Mit Flatterband der Polizei ist eine Straße abgesperrt. Die Ermittlungen zu der Gewalttat mit drei toten Familienmitgliedern in Weitefeld im Westerwald gehen weiter.

Rheinland-Pfalz Chronologie: Das ist seit dem mutmaßlichen Dreifachmord von Weitefeld passiert

Stand: 06.05.2025 16:19 Uhr

Am Morgen des 6. April geht der Notruf bei der Polizei ein. Sie findet eine dreiköpfige Familie tot in ihrem Haus in Weitefeld. Vom Täter fehlt weiter jede Spur. Eine Chronologie.

6. April, 3.45 Uhr: Der Notruf einer Frau aus Weitefeld im Kreis Altenkirchen geht bei der Polizei ein. Diese ist kurze Zeit später vor Ort bei dem Haus, aus dem der Anruf kam. Die Einsatzkräfte finden drei Leichen: die 44 Jahre alte Anruferin, einen 47 Jahre alten Mann und den gemeinsamen 16-jährigen Sohn. Die ersten Erkenntnisse ergeben, dass sie getötet wurden. Außerdem bemerken sie eine Person, die durch ein Fenster aus dem Haus flieht.

6. April, der Tag: Die Nachricht von der Tat an der Familie hat sich in Weitefeld schnell verbreitet. Eine Spezialeinheit der Polizei riegelt den Ort bis zum Abend ab. Niemand kommt unkontrolliert raus oder rein. Ein Hubschrauber kreist in der Luft. Über allem schwebt die Frage: Was ist in der Nacht passiert? Und wo ist der Täter? Die Polizei mahnt die Einwohner zur Wachsamkeit und warnt davor, Anhalter mitzunehmen. Eine Hinweis-Hotline wird eingerichtet.

Tatverdächtiger wird ermittelt

7. April, Vormittag: Der 2.300-Ort steht unter Schock. Sportveranstaltungen der nächsten Tage werden abgesagt. Eltern dürfen ihre Kinder aus Schule und Kita zuhause lassen. Die Schulaufsichtsbehörde ADD bestätigt dem SWR, dass der tote Jugendliche Schüler der IGS Betzdorf-Kirchen war. Seelsorger kümmern sich um die Mitschülerinnen und Mitschüler des Opfers.

7. April, Nachmittag: Forensische Hinweise ergeben: Ein Mann aus dem Nachbarort Elkenroth ist dringend tatverdächtig. Ab jetzt fahndet die Polizei öffentlich nach Alexander Meisner: 61 Jahre alt, 1,74 Meter groß, 74 Kilo schwer, braune Haare, blau-graue Augen, Narben am Arm und überm Auge, plus "Katja"-Tattoo (in kyrillischer Schrift) auf der Hand.

Porträt von Alexander Meisner - er wird verdächtigt, drei Menschen in Weitefeld im Westerwald getötet zu haben.

Nach dem Gewaltverbrechen an einer dreiköpfigen Familie in Weitefeld sucht die Polizei weiterhin den Tatverdächtigen Alexander Meisner.

8. April: Die Polizei fahndet weiterhin mit Hochdruck und Spezialkräften nach Alexander Meisner. Umliegende Waldgebiete, Orte und sogar Gewässer werden nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder abgesucht.

8. April: Auf dem Schulhof der Grundschule Weitefeld richtet die Ortsgemeinde gemeinsam mit der Verbandsgemeindeverwaltung Daaden-Herdorf eine Anlaufstelle für verunsicherte Bürgerinnen und Bürger ein. 

9. April: Die Hintergründe der Tat, ob Meisner etwa eine Verbindung zu den Opfern hatte oder ein mögliches Tatmotiv, sind weiterhin unklar. Täglich gehen Dutzende Hinweise zum Flüchtenden bei der Polizei ein. Erfolgversprechende sind bislang nicht dabei. Bekannt ist, dass der Tatverdächtige bereits in der Vergangenheit wegen versuchten Totschlags an seiner Ex-Frau verurteilt worden war.

Weitefeld gedenkt der getöteten Familie

9. April: Etwa 300 Bürgerinnen und Bürger kommen zu einer Gedenkveranstaltung in der Martin-Luther-Kirche zusammen, um den Tod der Familie zu betrauern.

Weitefeld gedenkt der Toten bei Trauerveranstaltung

Obduktion bestätigt den Tod durch Messerstiche und Schüsse

10. April: Die Obduktion der Opfer ist beendet. Sie ergibt laut Staatsanwaltschaft, dass das Ehepaar durch mehrere Messerstiche und Schnitte sowie durch Schüsse verletzt wurde und verblutet ist. Der 16-jährige Jugendliche sei erschossen worden.

11. April: Die Polizei hat eine 100-köpfige Sonderkommission eingerichtet und ist weiterhin Tag und Nacht in Weitefeld und der Umgebung präsent. Sie warnt die Bevölkerung vor dem Tatverdächtigen Alexander Meisner. Er könne gefährlich sein. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Flüchtige bewaffnet sei.

12. April: Die Polizei führt eine größer angelegte Befragung von Einwohnern in Weitefeld und Nachbargemeinden durch. Bis dato sind zudem bereits mehrere Hundert Hinweise bei der Ermittlungsbehörde eingegangen.

