Zwei Männer stehen im weißen Kittel im Labor.

Schleswig-Holstein Entzündliche Darmerkrankungen: Forscherteam sucht nach Ursachen

Stand: 20.05.2025 14:16 Uhr

Rheuma und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn belasten viele Menschen. Ein Team, das von Kiel aus geleitet wird, sucht jetzt nach Ursachen und Behandlungsmethoden.

Von Anke Rösler

Rheuma (Rheumatoide Arthritis) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehören zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Derzeit gibt es noch keine Möglichkeiten, diesen Krankheiten vorzubeugen und sie frühzeitig zu behandeln. Das von Kiel aus geleitete europäische Forschungsprojekt PerPrev-CID mit Beteiligten aus acht Ländern soll dies ändern.

Morbus Crohn: Heftige Bauchschmerzen sind alltäglich

Bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen handelt es sich um Störungen des Immunsystems. Bei Morbus Crohn etwa kann sich die gesamte Darmwand entzünden.

Betroffene können an Symptomen wie Durchfälle, krampfartige Bauchschmerzen oder Fisteln am After leiden. Die genaue Ursache der Erkrankung ist bisher nicht geklärt.

Rheuma: Schmerzen in den Gelenken

Bei rheumatoider Arthritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, leiden Erkrankte an Schmerzen in den Gelenken, die oft geschwollen sind und die Beweglichkeit einschränken.

Derzeit leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung Deutschlands an Entzündungskrankheiten. Entzündungsmediziner am UKSH in Kiel schätzen, dass in Schleswig-Holstein etwa 2.500 Menschen betroffen sind. Tendenz steigend.

Neue Behandlungsmethoden für Patienten finden

"Seit Jahren laufen wir der chronischen Entzündung hinterher, all unsere Therapien kommen zu spät. Wenn wir diese Krankheiten wirksamer behandeln wollen, müssen wir neue, einfach anwendbare Methoden finden, um die Gesundheit der Betroffenen frühzeitig positiv zu beeinflussen", sagt Stefan Schreiber, der den klinischen Interventionsbereich von PerPrev-CID leitet. Der Ansatz des Projekts: Menschen mit diesen Erkrankungen oder einem Risiko dafür sollen aktiv in den Forschungsprozess eingebunden werden.

Zwei Männer stehen im weißen Kittel im Labor.

Prof. Philip Rosenstiel und Prof. Florian Tran forschen am Institut für Klinische Molekularbiologie am UKSH zu den Ursachen chronischer Entzündungskrankheiten.

Elektronisches Tagebuch und Fitness-App

Dies geschieht durch ein elektronisches Tagebuch, in dem Erkrankte über eine App Fragen zu Schmerzen, ihrem Alltag oder ihrem seelischen Befinden beantworten. Das andere sind Daten, die per Fitnesstracker in Form einer Uhr Daten zu Schrittzahl, Herzfrequenz, Schlafrhythmus und Stresslevel liefern.

Patientendaten werden an Studienportal geschickt und analysiert

Patienten sollen zudem ermutigt werden, Blut- und Stuhlproben zu Hause zu nehmen und damit Entzündungsmarker selbst feststellen zu können. All diese Daten werden vom Handy aus gebündelt an das zentrale Studienportal geschickt und dort analysiert - mit dem Ziel, Krankheitsverläufe früher und gezielter behandeln zu können.

Studie will Auslöser von Entzündungskrankheiten finden

Um die Ursachen dieser Erkrankungen zu erforschen, ist eine europaweite Studie aufgelegt worden mit derzeit insgesamt 400 frisch diagnostizierten Betroffenen in Städten wie Manchester, Lüttich und Kaunas und Kiel. "Denn wenn wir vorbeugen wollen, dann müssen wir viel besser verstehen, was funktioniert da eigentlich nicht am Anfang der Erkrankung und können wir das zurückdrehen", sagt der Leiter des Projektes und Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am UKSH, Philip Rosenstiel.

Projekt PerPrev-CID
Das Projekt PerPrev-CID ("Personalised Disease Prediction and Prevention in Chronic Inflammatory Disorders") wird vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem Exzellenzcluster "Precision Medicine in Chronic Inflammation" geleitet. Es vereint 15 Forschungseinrichtungen aus acht Ländern und wird über fünf Jahre mit insgesamt elf Millionen Euro aus dem EU-Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm "Horizon Europe" gefördert. Dazu kommen weitere 2,5 Millionen Euro von der Schweizer Regierung.

Dieses Thema im Programm:
20.05.2025 | 19:30 Uhr