
Niedersachsen Hamburg Schleswig-Holstein "Mann des Friedens" - Freude im Norden über neuen Papst
Er ist US-Amerikaner und hat viele Jahre in Lateinamerika gewirkt: Robert Prevost ist Papst Leo XIV. Hamburgs Erzbischof Heße setzt große Hoffnungen in ihn, ein Pfarrer aus Dinklage kennt den neuen Papst gut.
Am frühen Donnerstagabend war der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan aufgestiegen und wenig später stand fest: Der US-Kardinal Robert Prevost ist neuer Papst. Er wird den Namen Leo XIV. tragen. Auf dem Petersplatz jubelten ihm Tausende von Menschen zu. "Friede sei mit euch", begann der 69-Jährige seine Rede auf italienisch, um später ins Spanische zu wechseln. Mehrfach betonte er, die Kirche sei aufgerufen, Brücken zu bauen und den Dialog zu suchen. Aus der ganzen Welt kamen die Glückwünsche - auch aus dem Norden.
Heße: "Er tritt in die Fußstapfen von Franziskus"
"Die erste Botschaft dieses neuen Papstes war: Friede, Friede für alle Menschen, für die ganze Welt", sagte Hamburgs Erzbischof Stefan Heße im "Hamburg Journal" im NDR Fernsehen. Das sei wohl sein großes Programm. "Und ich habe den Eindruck, er tritt in die Fußstapfen von Papst Franziskus und führt die Kirche weiter mutig in die Zukunft." Zur Wahl des Namens verwies Heße auf Papst Leo XIII., der von 1878 bis 1903 das Amt bekleidete. "Der hat versucht die Kirche mit der modernen Gesellschaft zusammenzubringen", sagte Heße auf NDR Info. Daher gehe er davon aus, dass auch Leo XIV. ein Mann sei, der Gesellschaft und Kirche, Glaube und Leben eng miteinander verbinden möchte.
Niedersächsische Bischöfe sehen "tiefe Sehnsucht nach Frieden"
Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier sendete seine Grüße nach Rom: "Ich wünsche Papst Leo XIV. Gottes guten Geist, damit er und mit ihm die katholische Kirche in dieser Zeit die frohe Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit lebendig hält." Mit der Wahl seines Namens und dem Friedensgruß kurz nach seiner Wahl habe der neue Papst bereits deutliche Zeichen in diese Richtung gesetzt. Er freue sich, dass mit Leo XIV. erneut ein Ordensmann in das Amt gewählt worden ist. "Ich denke, dass er auch vor diesem Hintergrund den Geist der Synodalität in unserer Kirche wach halten wird, den Papst Franziskus zuletzt neu entfacht hat."
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat dem neuen Papst ebenfalls zu seiner Wahl gratuliert. "Die ersten Sätze des neuen Papstes treffen die Herzen der Menschen und ihre tiefe Sehnsucht nach Frieden. Mich hat das sehr beeindruckt", erklärte Wilmer am Donnerstagabend. Schon die erste Rede von Leo XIV. weist laut Wilmer darauf hin, dass er in der Spur seines Vorgängers Papst Franziskus weitere wichtige Schritte hin zu mehr Synodalität in der Kirche gehen werde. Synodalität meint Teilhabe aller Gläubigen. "Er wird seinen eigenen Stil haben, auf die Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und ihnen Hoffnung zu schenken. Er wird an der Seite aller armen und bedrängten Menschen stehen und sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen", sagte der Bischof. Papst Leo XIV. habe die Chance, Brücken zu bauen.
Auch Katharina Abelin vom Katholikenrat des Bistum Osnabrück wünscht sich, dass Leo XIV. die Ideen seines Vorgänger fortführt. "Aber ich bin natürlich auch gespannt, welche neuen Akzente dieser Papst setzen wird."
Bischöfin und EKD-Vorsitzende Fehrs setzt auf Ökumene
Auch der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, sieht Papst Leo XIV. in der Tradition seines Vorgängers Franziskus. Vor allem durch seine Zeit in Peru habe sich sein Anspruch, auf der Seite der Armen, Schwachen und Ausgrenzten zu stehen, in sein Leben eingeschrieben. Zudem lobte er bei NDR Niedersachsen Leos Aufruf zum Frieden. Es sei genau das, was die Welt nun brauche: mit "geistlichem Anspruch und analytischem Scharfsinn" zwischen konkurrierenden Interessen zu vermitteln.
Kirsten Fehrs, die Hamburger Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, setzt auf die Ökumene. Sie hoffe, dass die Stärkung der ökumenischen Gemeinschaft mit anderen Konfessionen für den Bischof von Rom weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen möge. Die Erfahrungen des Papstes als Ordensgeistlicher und als Bischof in Lateinamerika ließen zudem auf eine innere und äußere Weite hoffen. Sie wünsche dem Kirchenoberhaupt "Gottes reichen Segen und täglich aufs Neue alle Geistesgegenwart, die das Vertrauen in die Kirche und ihren weltweiten Zusammenhalt stärkt", erklärte sie am Donnerstag in Hannover.
Brückenbauer und Mann der Gegensätze
Als "Mann des Ausgleichs" bezeichnete der Kirchenhistoriker Hubert Wolf den neuen Papst auf NDR Info. Papst Leo XIV. verbinde viele konträre Faktoren. Als gebürtiger US-Amerikaner sei er ein Mann des Kapitalismus, als Peruaner einer des globalen Südens. Das sei eine Chance. Ideologisch schätzt der Professor an der Uni Münster den neuen Papst ebenfalls als einen Mann ein, der sehr gegenläufige Positionen vertritt: theologisch eher konservativ, sozial und gesellschaftlich eher modern. Dazwischen müsse er vermitteln.
Merz einer der ersten Gratulanten
Der erst am Dienstag zum neuen Bundeskanzler gewählte Friedrich Merz (CDU) gehörte ebenfalls zu den ersten Gratulanten. "Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung", hieß es in einem in Berlin veröffentlichten Schreiben des Kanzlers an den Papst. "Für viele Menschen sind Sie ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung."
Geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern
Nach nur 24 Stunden Konklave hatten die 133 Kardinäle Robert Prevost zum neuen Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken gewählt. Der am 14. September 1955 in Chicago geborene Geistliche gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. 1977 trat er dem Augustinerorden bei und wurde zum Studium des Kirchenrechts nach Rom geschickt. Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru, weshalb er auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt. Bis Anfang der 2000er-Jahre wechselte er zwischen verschiedenen Positionen in den USA und Peru. Unter dem Vorgänger Franziskus leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche.
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NDR Info | NDR Info | 09.05.2025 | 17:00 Uhr