Eine Woche nach der Tat

13. April: Die Gewalttat von Weitefeld ist eine Woche her. Der Westerwald-Ort ist weiterhin weit entfernt von Normalität. Auch die Polizei ist weiterhin präsent. Gleiches gilt für den Nachbarort Elkenroth, in dem Alexander Meisner zuletzt wohnte. Viele Einwohner hier wühlt die Tat auf. Manche haben Angst, dass der mutmaßliche Dreifachmörder zurückkehrt.

Wir gehen nur noch zu zweit raus und auch nicht mehr in den Wald.  Ehepaar aus Elkenroth (möchte anonym bleiben)

16. April: Der ermittelnden Staatsanwaltschaft fehlt weiterhin jede Spur, wohin sich der Flüchtige abgesetzt haben könnte. Sie setzt 10.000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung führen.

Tat wird Thema in "Aktenzeichen XY ... ungelöst"

16. April: Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" greift den Fall auf. 30 Kriminalbeamte nehmen während und nach der Sendung Hinweise von Zuschauerinnen und Zuschauern per Telefon an. Allein während der Sendung gehen mehr als 90 Hinweise ein.

17. April: Erneut findet eine groß angelegte Suchaktion der Polizei mit etwa 1.000 Einsatzkräften aus ganz Deutschland in und um Weitefeld herum statt - laut Staatsanwaltschaft ohne Bezug zu "Aktenzeichen XY ... ungelöst" und Hinweisen von Zuschauern. Die Suche bleibt ohne Erfolg. Die Ermittler bestätigen, dass Alexander Meisner wenige Wochen vor der Tat einen neuen Reisepass beantragt habe. Den habe er aber nie abgeholt. Eine Flucht ins Ausland könne aber nicht ausgeschlossen werden.

19. April: Ermittler kommen erneut nach Elkenroth, dem Wohnort von Alexander Meisner. Sie sprechen erneut mit Nachbarn und Einwohnern. Sie hoffen auf neue, weiterführende Hinweise.

Warum wir von mutmaßlichem Mord sprechen
Für Journalisten gilt bei der Berichterstattung über Verbrechen die Unschuldsvermutung für den Tatverdächtigen. Die Regeln für eine solche Berichterstattung sind im Pressekodex festgelegt. Das bedeutet, dass wir im Fall des Tötungsdelikts in Weitefeld (und anderen Fällen) von mutmaßlichem Mord und mutmaßlichem Täter in Verbindung mit der Namensnennung des Flüchtigen sprechen. Die Bezeichnung "mutmaßlich" gilt für die Berichterstattung so lange, bis es eine rechtskräftige Verurteilung durch ein Gericht gibt.

Erneute Suchaktion nach Tatverdächtigen

20. April: Am Ostersonntag suchen Spezialkräfte der Polizei die Umgebung von Weitefeld und Elkeroth großflächig nach Hinweisen auf den Tatverdächtigen ab. Die Aktion verläuft erfolglos.

23. April: Nach einem Zeugenhinweis stoppt die Polizei am Vormittag einen Zug auf der Ruhr-Sieg-Strecke im Bahnhof Plettenberg (Nordrhein-Westfalen). Bei der überprüften Person handelt es sich aber nicht um den gesuchten Meisner.

24. April: Die Polizei vermutet, dass der mutmaßliche Mörder verletzt sein könnte. Dafür gebe es Hinweise am Tatort, heißt es in einer Mitteilung. Inwiefern die mögliche Verletzung den 61-Jährigen auf der Flucht beeinträchtige, sei unklar.

26. April: Die Polizei warnt vor Falschmeldungen zur Tat auf Social Media und in Chatgruppen. Explizit kursierte in den Tagen zuvor eine Nachricht über die Sichtung des Tatverdächtigen nahe Bad Breisig. An der Meldung sei aber nichts dran, teilt die Polizei mit und mahnt, keine ungeprüften Infos weiterzuverbreiten.

Warum verfolgte die Polizei den mutmaßlichen Täter nicht?

Während der Fahndung nach Alexander Meisner taucht in der Öffentlichkeit die Frage auf, warum die zuerst am Tatort eingetroffenen Polizisten die fliehende Person nicht verfolgt haben. Dazu sagte der Leitenden Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler im SWR: "Aufgrund der unklaren Tatortsituation, der nicht bekannten Anzahl möglicher Täter und des unklaren Gesundheitszustands der Opfer war eine sofortige, effektive Nacheile ausgeschlossen." In solchen Situationen stehen die Sorge um die Opfer und die Sicherheit der Einsatzkräfte an erster Stelle.

29. April: Mit rund 100 Einsatzkräften sucht die Polizei erneut ein fünf Hektar großes Gebiet rund um Weitefeld ab - auch umliegende Gewässer mit dem Boot und Sonargerät. Laut Polizei wird dabei auch nach einer Leiche Ausschau gehalten. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der mutmaßliche Mörder tot ist. Die Fahndung bleibt wiederholt ohne Erfolg.

5. Mai: Inzwischen sind mehr als 1.700 Hinweise bei der Polizei eingegangen, wie ein Polizeisprecher dem SWR sagte.

100 Einsatzkräfte suchen bei Weitefeld erfolglos nach neuen Hinweisen

Sendung am Mo., 5.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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