
Nordrhein-Westfalen Katholische Frauen predigen für mehr Gleichberechtigung
Zum Predigerinnentag am Samstag gestalteten drei Frauen die Messe in einer katholischen Gemeinde in Krefeld. Sie sparten nicht mit Kritik.
In Krefeld-Bockum haben am Samstagabend drei Frauen die Vorabendmesse der katholischen Gemeinde St. Gertrudis gestaltet. Ihre Predigten und Erzählungen sind zentraler Teil des sogenannten Predigerinnentages der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands.
Die will damit vor allem ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung setzen. Doch auch wenn die Offenheit wächst, gibt es in vielen Gemeinden noch Vorbehalte.
Frauen werben für mehr Gleichberechtigung
Während der Vorabendmesse wirkten die drei Frauen wie ganz in ihrem Element. Sie schlüpften in die Rollen dreier Jüngerinnen und Apostelinnen, die überlegen, wie sie die Botschaft Jesu nach dessen Auferstehung weitertragen können.
"Jesus hat uns alle in seinen Dienst berufen. Jede und jeden von uns, mit allem, was zu uns gehört. Mit unseren ganz verschiedenen Begabungen", sagte Cornelia Sehlhorst in ihrer Rolle als Maria von Magdala.
Zeigen, was auch Frauen können

Brigitte Vielhaus will mehr Gerechtigkeit
Die drei Frauen sind Theologinnen, haben den Gottesdienst vorbereitet und präsentierten eine interaktive Predigt. „Wir wollten thematisieren, dass auch Frauen das Evangelium auslegen können, dass wir uns für die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern einsetzen“, betont eine von ihnen, Brigitte Vielhaus. Es sei auch ein Appell an die Gottesdienst-Besucher gewesen, sagt ihre Mitstreiterin Sabine Grotenburg: "Schaut her, es gab und gibt uns, es geht um die Botschaft und nicht um die Person dahinter".
Die Frauen übten in ihren Rollen deutliche Kritik an der katholischen Kirche, die ihnen Gleichberechtigung nach wie vor verwehrt.
Applaus der Gottesdienst-Besucher
„Für ihre mutigen Worte sage ich den drei Frauen danke", schloss Pfarrer Frank Schürkens den Gottesdienst. Danach applaudierten die rund 100 Gottesdienst-Besucher, und es gab viel positives Feedback. "Ich finde das toll, das sollte einfach normal sein in der Kirche", sagte eine Besucherin, als sie aus der Kirche kam.

Viel positive Resonanz der Besucher
Solche positiven Rückmeldungen kämen von den meisten, berichteten die drei Frauen. Und auch viele Gemeinden seien heute offener als früher, erzählt Grotenburg. Sie predigt schon seit vielen Jahren als Gemeindereferentin in Willich in Wortgottesdiensten. In vielen anderen Gemeinden gebe es aber immer noch Vorbehalte. zum Beispiel weil man sich nicht gegen die offizielle Lehre stellen wolle, sagt Grotenburg. So sei es auch in ihrer Heimatgemeinde in Meerbusch-Lank.
Krefelder Gemeinde unterstützt Frauen-Anliegen
Umso dankbarer sind die Frauen für Unterstützer wie Pfarrer Frank Schürkens in der Krefelder Gemeinde St. Gertrudis, der die Vorabendmesse offiziell leitete und dem auch die Gebete und die Eucharistiefeier vorbehalten blieben.

Pfarrer Schürkens unterstützt die Frauen-Anliegen
"Ich genieße den anderen Blick, den anderen Blickwinkel und finde das eine Bereicherung", sagte Schürkens zur Predigt der drei Frauen. Die machten darin deutlich, dass Frauen von Anfang an eine wichtige und aktive Rolle in der Verkündigung gespielt hätten. Und dass verantwortlich gewesen sein, auch führende Aufgaben in den ersten Gemeinden übernommen hätten. Das sei in der Bibelschreibung aber oft unterschlagen worden.
Frauen-Predigten in ganz NRW
Rund 200 katholische Gemeinden bundesweit beteiligen sich in diesen Tagen am Predigerinnentag, darunter auch Dutzende in NRW - von Bielefeld über Münster bis Duisburg, Köln, Aachen und Bonn.
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Interviews mit Sabine Grotenburg und Brigitte Vielhaus
- Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands