
Rheinland-Pfalz Warum Sie in RLP nicht überall mit Karte zahlen können
Karte, Paypal oder doch nur bar. In Restaurants, Kneipen und Cafés in RLP ist das Bezahlen nicht einheitlich. Wir erklären, warum das so ist und was sich bald ändern könnte.
"Nur Barzahlung" steht auf einem Schild direkt neben der Kasse im kleinen Café von Axel Junge. Im Kaffeejungen in der Koblenzer Innenstadt wird keine Karte akzeptiert: "Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden", sagt Junge. Für ihn habe das analoge Bezahlen und die Haptik von Bargeld einen Wert: "In unserer Welt ist alles nur noch schnell, digital und unpersönlich. Das finde ich einfach nicht gut."
Außerdem sagt der Cafébesitzer: "Ich mache doch ein Geschäft mit einem anderen Menschen. Der andere möchte einen Cappuccino, ich möchte das Geld haben. That's it. Warum soll noch jemand anders, also eine Firma, daran verdienen?"

Im Café Kaffeejunge in Koblenz ist nur Barzahlung möglich. Besitzer Axel Junge (ganz links) möchte so lange es geht daran festhalten.
Bundesregierung: Betriebe zu bar und Karte verpflichten
Bis jetzt gibt es in Deutschland kein Recht auf Kartenzahlung. Gastronomen können selbst entscheiden, welche Zahlungsarten sie akzeptieren. Das könnte sich aber bald ändern. Denn im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung steht, dass in Geschäften des Alltags - dazu zählen auch Restaurants und Cafés - "grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden sollen".
Verbände in RLP hoffen auf neues Gesetz zu Zahlungsarten
Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Rheinland-Pfalz unterstützt diesen Vorstoß. Der Verband rät den Restaurant-, Café- und Bar-Betreibern in Rheinland-Pfalz, alle Bezahlarten anzubieten. "Die meisten Gastronomen, die nur bar machen, scheuen die Gebühren. Hier gibt es aber auch unterschiedliche Anbieter", sagt Verbandspräsident Gereon Haumann.
Auch die Tourismusverbände in Rheinland-Pfalz wünschen sich von den Gastro-Betrieben im Land möglichst mehrere Bezahlmethoden: "Wir haben hier auch die Perspektive internationaler Gäste im Blick, für die Kartenzahlung oftmals eine Selbstverständlichkeit ist", sagt Stefan Zindler von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH.
Einige Cafés und Restaurants setzen voll auf bargeldloses Zahlen
Falls ein neues Gesetz kommt, müsste sich womöglich auch Georgina Ruppert aus Mainz umstellen. Denn im Café George bietet sie seit September 2023 ausschließlich Kartenzahlung an. Ein Grund dafür ist, dass bargeldloses Zahlen für sie mehr Sicherheit bedeutet: "Wir hatten mehrere Einbrüche in der Nachbarschaft. Jetzt sind die Tageseinnahmen einfach nicht mehr in den Portemonnaies unserer Servicekräfte. Und es ist für uns auch weniger Arbeit und komfortabler." Trinkgeld kann im Café George direkt bei der Kartenzahlung gegeben werden. "Am Abend verrechnen wir das dann und teilen die Mehreinnahmen unter allen gerecht auf", sagt Ruppert.

Das Café George in der Mainzer Neustadt akzeptiert seit September 2023 nur Kartenzahlung.
Besonders jüngere Gäste schätzen Kartenzahlung
Ein jüngeres Publikum spricht auch die Franchise-Kette Ma'Loa an, die in Deutschland in etwa 30 Läden Poké Bowls anbietet - unter anderem in Koblenz. Das Unternehmen setzt in den meisten Stores auf bargeldlose Bezahlung, also EC- oder Kreditkarte sowie Paypal. Das Konzept habe sich während der Corona-Pandemie bewährt, sagt eine Unternehmenssprecherin. Ohne Bargeld sei das Bezahlen hygienisch, einfach und schnell. Fast alle Kundinnen und Kunden würden das schätzen.
Eisdiele in Bad Kreuznach: "Ohne Bargeld wurden wir boykottiert"
Manuel Costantin vom Eiscafé "Die Blaue Eisdiele" in Bad Kreuznach hat auch während Corona versucht, seinen Betrieb auf bargeldlose Bezahlung umzustellen. Funktioniert hat das nicht, im Gegenteil: "Ich habe es vier Monate lang probiert. Das war mein größter Fehler." Gegen seine Eisdiele habe es damals sogar Boykottaufrufe gegeben, erzählt Costantin.
Seitdem bietet er wieder alle Bezahlmöglichkeiten an. Und das sei auch gut so: Denn etwa die Hälfte der Leute zahle bar, der Rest mit Karte, sagt der Eisdielenbesitzer. Beides habe Vor- und Nachteile: "Die Kartenzahlung kostet mich zwar Gebühren, aber Bargeld ist aufwendiger und fehleranfälliger. Man muss das Geld zählen, zur Bank bringen und auch immer Wechselgeld da haben. Das kostet auch."
Großgastronom aus Trier zahlt monatlich 12.000 Euro Gebühren
Großgastronom Atilla Gülgen aus Trier bietet in seinen Betrieben auch alle Bezahlmöglichkeiten an. Der Unternehmer betreibt 14 Restaurants in Trier, Kaiserslautern, Konz und Saarlouis. Im Schnitt haben seine Läden etwa 300 bis 400 Plätze. Etwa 90 Prozent seiner Gäste würden die Rechnung mittlerweile mit Karte bezahlen, sagt Gülgen. Dafür zahle er jeden Monat im Schnitt etwa 12.000 Euro Gebühren. Der 46-Jährige wünscht sich, dass auf lange Sicht alles auf Kartenzahlung umgestellt wird. Das sei für ihn und sein Mitarbeiter einfacher.
Cafébesitzer Axel Junge aus Koblenz hofft, dass es soweit nicht kommt. Er möchte die digitale Bezahlung so lange umgehen, wie es rechtlich möglich ist. Seine Angestellten bekämen so auch schlicht mehr Trinkgeld, weil die meisten Kunden die kleinen Beträge gerne aufrundeten. Und falls mal ein Gast gar kein Bargeld dabei hat? "Dann gebe ich halt einen Cappuccino aus. Das ist für mich dann auch okay", sagt Junge.
Sendung am Fr., 9.5.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4