
Nordrhein-Westfalen Papstwahl in Rom: Kritische Katholikinnen aus Münster im Interview
Katholiken weltweit sind gespannt, wer neuer Papst wird. Besonders kritisch gucken Margarete Kohlmann und Barbara Maisel aus Münster auf die Wahl. Die beiden Frauen gehören der kirchenkritischen Frauen-Initiative Maria 2.0 an und hoffen auf einen Mann mit Reformwillen.
WDR: Wer sollte neuer Papst werden?
Margarete Kohlmann: Ich hoffe, dass ein Nichteuropäer gewählt wird, um deutlich zu machen, wir sind Weltkirche. Vielleicht aus dem asiatischen Raum, weil da die katholische Kirche boomt. Wir sind in Europa auf einem absteigenden Ast. Aus welchem Grund sollten wir einen Papst stellen?
Barbara Maisel: Ich könnte mir einen Papst aus Afrika vorstellen. Da boomt es ja auch. Die Zahl der Katholiken nimmt in Afrika zu. Aber viel wichtiger: Ich hätte gerne einen Franziskus Nr. 2. Denn vieles, was er angestoßen hat, finde ich ganz wichtig, und ich würde mir wünschen, dass das weitergeführt wird. Franziskus war zwar Jesuit. Aber dieses franziskanische Denken, dass er die Obdachlosen in den Blick genommen hat, dass er in die Gefängnisse gegangen ist. Das sind alles Verhaltensweisen, die wir von früheren Päpsten nicht kannten.
WDR: Sollte der neue Papst also ein Mann sein, der das Werk des verstorbenen Franziskus fortführt?
Kohlmann: Ich wünsche mir einen Papst, der die Botschaft Jesus wieder in den Mittelpunkt stellt, und diesbezüglich hat Franziskus Türen geöffnet. Die Kirche hatte sich ja völlig von bestimmten Menschengruppen entfernt. Ich wünsche mir jemanden, der auch aus diesem Milieu kommt, der Zugang dazu hat, der deren Sprache spricht und der das, was Franziskus angestoßen hat, nun auch umsetzt.
WDR: Und was ist mit Frauenrechten in der katholischen Kirche?
Maisel: Also so, wie sich Franziskus über Frauen geäußert hat, dass sie anders seien als Männer, mit anderen Charismen, zwar nützlich, aber sie bräuchten kein Weiheamt. Das hat mich zutiefst enttäuscht.
Kohlmann: Das hat mich auch entsetzt. Das war wirklich so das traditionelle Frauenbild der fünfziger Jahre. Die Frau ist die Gebärende, die Wärmende, die die Kinder hütet. Nach dem Motto: Kinder, Küche, Kirche. Ein Frauenbild, das so fern ist von der Lebensweise der Frauen in Europa, das mit meiner Welt überhaupt nichts zu tun hat. Am Ende habe ich gedacht, ist Papst Franziskus überhaupt noch bei Verstand, dass er so etwas sagt, oder kommt da jetzt doch der männliche Kern wieder raus, der die traditionellen Rollenbilder pflegt? Da war ich schon sehr enttäuscht.
WDR: Was wünschen Sie sich diesbezüglich vom neuen Papst?
Kohlmann: Es geht doch darum, die Botschaft Jesu den Menschen nahezubringen. Und das sollte nicht allein männlichen Priestern vorbehalten sein. Auch Frauen sollten zu Ämtern zugelassen werden, mitsprechen dürfen. Das muss ja nicht zwingend überall so sein. Das kann in Amerika anders sein als in Europa oder Asien sein. Vielfalt. Darum geht es. Der neue Papst sollte kein Verbieter sein. Er sollte ermöglichen.
Maisel: Wir sind nach dem Grundgesetz gleichberechtigt. Wir sind es aber definitiv in der katholischen Kirche nicht. Deshalb fordern wir: Gleiche Würde, gleiche Rechte. Was denn sonst?
WDR: Und wenn es nicht so kommt, wie Sie es sich wünschen, wenn der neue Papst Frauen nicht mehr sondern weniger Rechte einräumt?
Kohlmann: Ich wüsste gar nicht, wie Frauen damit umgehen würden. Ich kann für mich sagen, dass ich die Dinge, die aus Rom kommen, gar nicht mehr so ernst nehme. Ich nehme mich mit meinem Glauben ernst: Ich lese die Bibel und ich tue das auch jeden Tag mit meinem Stundengebet. Und da finde ich Dinge, die mit dieser verfassten Männerkirche nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun haben.
Maisel: Ich hoffe, dass ein Papst kommt, der das, was Franziskus angestoßen hat und was nicht gelungen ist, fortführt, und dass sich der neue Papst besser als sein Vorgänger gegen die eigene Kurie durchsetzt.
Das Interview führte Petra Brönstrup.
Über dieses Thema berichten wir am 07.05.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.