Miniaturfigur eines Priesters in einem Wörterbuch mit dem Wort Missbrauch. Symbolfoto. Zwei Jahre nach Beginn der Untersuchung gibt die Uni Mannheim erstmals Einblick in ihre Studie zu Missbrauchsfällen im Bistum Speyer.

Rheinland-Pfalz Untersuchung zum Missbrauch im Bistum Speyer: 150 mutmaßliche Täter

Stand: 07.05.2025 14:19 Uhr

Zwei Jahre nach Beginn der Untersuchung gibt die Uni Mannheim erstmals Einblick in ihre Studie zu Missbrauchsfällen im Bistum Speyer. Das Bistum hat eine Reaktion angekündigt.

Von SWR

Am Donnerstag wird in der Uni Mannheim die Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer vorgestellt. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Bistums hatte im April 2023 die Uni Mannheim beauftragt, zu dem sexuellem Missbrauch durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums zu forschen.

Die Uni hat im Vorfeld des Termins am Donnerstag erste Zahlen veröffentlicht: Demnach geht man von 109 beschuldigten Geistlichen und 41 Nichtklerikern als mutmaßlichen Tätern aus.

Warum hat niemand etwas mitbekommen?

Die Studie soll vor allem klären, wie das passieren konnte. Wie konnte es sein, dass die Missbrauchsfälle nicht an die Öffentlichkeit gelangten, geschweige denn aufgeklärt und geahndet wurden? Und was braucht es, damit solche Verbrechen verhindert werden?

Die Aufklärung geht weiter

Was am Donnerstag in Mannheim veröffentlicht wird, ist nur der Anfang. Ein zweiter Teil der Aufarbeitungsstudie soll in etwa zwei Jahren folgen. Der vollständige Titel der Studie lautet: "Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)".

Was sagen Betroffene, was sagt das Bistum Speyer?

Das Bistum Speyer finanziert die Studie, legt aber Wert darauf, keinen Einfluss genommen zu haben. Um das zu unterstreichen, gibt es zwei verschiedene Termine. In der Einladung zur Vorstellung der Teilstudie am Donnerstag wird Generalvikar Markus Magin lediglich als "besonderer Gast" angekündigt.

Die Bühne gehört der Studie und denen, die sie betrifft: Bernd Held, der Vorsitzende des Betroffenenbeirats, wird ebenfalls dabei sein. "Aus unserer Sicht ist es erstmal wichtig, dass herausgearbeitet wird, welche Strukturen damals dazu geführt haben, dass so etwas passieren konnte und was von diesen Strukturen noch übrig ist.", sagte Held dem SWR: "Und zum Zweiten darf nichts mehr vertuscht oder unter den Teppich gekehrt werden. Das ist es, was uns als Betroffenen wichtig ist."

In der Vergangenheit hatte Held das Bistum Speyer immer wieder für die Zusammenarbeit mit den Betroffenen gelobt. Er habe keinen Zweifel daran, dass es dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann ernst mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ist.

Bistum Speyer: 3,4 Millionen Euro an Missbrauchsopfer

Das Bistum selbst wird dann am Freitag in einer eigenen Pressekonferenz in Speyer zu der Studie Stellung nehmen. Sie liegt der Bistumsleitung zur Lektüre seit dem 29. April vor. Auch bei dieser Pressekonferenz wird ein Vertreter des Betroffenenbeirats dabei sein. Wer will, kann die Veranstaltung auf der Internetseite des Bistums Speyer live mitverfolgen.

Der Speyrer Bischof Wiesemann

Bischof Karl-Heinz Wiesemann

Das Bistum Speyer hat bisher nach eigenen Angaben 3,4 Millionen Euro an insgesamt 94 Missbrauchsbetroffene gezahlt. Das Geld war unter anderem für Therapiekosten.

Sendung am Do., 8.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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