Bewässerung in der Landwirtschaft in der Pfalz

Rheinland-Pfalz So wollen Landwirte in der Pfalz effektiver mit Wasser umgehen

Stand: 18.05.2025 15:11 Uhr

30 Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchen Bauern jährlich in Rheinland-Pfalz. Um den Verbrauch zu optimieren, starten die Landwirte von Pfalzmarkt nun ein KI-Projekt.

Von Paul Lütge

Wer in letzter Zeit mit dem Auto durch die Pfalz gefahren ist - A65 Richtung Ludwigshafen - und mal kurz nach rechts oder links blickte, konnte sie nicht übersehen: die Wasserfontänen auf den Feldern der Landwirte, Sprinkler, zu fast jeder Uhrzeit.

Seit Monaten hat es in Rheinland-Pfalz nicht mehr ausgiebig geregnet. Doch klar ist: Äcker und Pflanzen brauchen Wasser. Die Pfalzmarkt-Genossenschaft startet in den kommenden Wochen ein Projekt mit einer neuen Software, um den Wasserverbrauch auf den Feldern der Bauern zu optimieren.

Bewässerung in Landwirtschaft aus Rhein und Grundwasser

Doch woher kommt eigentlich das Wasser auf pfälzischen Äckern? In der Pfalz gibt es zwei unterschiedliche Vorgehensweisen: Betriebe in der Vorderpfalz nutzen das Wasser des Rheins. Im Jahr 1965 wurde der "Wasser- und Bodenverband zur Beregnung der Vorderpfalz" gegründet. Das Wasser wird aus dem Otterstadter Altrhein bezogen und über ein Rohrleitungsnetz von 600 Kilometern Länge gepumpt, um damit eine Fläche von mehr als 13.500 Hektar zu versorgen.

Südpfalz: Grundwasser für Felder

In der Südpfalz nutzen landwirtschaftliche Betriebe das Grundwasser. Mithilfe von Brunnen holen sie das Wasser aus der Tiefe. Seit vergangenem Jahr müssen sie dafür den sogenannten Wassercent zahlen – sechs Cent pro Kubikmeter für die Entnahme aus dem Grundwasser.

Wasserverbrauch der Bauern in Rheinland-Pfalz: Mehr als 11.000 Schwimmbecken

Laut rheinland-pfälzischem Umweltministerium nutzen die Landwirte knapp 28 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich - 8,5 Millionen Kubikmeter stammen davon aus Grundwasser.

28 Millionen Kubikmeter Wasser – damit lassen sich mehr als 11.000 olympische Schwimmbecken füllen. Das klinge erstmal viel, sei es aber gar nicht, sagt Christian Deyerling.

Landwirtschaft hat nur kleinen Anteil am Gesamtverbrauch von Wasser

"Was heißt zu viel? Die Landwirtschaft braucht 2,5 Prozent vom verbrauchten Wasser in ganz Rheinland-Pfalz", sagt er. "Wenn man ein Gebiet hat, das Top-Lebensmittel produziert, dann ist der Wasserverbrauch ganz wenig." Christian Deyerling ist der Aufsichtsratsvorsitzende des Pfalzmarkt; eine Genossenschaft, die das größte zusammenhängende Freiland-Gemüseanbaugebiet in Deutschland verwaltet. Er sagt: Anders als in anderen Gewerben sieht man in der Landwirtschaft den Wasserverbrauch – etwa, wenn man auf der Autobahn an den Feldern vorbeifährt.

Die Zahlen von Deyerling stimmen mit denen des Umweltministeriums überein: "Das verarbeitende Gewerbe mit 86 Prozent und darin speziell die chemische Industrie machen den Hauptanteil an der Eigengewinnung im nicht-öffentlichen Bereich aus", schreibt das Ministerium in seinem "Zukunftsplan Wasser" im Oktober 2024. Allein die Chemieindustrie verwendet demnach jährlich 1,41 Milliarden Kubikmeter Wasser, so das Ministerium.

Neue Software zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

Trotz des geringeren Verbrauchs: Die Landwirtschaft versucht, die Bewässerung der Felder zu optimieren. Die Betriebe des Pfalzmarkts testen deshalb diese Saison eine neue Software.

KI kann uns auch bei der Dokumentation weiterbringen Christian Deyerling, Aufsichtsratvorsitzender vom Pfalzmarkt

Mithilfe von Sensoren im Boden soll gemessen werden, wie viel Flüssigkeit die Wurzeln und die Pflanze benötige. "Die Sensoren liefern Daten auf eine App aufs Handy, im Programm ist der Wasserbedarf der Pflanze hinterlegt", sagt Deyerling. Im Abgleich mit den Wetterstationen gibt das Programm dann Empfehlungen, was die Pflanze an Wasser benötigt. Mehrere Firmen wolle man dieses Jahr testen, nächstes Jahr soll die Software dann bei den Betrieben eingesetzt werden.

Eine Hilfe, auch, was die Erfassung von Daten angeht. "Wir müssen heutzutage immer mehr dokumentieren und den Behörden vorweisen. Dabei wird uns auch KI wie etwa diese Software helfen", sagt Deyerling.

Kritik zum Einsatz neuer Software: Natur wird nicht berücksichtigt

Doch nicht alle sind vom Einsatz neuer Software begeistert. "Einen Versuch ist es wert, aber ich verspreche mir davon nicht viel", sagt Uwe Emnet vom Naturschutzverein BUND. Er glaubt nicht, dass man damit mehr als fünf Prozent Wasser spart. "Man braucht doch keine KI, um zu sehen, dass ein Radieschen Wasser braucht!", sagt er. "Das kann man mit gesundem Menschenverstand selber machen." 

Bei Regen läuft uns die Brühe über die Straße - bei natürlichem Boden würde das nicht passieren Uwe Emnet, Naturschutzverband BUND

Eine Software für die Landwirtschaft, das sei mal wieder "typisch männlich", findet Emnet: "Es geht alles nur um die Technik, aber die Natur wird gar nicht berücksichtigt."

Die Landwirtschaft sollte sich lieber um andere Probleme kümmern, sagt er: Wie die Böden den Regen speichern können. "Das Wasser muss dort versickern, wo es runterkommt. Bei Regen läuft bei uns die Brühe über die Straße, bei einem Boden, der nicht von Landwirtschaftsmaschinen kaputt gemacht wurde, passiert das nicht", sagt Emnet.

Kritik an Landwirten: Böden können Wasser nicht speichern

Die Anbausysteme hier in der Pfalz seien mangelhaft, um Wasser zu speichern. - dies könne man aber wieder rückgängig machen: "Das kostet aber Zeit und Geld, den Landwirten ist das nicht beizubringen."

Aufsichtsratsvorsitzender Christian Deyerling, selbst Landwirt, sagt dazu: "Ich müsste mir mal die Felder ansehen, die der gute Mann meint, ich kann das sonst schwer beurteilen."

Dass in der Landwirtschaft etwas getan werden muss - sei es beim Wasserspeichern oder dem Wasserverbrauch - darauf können sich wohl alle einigen. Innerhalb Deutschlands zählt Rheinland-Pfalz mit zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen, sagt das Umweltministerium. Auch, wenn es bald mal wieder regnen sollte, und die Sprinkler neben der A65 Auszeit haben.

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