Wartezimmer überfüllt (Symbolbild)

Nordrhein-Westfalen SPD warnt vor "dramatischer" Lage wegen Ärztemangel

Stand: 20.06.2025 16:35 Uhr

Zeitnah einen Arzttermin zu bekommen, ist vielerorts nicht leicht. Und der Trend verschärft sich. Die Landesregierung muss laut SPD mehr tun. Zusätzliche Medizinische Versorgungszentren in unterversorgten Gebieten sollen gegen den Mangel helfen.

Von Martin Teigeler

Die SPD-Opposition im Landtag hat die Landesregierung aufgefordert, mehr zu tun, um die tagtägliche medizinische Versorgung in NRW sicherzustellen. Die Sozialdemokraten warnten am Freitag vor einer "dramatischen" Lage wegen des Ärztemangels in manchen Gebieten. Gebraucht würden mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in mehr Kommunen.

Viele Ärzte hören aus Altersgründen auf

Landtagsabgeordnete Lisa Kapteinat (SPD)

Die Landtagsabgeordnete Lisa Kapteinat (SPD)

Schon jetzt erlebten viele Menschen, wie schwierig es teilweise sei, einen Hausarzt- oder Facharzttermin zu bekommen, sagte SPD-Fraktionsvize Lisa Kapteinat. Die Unterversorgung bei der ambulanten medizinischen Versorgung nehme zu. Es gehe nicht nur um kleine Kommunen in ländlichen Regionen, sondern auch um Großstädte wie Duisburg, Hamm oder Oberhausen.

Die Zahl der Hausarztpraxen sinkt seit Jahren. Außerdem hören viele Ärzte bald auf. Denn nicht nur die Gesellschaft insgesamt wird älter, sondern auch Mediziner. "Ein Drittel der Hausärztinnen und Hausärzte in NRW sind älter als 60 Jahre", sagte Kapteinat. Die Bertelsmann-Stiftung hat dazu gerade neue Zahlen vorgelegt.

Der Vorschlag der SPD: Das Land soll mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in unterversorgten Kommunen finanziell fördern. Mit zinslosen Darlehen der NRW-Bank soll die Errichtung kommunaler MVZ erleichtert werden. Ziel: 50 neue kommunale MVZ bis 2030. Dafür soll das Land 25 Jahren Millionen bereitstellen. Es gehe auch darum, dass Menschen spürten, so die SPD, dass "dieser Staat funktioniert".

Bislang nur neun kommunale MVZ in NRW

Auch müsse das Aktionsprogramm für die hausärztliche Versorgung in NRW sofort wieder mit ausreichenden Fördermitteln ausgestattet werden, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Thorsten Klute. Das mit 2,5 Millionen Euro ausgestattete Programm sei seit April ausgeschöpft.

Es sei geplant, das Hausarztaktionsprogramm "auch im kommenden Haushaltsjahr fortzusetzen", sagte dazu ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums.

In Versorgungszentren schließen sich mehrere ambulant tätige Ärzte zusammen und praktizieren unter einem Dach. Nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gab es Ende März neun Medizinische Versorgungszentren in kommunaler Trägerschaft.

Es gibt bundesweit auch mehrere tausend privatbetriebene MVZ. Diese aber, so die Kritik der SPD, meiden zumeist jene Standorte, die für sie betriebswirtschaftlich weniger attraktiv seien - zum Beispiel Gebiete mit wenig Privatpatienten. Kommunal betriebene MVZ sind hingegen nicht profitorientiert, sondern meist ein Zuschussgeschäft.

Unsere Quellen:

  • SPD-Vertreter bei Online-Pressegespräch
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Sprecher NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage