Ein Buchgeschenk mit Kassenbon.

Schleswig-Holstein Bonpflicht soll abgeschafft werden: Reaktionen aus SH

Stand: 20.05.2025 10:30 Uhr

Im Koalitionsvertrag hat die neue Bundesregierung angekündigt, dass die Bonpflicht abgeschafft werden soll. Während die Steuergewerkschaft SH das kritisiert, gibt es deutlichen Zuspruch vom Steuerzahlerbund.

Von Hannah Böhme

Ob im Supermarkt, beim Bäcker oder auch an der Würstchenbude - dort, wo Geld in eine Kasse geht, gibt es in der Regel am Ende die Frage: "Kassenzettel?". Und egal, ob die Antwort "ja" oder "nein" lautet, gedruckt wird er seit der vor fünf Jahren eingeführten Bonpflicht so oder so. Das soll ein Ende haben. Unter dem Punkt "Sofortprogramm für den Bürokratierückbau" hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt, dass die Bonpflicht abgeschafft werden soll.

Bons verursachen säckeweise Müll

Dirk Otto, Marktleiter des Citti-Parks in Kiel, findet diese Pläne gut: "Wer einen Liter Milch kauft, benötigt nicht unbedingt einen Bon", erklärt Otto. Viele der Zettel blieben an Supermarktkassen oder anderen Verkaufsständen liegen. Die ausgedruckten Bons verursachten entsprechend "säckeweise Müll", berichtet Otto. Müll, der nicht im normalen Papiercontainer entsorgt werden darf. Eine besondere Thermobeschichtung macht aus den Bons einen Fall für die Restmülltonne.

Bons einer Kasse werden direkt in einen Papierkorb hineingedruckt

Im Würstchenstand im Kieler Citti-Park wandern die ausgedruckten Bons, die Kundinnen und Kunden nicht mitnehmen, direkt in den Müll.

Steuerzahlerbund: Keine Mehreinnahmen durch Bonpflicht

Deshalb begrüßt auch der Bund der Steuerzahler im Land, dass die Bonpflicht ein Ende haben soll. "Sowohl aus ökologischer Sicht, als auch aus finanzieller Sicht wird da einfach verschwendet", erklärt Rainer Kersten vom Steuerzahlerbund. Bis heute habe zudem niemand nachweisen können, dass die Bonpflicht zu Mehreinnahmen geführt habe, so Kersten weiter. 2020 war die Pflicht eingeführt worden, um Steuerbetrug zu begrenzen. Auch der Handelsverband Nord hält die Bonpflicht nach eigenen Angaben für zu teuer und zu aufwendig.

Verbraucherzentrale: Kassenbon mitnehmen kann Sinn ergeben

Auch aus Sicht der Verbraucherzentrale in Schleswig-Holstein ergibt es Sinn, die Bonpflicht abzuschaffen. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass es je nach Einkauf auch durchaus Sinn ergibt, sich den Kassenbon geben zu lassen. Wer sich beispielsweise einen neuen Mixer gekauft hat, der zu Hause dann nicht funktioniert, könne mit entsprechendem Beleg beweisen, dass es sich um einen Gewährleistungsfall handele. Das geht nach Angaben der Verbraucherzentrale zwar auch ohne Kassenbon, ist mit Bon aber einfacher.

Kritik kommt vom Finanzministerium SH

Kritik kommt aus dem grün-geführten Finanzministerium in Schleswig-Holstein. Die Bonpflicht verhindere die Manipulation von Kassen und Steuerbetrug, heißt es - allerdings ohne Zahlen zu nennen. Zudem könnten sich Unternehmen nach Angaben einer Sprecherin des Finanzministeriums auch für digitale Belege entscheiden. "Es liegt damit in der Hand der Unternehmen, die Belegeausgabepflicht bürokratiearm und umweltfreundlich umzusetzen", so die Sprecherin weiter.

Kassenzettel als QR-Code

Die deutsche Steuergewerkschaft Schleswig-Holstein sieht es ähnlich und lehnt die Abschaffung der Bonpflicht nach Angaben des stellvertretenden Landesvorsitzenden Sommer "ganz klar ab". Er ergänzt, dass beispielsweise einige Bäcker in Schleswig-Holstein bereits mit digitalen Belegen arbeiten, die Kundinnen und Kunden über einen QR-Code auf dem Kassendisplay abrufen können.

Citti-Park plant Kassenumstellung

Auch im Citti-Park in Kiel ist geplant, dass das Kassensystem umgestellt wird und Belege künftig auch digital erstellt werden können, heißt es aus der Zentrale. Weil das Kassensystem allerdings zentralisiert ist, würde das alle drei Citti-Märkte im Land, also auch die in Lübeck und Flensburg, betreffen - was die Umstellung aufwendig mache.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 19.05.2025 | 19:30 Uhr