Ein Arzt untersucht in seiner Praxis die Haut am Arm eines Patienten mit Hilfe einer Lupe.

Rheinland-Pfalz Mehr Fälle von Hautkrebs: Was sind die Ursachen, worauf sollte man achten?

Stand: 17.05.2025 19:01 Uhr

Er ist gewissermaßen die Schattenseite der Sonne und auch in Rheinland-Pfalz auf dem Vormarsch: Hautkrebs. Hier lesen Sie, warum die Fallzahlen steigen und bei welchen Anzeichen man aufmerksam werden sollte.

Von Mark Kalbus

Wie haben sich die Hautkrebszahlen in RLP entwickelt?

In Rheinland-Pfalz sind die Hautkrebszahlen in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Wurden im Jahr 2003 noch 3.513 Menschen in einer Klinik wegen Hautkrebs behandelt, waren es im Jahr 2023 bereits 5.976. Das entspricht einer Zunahme um 70,1 Prozent, wie aus Daten des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Noch düsterer sieht die Entwicklung bei den Sterbezahlen aus: Verstarben im Jahr 2003 134 Personen an der Krankheit, erlagen ihr 20 Jahre später 280 Menschen - eine Zunahme um 109 Prozent. Bundesweit betrug die Steigerung in diesem Zeitraum gut 60 Prozent.

Bei den Zahlen fällt auf, dass Männer in Rheinland-Pfalz deutlich häufiger an Hautkrebs sterben als Frauen. So fielen im Jahr 2023 118 Männer dem dunklen Hautkrebs zum Opfer, aber nur 67 Frauen. Experten des Instituts für Digitale Gesundheitsdaten (IDG) sprechen von einer "besorgniserregenden" Diskrepanz. Sie führen sie auf "Unterschiede im Gesundheitsverhalten" zurück. Sprich: Männer gehen nicht so häufig zur Vorsorge und schützen sich nicht so gut vor der Sonne. Gerade Männer sollten Warnsignale der Haut also ernst nehmen und regelmäßig Hautärzte aufsuchen, mahnt das IDG.

Im Bundesländervergleich tritt dunkler Hautkrebs in Rheinland-Pfalz sogar am häufigsten auf. Im Jahr 2023 wurde bei 553 von 100.000 Rheinland-Pfälzern die Diagnose "bösartiges Melanom der Haut" dokumentiert. Im bundesweiten Durchschnitt lag die Diagnoserate im gleichen Jahr rund zehn Prozent niedriger: bei nur 495 Fällen je 100.000.

Hautkrebs-Behandlungen haben sich verdoppelt

Was sind die Ursachen?

Experten führen die steigenden Hautkrebszahlen vor allem darauf zurück, dass es mehr Alte in der Gesellschaft gibt. Wie andere Krebsarten auch trete Hautkrebs häufiger bei älteren als bei jüngeren Menschen auf. Außerdem hätten Sonne und gebräunte Haut bei Personen aus den geburtenstarken Jahrgängen ab 1950 lange Zeit als gesund gegolten, so der aktuelle Arztreport der Krankenkasse Barmer. Diese sogenannten Babyboomer hätten deshalb ein gesteigertes Hautkrebsrisiko.

Doch auch Menschen, die in den 1970er und 1980er Jahren groß wurden, erkranken häufiger an Hautkrebs, wie Jochen Utikal vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erläutert. Die Gründe: Auch bei ihnen sei noch nicht so sehr auf Sonnenschutz geachtet worden wie heute. Außerdem seien die Lichtschutzfilter der Sonnencremes noch nicht so gut gewesen. Schwere Sonnenbrände von Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit könnten daher der Grund dafür sein, dass Menschen, die heute 50 oder 60 Jahre alt sind, besonders von dunklem Hautkrebs betroffen seien.

Eine Rolle für den Anstieg spielt laut dem Barmer-Arztreport auch, dass Versicherte seit 2008 ab einem Alter von 35 Jahren Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs haben. Die Krankheit wird also seltener übersehen als früher.

Wie besorgt sind Ärzte über den Anstieg?

Kurze Antwort: sehr. "Hautkrebs ist so etwas wie eine Epidemie im Moment", sagt Prof. Stephan Grabbe von der Unimedizin Mainz. Schuld sei die große Menge an UV-Strahlung, die Menschen im Laufe ihres Lebens abbekommen hätten. Dies trifft laut Grabbe auf die Mehrheit der Bevölkerung zu. Denn: Aktiv gewarnt werde vor der Sonne erst seit ungefähr 30 Jahren. Schutzmaßnahmen und Verhaltensänderungen könnten überhaupt erst seit diesem Zeitpunkt greifen.

