Hebamme untersucht eine schwangere Frau mit Handschuhen

Nordrhein-Westfalen Wie finde ich eine Hebamme in der Nähe?

Stand: 05.05.2025 09:24 Uhr

Schwanger? So findet ihr eine Hebamme, die zu euch passt. Wann ihr mit der Suche starten solltet und welche Typen es gibt.

Von Sabine Schmitt

Der Schwangerschaftstest zeigt zwei Streifen. Das bedeutet: schwanger - und für viele beginnt dann die Suche nach einer Hebamme. Falls ihr in dieser Situation seid, könnten euch diese Infos und Tipps weiterhelfen.

Eine schlechte Hebammen-Versorgung geht alle an

Was macht eine Hebamme?

Hebammen sind medizinische Fachkräfte. "Sie sind darauf spezialisiert, Frauen und Familien während der Schwangerschaft, Geburt, im Wochenbett und in der Zeit des Stillens zu betreuen", sagt Michelle Rump, Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen NRW.

Die Aufgaben von Hebammen sind:

  • Schwangerschaftsvorsorge und -beratung
  • Geburtsvorbereitung
  • Geburtshilfe
  • Wochenbettbetreuung
  • Stillberatung

Welche Arten von Hebammen gibt es?

Manche Hebammen machen alles, andere helfen nur bei der Geburt oder davor und danach. Das sind die Unterschiede:

Begleitbeleghebammen begleiten die Schwangerschaft und die Zeit danach. Wenn sich das Baby ankündigt, begleiten sie die werdende Mutter mit in ein Krankenhaus oder in ein Geburtshaus. Es muss aber ein Krankenhaus sein, mit dem die ausgewählte Begleitbeleghebamme kooperiert. Die Begleitbeleghebamme bleibt während der Geburt die ganze Zeit dabei und kümmert sich nur um die Mutter, die sie begleitet. Nach Absprache ist auch eine Hausgeburt möglich.

Angestellte Hebammen gibt es in 122 Geburtskliniken in NRW, sagt der Hebammenverband NRW. Sie arbeitet fest in einer Klinik. Die werdende Mutter lernt so eine Hebamme erst kurz vor der Geburt kennen. Anders als bei der Begleithebamme ist hier nicht sicher, dass es eine Eins-zu-Eins-Betreuung gibt. Laut Hebammenverband können es "in Hochphasen auch schon mal bis zu vier Frauen" sein, die sich eine angestellte Hebamme bei der Entbindung teilen müssen.

Freiberufliche Hebammen, die keine Geburtshilfe leisten, kommen vor und nach der Geburt zur Familie nach Hause - aber nicht mit zur Geburt.

Beleg-Hebammen arbeiten freiberuflich in einem Krankenhaus. Das gibt es laut Hebammenverband in 13 Geburtskliniken in NRW - zum Beispiel im Vinzenz Pallotti Hospital in Bergisch Gladbach, im Marienhospital in Bonn Marienhospital oder im St.Vincenz-Krankenhaus in Datteln. Sie arbeiten freiberuflich und rechnen direkt mit der Krankenkasse ab. Ab 1. November gibt es eine neue Abrechnungsweise. Viele Hebammen aus dieser Gruppe fürchten aktuell um ihre Existenz. Laut Hebammenverband rechnen sie mit bis zu 30 Prozent weniger Einnahmen. Laut Hebammenverband NRW könnte es im schlimmsten Fall passieren, dass diese Geburtsstationen schließen müssen, wenn diese Hebammen ihre Stellen aufgeben und abwandern. Betroffen wären viele Tausend Geburten im Jahr. Noch bis zum 7. Mai läuft eine Petition, die diese Hebammen unterstützen soll.

Ab wann kann ich nach einer Hebamme suchen?

Michelle Rump, Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen NRW

Michelle Rump, Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen NRW

Schon sehr früh. Der Schwangerschaftstest muss noch nicht positiv sein. Es reicht das Gefühl, schwanger sein zu können, um Kontakt mit einer Hebamme aufnehmen zu können. Ab diesem Zeitpunkt besteht in der gesetzlichen Krankenversicherung ein Anspruch auf eine Hebamme. Die Hebamme kann dann einen Schwangerschaftstest machen. "Genau wie ein Arzt kann eine Hebamme auch einen Bluttest machen", sagt Michelle Rump Hebammenverband NRW.

Wie schwierig ist es in NRW, eine Hebamme zu finden?

Die Zeiten, in denen Schwangere Angst haben müssen, dass sie keine Hebamme finden, seien vorbei, sagt Michelle Rump vom Hebammenverband NRW.

Denn: 2020 hat sich etwas Grundlegendes geändert. Früher war Hebamme ein Ausbildungsberuf. Heute studieren Hebammen an einer Uni. In NRW ist das an neun Standorten möglich, zum Beispiel in Köln.

Die Akademisierung habe dem Beruf zu einem großen Schub verholfen, sagt Rump. "Seitdem bilden wir viel mehr aus - früher war es in NRW nur ein Drittel davon."

In Teilen Ostwestfalens, in den Ballungszentren im Ruhrgebiet und im Rheinland gebe es eine ausgesprochen gute Versorgung. In ländlichen Bereichen dürfen Hebammen inzwischen auch Videosprechstunden anbieten.

Sind Hebammen eigentlich Pflicht?

Das kommt darauf an. Unter der Geburt muss eine Hebamme dabei sein. So steht es im Gesetz. "Ärzte sind deshalb verpflichtet, eine Hebamme hinzuzuziehen, auch bei einem Kaiserschnitt", sagt Rump. Laut Statistischem Bundesamt kamen zuletzt fast ein Drittel aller Kinder in Krankenhäusern per Kaiserschnitt zur Welt.

Eine Tür mit der Aufschrift "Kreißsaal"

Im Kreißsaal ist immer auch eine Hebamme dabei

Vor und nach der Geburt gibt es keine Pflicht zur Betreuung durch eine Hebamme. "Es ist ein Angebot. Es macht aber auf jeden Fall Sinn, es anzunehmen."

Niemand ist so gut dazu ausgebildet, diese Phase so gut zu betreuen und zu begleiten, wie Hebammen.

Michelle Rump, Landesverband der Hebammen NRW

Wie finde ich eine Hebamme?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an eine Hebamme zu kommen. Hier sind verschiedene Möglichkeiten. Was laut Rump vom Hebammenverband immer wichtig ist: "Die Hebamme sollte in der Nähe sein, am besten im selben Ortsteil." Denn manchmal muss alles ganz schnell gehen - wie schnell zeigt eine Geschichte aus Aachen. Dort eskortierte die Polizei vor Kurzem eine Schwangere zur Klinik. Aber das Baby war einfach schneller als die Polizisten - es kam auf dem Beifahrersitz zur Welt.

Eine spezielle Suchmaschine nutzen: Der Deutsche Hebammenverband empfiehlt die Seite ammely.de. Dort sind alle Hebammen gelistet, die ihre Leistungen über eine gesetzliche Krankenkasse abrechnen dürfen. Werdende Eltern geben als Erstes den errechneten Geburtstermin ein, dann ihre Postleitzahl und welche Betreuung sie sich wünschen. Auch bei der Sprache kann man Wünsche eingeben. Nach der Suchanfrage zeigt die Seite Namen von Hebammen in der Nähe, die werdende Eltern dann anschreiben können. Für bestimmte Funktionen muss man allerdings ein Konto anlegen.

Selbst in der Liste suchen: Die Hebammenliste des Spitzenverbandes der Krankenkassen ermöglicht die Suche nach einer freiberuflich tätigen Hebamme. Alle Hebammen, die genannt werden, dürfen auch hier die Leistungen mit einer gesetzlichen Krankenkasse abrechnen.

Suchmaschinen: Bei der Suche nach einer Hebamme helfen auch Google und Co. Wer auf diesem Weg eine Hebamme in der Nähe sucht, sollte auch klären, ob die Hebamme mit der Krankenkasse abrechnen darf.

Empfehlungen einholen: Wer hat im Freundes- oder Bekanntenkreis gute Erfahrungen mit einer Hebamme gemacht? "Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda", sagt Rump. Auch Gynäkologen haben manchmal einen Tipp oder arbeiten mit Hebammen zusammen.

Ist eine Hebamme in der Schwangerschaft Pflicht?

Sich selbst eine Hebamme zu suchen ist nicht verpflichtend. Allerdings gibt es dann keine Betreuung durch eine Hebamme vor und nach der Geburt. Wenn das Baby zur Welt kommt, sind die Hebammen der jeweiligen Klinik bei der Entbindung da und helfen.

Welche Hebamme passt zu mir?

Während der Geburt und auch in der Zeit davor und danach sollten Frauen sich gut aufgehoben fühlen. Dafür hilft es, eine Hebamme zu finden, die ähnliche Ansichten und Werte hat - zum Beispiel, wenn es um Alternativmedizin geht. Manche Tipps sind dabei übrigens auch durchaus umstritten:

Unsere Quellen:

  • Interview mit Michelle Rump, Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen NRW
  • Infos der Krankenkassen AOK und Techniker
  • Hebammensuche über ammely.de
  • Hebammensuche über den GKV-Spitzenverband