BASF

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Ludwigshafen: BASF-Chef fordert Veränderungen

Stand: 02.05.2025 15:39 Uhr

Vorstandschef Markus Kamieth beschwört einen Wendepunkt für den Chemiekonzern. Die BASF müsse schneller und besser werden. Das passt: Die Hauptversammlung des Großkonzerns lief am Freitag komplett digital.

Es war ja bislang immer ein großes Ereignis im Tagungszentrum Rosengarten in Mannheim, wenn die BASF zur jährlichen Hauptversammlung einlud. Rund 6.000 Aktionäre kamen dann persönlich vorbei. Die Zeiten sind möglicherweise vorbei. Zum ersten Mal seit Corona hat die BASF ihre Hauptversammlung komplett online abgehalten. Ein Testlauf, der schon darauf hindeutet, worum es dem weltgrößten Chemiekonzern im Jahr 2025 geht: Einsparungen und Veränderungen.

BASF Hauptversammlung im Rosengarten in Mannheim 2023

Die BASF Hauptversammlung bot für die Aktionäre im Rosengarten in Mannheim auch Raum für Austausch und Begegnung (hier 2023).

BASF-Vorstandschef fordert Veränderungen

Die BASF muss sich verändern. Das hat Vorstandschef Markus Kamieth in der Hauptversammlung gesagt. Bezogen hat er es auf das Unternehmen insgesamt, aber auch auf das Stammwerk Ludwigshafen speziell: Hier läuft ein Sparprogramm, das eine Milliarde Euro an Kosten bringen soll. Anlagen wurden bereits stillgelegt, weitere werden wohl folgen. Wie viele Stellen das kosten wird, beziffern weder Vorstand, noch Betriebsrat - es könnten mehrere Tausend sein.

Markus Kamieth, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF, spricht bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns BASF am 28. Februar 2025

Markus Kamieth, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF, spricht bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns BASF am 28. Februar 2025

Das Problem: Der Standort schreibt nach Unternehmensangaben seit Jahren rote Zahlen. Das soll sich ändern. Nur durch Sparen wird das allerdings nicht funktionieren. Markus Kamieth hat in der Hauptversammlung auch auf Investitionen hingewiesen, die es weiter geben soll, etwa in die Produktion von hochreiner Schwefelsäure für die Chipproduktion in Deutschland.

Mit der richtigen Balance aus Sparen und Investieren bringen wir den Standort wieder auf die Erfolgsspur Markus Kamieth, Vorstandschef BASF

Letztlich baut die BASF ihr Stammwerk gleich in zwei Richtungen um: Die Produktion in Ludwigshafen muss wettbewerbsfähig werden und dann steht ja da noch das große Ziel, bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Da wird heftig umgebaut und das hat Folgen, so Gunther Kollmuß, Bezirksleiter der Gewerkschaft IGBCE Ludwigshafen: "Neben der direkten Angst um den Job ist es auch die Frage, wie sich BASF aufstellt. Da ist auch viel Unzufriedenheit da, weil die Mitarbeiter immer wieder in neue Abläufe eingebunden werden. Kaum hat sich eine Abteilung gefunden, wird sie wieder umstrukturiert."

Trotz Spardruck: BASF hält an Klimazielen fest

Tatsächlich: Die BASF will auch weiterhin am Ziel festhalten, bis 2050 klimaneutral produzieren zu wollen. Wie schnell das klappt, hängt laut Vorstandschef Kamieth aber auch von der Kundschaft und den Märkten ab – in welchem Umfang diese klimaneutrale Produkte haben wollen und dafür zahlen wollen: "Für mich steht fest, die grüne Transformation wird in der Breite kommen. Wer das nicht wahrhaben will oder versucht, mit Pseudo-Fakten die Uhr zurückzudrehen, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt!" Früher oder später werde die grüne Transformation in der Breite kommen und dann werde die BASF davon profitieren, auch im Stammwerk in Ludwigshafen.

Mehr Investitionen in Asien geplant

Schwerpunkt der Investitionen bleibt für die BASF nach wie vor Asien, da dort die Chemiebranche am stärksten wächst, so Markus Kamieth. Noch in diesem Jahr soll der große Verbundstandort in Zhanjiang in China vollständig in Betrieb gehen. Die BASF investiert rund zehn Milliarden Dollar in den neuen Verbundstandort in China. Auch in Indien werde die BASF weiter investieren, so der BASF-Chef.

Leichte Einbußen im ersten Quartal

Der Chemiekonzern gab bereits vor der Versammlung einen Einblick in die Zahlen. Die Quartalsbilanz zeigt einen bereinigten operativen Gewinn für Januar bis März 2025 von 2,625 Milliarden Euro, das sind rund drei Prozent weniger als Analysten erwartet hatten. Der bereinigte operative Gewinn gilt als wichtige Kennzahl für Finanzanalysen. Er beinhaltet die Gewinne abzüglich außergewöhnlicher Einflüsse wie Sonderbelastungen, Restrukturierungen oder außerordentliche Abschreibungen. So gilt er als guter Indikator für die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Konzerns. Der Konzern rechnet allerdings weiter unverändert mit rund 8,2 Milliarden Euro Gesamtgewinn für 2025.

US-Zölle werfen Schatten auf Ausblick

Die Folgen der Zölle auf die Nachfrage und weltweiten Handelsströme seien laut Kamieth schwer vorhersehbar. Allerdings verwies der Finanzchef Dirk Elvermann darauf, dass die BASF über Produktionsanlagen in allen wichtigen Regionen der Welt verfüge. Damit würden die direkten Auswirkungen der Zölle wohl überschaubar bleiben. Indirekte Folgen, wie zum Beispiel Verunsicherung in den Märkten oder schwächere Nachfrage aus betroffenen Industrien - wie der Autoindustrie - könnten dennoch ein Risiko darstellen. Wie und ob man die Prognose anpassen werde, werde sich erst im Laufe des Quartals zeigen.

2026: digitale Hauptversammlung oder Rückkehr in den Rosengarten?

Unsicher ist auch noch, ob es auch 2026 wieder eine virtuelle Hauptversammlung der BASF geben wird: Auch wenn es in der Hauptversammlung selbst deutliche Kritik an der Online-Sitzung gab, eine große Mehrheit war am Ende dafür, die Testphase um weitere zwei Jahre zu verlängern und weiter Online-Hauptversammlungen zu erlauben. 

Sendung am Fr., 2.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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