcus Brüggen von der Universität Hamburg leitet das Projekt in Hamburg. "In einem langwierigen Prozess machen wir daraus dann die scharfen Bilder, die wir brauchen. Das Besondere an dem LOFAR ist, dass das wir ganz komplexe Details daran sehen", erklärt er. Seit zehn Jahren gibt es die Antennen in Norderstedt und mit deren Hilfe konnten vier Millionen Galaxien entdeckt werden, die man so vorher noch nicht kannte. Dafür arbeiten alle LOFAR Stationen auch mit der NASA, ESA und dem Hubble Teleskop Team zusammen.
Radioteleskope sehen besser als klassische Teleskope
Auch das Radioteleskop wird zum Forschungsobjekt. Doktorandin Angelina Spasic von der Uni Hamburg arbeitet in ihrem Forschungsprojekt daran: "Ich untersuche die Darstellung des nächsten Galaxienhaufens zu unser Milchstraße. Also wie sind die Unterschiede zwischen dem LOFAR und einem klassischen Teleskop." Die ersten Ergebnisse: Mit Teleskopen aus einer Sternwarte hätte man die neuen vier Millionen Galaxien vermutlich gar nicht entdeckt.

Mit dem Daten des LOFAR in Norderstedt konnten Forscher:innen schwarze Löcher in weitentfernten Galaxien so hochauflösend wie noch nie darstellen.
Norderstedt ist "radioruhig" und damit idealer Standort
Norderstedt ist ein sehr guter Standort für die Antennen. Denn hier gibt es wenige Störungen durch andere Wellen. "Zum Beispiel können viele Mikrowellen oder Handys das Signal schon beeinflussen", erzählt Professor Brüggen. "Das haben wir in Norderstedt nicht. Dort stört eher mal nasses Gras am Weidenzaun, weil es kleine Funken gibt, die wir an den Bildrändern sehen." Mindestens fünf Jahre bleiben die LOFAR Antennen noch in Norderstedt stehen. Sie bekommen aktuell sogar ein Software-Update, damit die Daten noch besser und schneller übermittelt werden können.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 22.05.2025 | 19:30 Uhr