Zugleich betont Grabbe: "Hautkrebs, wenn er früh erkannt wird, ist heilbar." Das treffe auch auf den bedenklicheren dunklen Hautkrebs zu. Werde dieser früh entdeckt, könne er allein durchs Herausschneiden geheilt werden. Wenn er später erkannt werde, könne er jedoch nach wie vor tödlich sein.

Ein Muttermal. Ob es sich dabei um dunklen Hautkrebs handelt, kann durch eine zytologische Untersuchung festgestellt werden.

Wenn Muttermale wie dieses Hautärzten verdächtig vorkommen, ordnen sie eine Laboruntersuchung an.

Bei welchen Anzeichen sollte man zum Arzt gehen?

ABCDE - was nach Buchstabensalat klingt, ist eine Faustregel, mit der man möglichen Hautkrebs entdecken kann. Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt, den eigenen Körper nach dieser Methode alle sechs Monate unter die Lupe zu nehmen. Dabei prüft man neue und vorhandene Muttermale und Hautflecken auf:

  • Asymmetrie: Auffällig sind Flecken oder Male, die nicht rund, sondern asymmetrisch sind.
  • Begrenzung: Auffällig sind Male, die nicht scharf begrenzt sind, sondern verwaschene, ausgezackte oder raue Ränder haben.
  • Colorit (also Farbe): Auffällig sind Farbveränderungen.
  • Durchmesser: Auffällig sind Hautveränderungen mit einem Durchmesser größer als sechs Millimeter.
  • Erhabenheit: Auffällig sind Male, die höher als einen Millimeter aus der Hautebene herausragen.

Kommen einem Körperstellen dabei verdächtig vor, sollte man einen Mediziner aufsuchen. Auch wenn Pigmentflecken jucken oder bluten, heißt es: zum Arzt gehen!

Darüber hinaus haben alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren das Recht auf eine kostenlose Hautkrebs-Früherkennung (Screening) - und zwar alle zwei Jahre. Hautärzte nutzen dabei ein Dermatoskop (Auflichtmikroskop). Dieses vergrößert Pigmentflecken um das Zehnfache und ermöglicht eine genauere Diagnose als mit bloßem Auge.

Was unterscheidet dunklen und hellen Hautkrebs?

Dunkler (auch "schwarzer") Hautkrebs ist der deutlich gefährlichere Hautkrebs-Typ. Mediziner bezeichnen ihn auch als "malignes Melanom". Er entsteht dadurch, dass Pigmentzellen der Haut entarten. Die entstandenen Krebszellen breiten sich sehr schnell im Körper aus (Metastasierung), weshalb die Krankheit lebensbedrohlich sein kann.

Heller (auch "weißer") Hautkrebs tritt in zwei Formen auf: dem Basalzellkarzinom und dem Plattenepithelkarzinom. Er wird deutlich häufiger diagnostiziert als dunkler Hautkrebs, ist aber auch deutlich ungefährlicher. Die Krebszellen breiten sich kaum beziehungsweise nur langsam aus, Metastasen sind extrem selten. In den meisten Fällen ist heller Hautkrebs gut zu behandeln und vollständig zu heilen.

Wie sollte man sich schützen?

Früher waren viele Menschen der Ansicht, dass nur ein Sonnenbrand gefährlich sei, Bräune hingegen nicht. Doch das ist falsch. "Gesunde Bräune gibt es nicht", sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz. Denn: Auch schwache UV-Strahlen begünstigen die Entstehung von Hautkrebs. "Je länger sich eine Person im Laufe ihres Lebens der UV-Strahlung ungeschützt aussetzt, umso höher ist ihr Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken", so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Die Experten empfehlen, sich so zu schützen:

  • starke Sonne meiden
  • Kleidung tragen
  • Augen schützen
  • Sonnencreme verwenden
  • Sonnenbrand meiden
  • Babys und Kinder schützen
  • Auch im Wasser gut schützen
  • über Medikamente informieren
  • lieber auf Sonnenbaden verzichten
  • Solarien meiden
  • Als Eltern Vorbild für Kinder sein

Diese Maßnahmen sollten in absteigender Reihenfolge angewendet werden. Sprich: Am allerwichtigsten sei es, die Sonne zu meiden. Danach kämen lichtundurchlässige Kleidung, ein Hut und eine Sonnenbrille.

Sendung am Sa., 17.5.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP