Ein Symbolbild zeigt einen Gaszähler

Nordrhein-Westfalen Gasanschluss kündigen kann teuer werden: Das Wichtigste für Gaskunden

Stand: 08.05.2025 14:25 Uhr

Verbraucher, die auf Wärmepumpe oder Fernwärme umsteigen, zahlen für das Stilllegen ihres Gasanschlusses zum Teil horrende Summen. Doch nicht nur sie sind betroffen: Je mehr Menschen das Gasnetz verlassen, desto teurer wird es für alle, die bleiben.

Immer mehr Menschen in NRW wollen raus aus dem Gas – hin zu Wärmepumpe, Fernwärme oder anderen Heizlösungen. Doch wer seinen Gasanschluss stilllegen lässt, erlebt oft eine teure Überraschung. Denn Netzbetreiber verlangen in vielen Fällen einen vier- bis fünfstelligen Betrag für den Rückbau des Anschlusses.

Diese Entwicklung trifft vor allem zwei Gruppen: Einerseits Umsteiger, die plötzlich hohe Stilllegungskosten tragen sollen. Andererseits aber auch alle Gaskundinnen und Gaskunden, die beim Gas bleiben – denn je mehr Menschen aus dem Netz ausscheiden, desto teurer wird es für die Verbleibenden.

Umstieg lohnt sich - aber zu welchem Preis?

Eine WDR-Stichprobe zeigt: Die Preise für eine Stilllegung in NRW variieren stark. Während man im Norden NRWs beim Netzbetreiber Gelsenwasser 952 Euro bezahlt, verlangen die Stadtwerke Münster 2.240 Euro. Bei den Stadtwerken in Duisburg, Düsseldorf, Essen oder beim großen Betreiber Westnetz ist die Stilllegung hingegen kostenlos.

Besonders teuer ist es bei den Netzdiensten RheinMain: Dort kostet die Stilllegung stolze 6.500 Euro. Gelsenwasser begründet seine Kosten unter anderem mit notwendigen Erdarbeiten an der Hauptleitung. In anderen Fällen reicht offenbar eine Verplombung im Haus – die allerdings nicht immer abgerechnet wird.

Eine Gaskundin berichtet, dass sie für eine einfache Verplombung zunächst 980 Euro zahlen sollte – später wurde ihr sogar der komplette Rückbau für ein Vielfaches angeboten.

Eigentlich will die Bundesregierung den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen vorantreiben. Doch mit teuren Stilllegungen wird der Umstieg unattraktiv. Das bremst nicht nur einzelne Hausbesitzer aus – es verzögert auch die Wärmewende insgesamt.

Wer bleibt, zahlt mehr fürs Gasnetz

Gleichzeitig warnt die Verbraucherzentrale NRW: Je mehr Menschen das Gasnetz verlassen, desto weniger zahlen ins System ein – und das Netz muss trotzdem weiter betrieben werden. Die Folge: Die Netzentgelte steigen für alle, die noch Gas nutzen. Die Rechnung zahlen vor allem ältere Hausbesitzer oder Mieter, die nicht so leicht umstellen können.

Keine einheitliche Regelung

Die Preisunterschiede sorgen für Unmut. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft sieht darin eine gefährliche Entwicklung: Immer mehr Netzbetreiber führten hohe Stilllegungskosten ein – offenbar, um Kundinnen und Kunden beim Gas zu halten.

Die Bundesnetzagentur prüft inzwischen, ob und wie die Kosten für die Stilllegung künftig fairer verteilt werden können. Diskutiert wird auch, ob Netzbetreiber künftig flächendeckend stilllegen – also auf eigene Initiative und nicht auf Antrag der Kundschaft.

Was Gaskunden jetzt wissen sollten

Wer einen Gasanschluss hat und über einen Umstieg nachdenkt, sollte sich frühzeitig beim Netzbetreiber über mögliche Kosten informieren. In manchen Fällen gibt es Übergangsregelungen oder Förderungen – aber längst nicht überall.

Die Verbraucherzentrale NRW rät außerdem davon ab, voreilig Formulare zu unterzeichnen, mit denen man pauschal teure Rückbaukosten akzeptiert. Wer eine Rechtsschutzversicherung hat, könne sich im Zweifel gegen überhöhte Forderungen juristisch wehren.

Fest steht: Die Umstellung aufs Heizen ohne Gas ist politisch gewollt. Doch ohne einheitliche Regeln und faire Kostenverteilung droht ein sozial ungerechter Flickenteppich – und eine Rechnung, die am Ende viele zahlen.

Unsere Quellen:

  • Interviews mit betroffenen Hausbesitzern in NRW
  • Verbraucherzentrale NRW Bundesnetzagentur
  • Netzbetreiber Emscher Lippe Energie (ELE)
  • Recherchen in Kommunen (u.a. Gelsenkirchen, Köln, Dortmund)
  • Eigene Auswertung von Netzbetreiberinformationen und Tarifen