
Rheinland-Pfalz Bienen als Hobby: Imkern ist auch in der Region Trier angesagt
Während Corona waren viele Imkerkurse voll. Der große Ansturm ist vorbei, doch bei vielen ist das Interesse geblieben. Und die neuen Imker bringen frischen Wind in die Szene.
Familie Hansmair sitzt entspannt in ihrem Garten in Walsdorf in der Vulkaneifel. Um sie herum summen Bienen – ihre Bienen. Das Ehepaar Hansmair und ihr Sohn Aaron haben das Imkern für sich entdeckt. Für Aaron ist es mehr als ein Hobby: "Mein Urgroßvater hat das schon gemacht, dann mein Großvater und jetzt wir. Ich bin die vierte Generation. Das ist natürlich schön, wenn man das weitertragen kann", sagt der 15-Jährige.

Familie Hansmair hat inzwischen einige Bienenvölker. Ihnen sind auch Schwärme zugeflogen.
Früher hat Aaron seinem Großvater beim Imkern zugeschaut. Als der Großvater krank wurde, verschwanden auch die Bienenvölker. Irgendwann stand das Bienenhaus leer. Der Wunsch, selbst Bienen zu halten, kam erst später: "So ein bisschen back to the roots", sagt Vater Florian Hansmair und lacht. Das nötige Wissen fehlte der Familie aber. Deshalb besuchen sie einen Imkerkurs. Der ist nicht weit weg und wird vom Bienenzuchtverein Prümer Land angeboten. Die Kurse macht dort unter anderem auch der Vorsitzende Torsten Lengert.

Torsten Lengert (rechts im Bild) ist Ansprechpartner für Fragen der Neu-Imker. Die richtige Haltung der Bienen ist wichtig, damit die Honigernte stimmt.
Den typischen Imker gibt es nicht mehr
Der Verein bildet jedes Jahr bis etwa 20 Jungimker aus, darunter sind Paare, Familien, Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen – vom Landschaftsgärtner bis zur Ärztin ist alles vertreten. Einige wie Familie Hansmair haben schon Erfahrungen. Andere steigen ohne Vorkenntnisse ein. Im Kurs erfahren die Teilnehmenden auch, was passiert, wenn ein Bienenschwarm landet und was dann zu tun ist. Bei Familie Hansmair ist genau das passiert. "Das ist schon was Besonderes", erzählt Aaron Hansmair.
Imker aus Neugier und Überzeugung
Die Motive, warum die Menschen das Imkern lernen wollen, sind vielfältig. Bei Anja und Sascha Heltemes kam die Idee am Küchentisch: "Wir essen so viel Honig, da könnten wir den auch mal selber machen", dachte Anja. Außerdem wollten sie den Bienen helfen und der Natur etwas zurückgeben. Ihr großer Garten in Prüm soll künftig einen eigenen Bienenstock beherbergen.

Anja und Sascha Heltemes möchten ihr Bienenvolk mitten in der Stadt Prüm halten.
Auch der siebenjährige Arvid ist mit Begeisterung dabei. Er ist der jüngste Teilnehmer im Kurs. Schon im Kindergarten wollte er Bienen halten. Dieses Jahr bekommt er sein erstes eigenes Volk. Damit seine Bienen die Obstbäume der Familie bestäuben und sie den Honig ernten können.

Der siebenjährige Arvid schaut im Imkerkurs ganz genau hin. Er wird dieses Jahr ein eigenes Bienenvolk bekommen.
Auch Lukas Viert imkert schon seit drei Jahren. "Man denkt zuerst, es ist ganz einfach, aber es steckt viel mehr dahinter", sagt der 35-Jährige. Deshalb besucht der Landschaftsgärtner nun den Kurs. Bei Fragen kann er auch außerhalb der Treffen bei Kursleiter Lengert anrufen.
Einmal Imker, immer Imker?
Torsten Lengert und Barbara Götz leiten die Einsteigerkurse des Prümmer Vereins. Sie sind nicht nur während des Kurses Ansprechpartner, sondern auch danach für die Imker da. "Das ist wichtig, sonst hören sie vielleicht auf, wenn mal etwas schiefläuft," meint Torsten Lengert. Doch im Verein sei das bislang nicht vorgekommen. Wer sich einmal um ein Bienenvolk kümmert, bleibt meist dabei. In der Regel hören Imker nur auf, wenn eine Allergie oder das Alter die Haltung von Bienen verhindern.

Den Imkerkurs besucht die Familie Hansmair gemeinsam. Steffi, Aaron und Florian Hansmair teilen sich auch die Arbeit an den Bienen.
Das Interesse an den Kursen ist seit Jahren groß. "Das Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz ist enorm gewachsen", sagt Lengert. Manche wollen sich einfach informieren, andere steigen voll ein. Viele merken schnell, wie viel Arbeit die Bienenhaltung macht. Dennoch schätzt Lengert, dass etwa 25 Prozent der Teilnehmer dauerhaft imkern. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, weil oft zum Beispiel nur einer aus einer Familie im Verein ist.
Volle Imker-Kurse während Corona
Während der Corona-Zeit war der Zulauf besonders stark. Viele Menschen hatten in dieser Zeit ein großes Interesse an Natur und wie Selbstversorgung in Krisenzeiten funktioniert. Nach dem Ende der Pandemie ist es wieder ruhiger geworden. Erstmals seit Jahren sind die Zahlen leicht rückläufig. Trotzdem bleibt imkern beliebt.
Die Imkerei verbindet Generationen und schafft Begegnungen. Torsten Lengert, Bienenzuchtverein Prümer Land
Besonders freut Lengert sich über die unterschiedlichen Leute in den Kursen. "Die Imkerei verbindet Generationen und schafft Begegnungen zwischen Menschen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten." Auch der Austausch untereinander habe sich verändert – früher sei eher Konkurrenz spürbar gewesen.
- Stockmeißel: Zum Öffnen der Beute
- Wabenheber: Für das Herausnehmen der Waben
- Schutzkleidung: Imkerjacke mit Schleier, Handschuhe
Hobbyimker wichtiger Faktor für Landwirtschaft
Imkern ist mehr als ein Hobby. Es ist eine wichtige Aufgabe für die Natur. Nach Angaben des Imkerverbands Rheinland-Pfalz sind nahezu alle Imker im Land Hobbyimker. Ohne sie wäre eine flächendeckende Bestäubung vieler Pflanzen und Bäume nicht möglich. Förderprogramme gibt es trotzdem nur wenige. Deshalb wünschen sich Imker wie Torsten Lengert mehr Anerkennung und Unterstützung: "Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Landwirtschaft. Bekommen aber zuwenig Hilfe."
Sendung am Sa., 21.6.2025 9:00 Uhr, Der Vormittag, SWR1 Rheinland-Pfalz