
Niedersachsen Fusion von DMK und Arla: Niedersachsens Landwirte gespalten
Im Juni wird über eine Fusion der Molkereien Milchkontor und Arla abgestimmt. Ministerium und Verbände äußern Bedenken, es entstünde ein Riesen-Konzern - und Landwirte sehen ihre Mitspracherechte in Gefahr.
Milchbauer Christian Holstens Tage beim Deutschen Milchkontor (DMK) sind gezählt. Er hat gekündigt. Zu oft hat er sich in der Vergangenheit über den Milchpreis geärgert, der niedriger war als bei anderen Molkereien im Nordwesten Niedersachsens. Und das, obwohl das DMK, dessen Hauptsitz sich in Zeven (Landkreis Rotenburg) befindet, eine Genossenschaft ist und die Landwirte beim Milchpreis ein Wort mitzureden haben. Nun wird Holsten die Milch seiner 300 Kühe bald an die Elsdorfer Molkerei, ebenfalls im Landkreis Rotenburg, liefern. "Auch wenn ich von der Fusion noch nichts wusste, als ich gekündigt habe - im Nachhinein ist das vielleicht ganz gut", resümiert er. Denn was die Fusion des DMK, zu dessen Marken etwa Milram zählt, mit dem dänischen Unternehmen Arla zu Europas größter Molkereigenossenschaft bringen wird, ist ungewiss.
Auch in der Politik: Skepsis und Kritik an der Fusion
Nicht nur das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat bei dem Zusammenschluss kartellrechtliche Bedenken und fürchtet, der Einfluss jedes einzelnen Genossenschaftsmitglieds könne sinken, je größer die Strukturen werden. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist skeptisch, ob die Landwirte von der Fusion mit dem Branchenriesen Arla profitieren. "Das sind multinationale Konzerne, die eine gewaltige Marktmacht entwickeln", sagt Ottmar Ilchmann von der AbL. Das Nachsehen hätten die Milchbauern. Sie hätten als Genossen der neuen Molkerei beim Milchpreis zwar weiterhin ein Mitspracherecht. Aber wie soll sich ein Landwirt aus Ostfriesland oder dem Ammerland bei einem Konzern mit Sitz in Dänemark Gehör verschaffen?
Kommt ein konstanterer Milchpreis?
Landwirt Willem Müller sieht die Sache entspannter. Er hat schon einige Fusionen beim DMK mitgemacht. "Ich verspreche mir keinen höheren Milchpreis von der Fusion, die können auch nur auszahlen, was sie eingenommen haben", so der 44-Jährige aus Ottersberg. Aber er hoffe, dass der Milchpreis durch die Fusion konstanter werde und sein Betrieb dadurch mehr Planungssicherheit gewinnt. Täglich liefert Müller um die 23.000 Liter Milch an DMK ab. Er sei für die Fusion, betont der Landwirt.

Landwirt Willem Müller sieht der Fusion gelassen entgegen.
Schritt in die Zukunft
Die Molkerei DMK sieht den Zusammenschluss mit dem dänischen Unternehmen Arla als wichtigen Schritt in die Zukunft. Ein größeres Unternehmen könne sich leichter gegen die Herausforderungen stemmen, die auf die Branche zukommen, sagt Unternehmenssprecher Oliver Bartelt. Er meint damit den globalisierten Milchmarkt, den Klimawandel, die unsichere Weltlage. "Für den einzelnen Landwirt wird sich nicht viel verändern, wir werden weiterhin lokale Verarbeitungskapazitäten vor Ort haben", betont Bartelt. Im Juni entscheiden die Vertreterversammlungen vom DMK und der Arla, ob es zur Fusion kommt. Bis dahin, sagen viele Landwirte, müssten aber noch mehr Informationen und Details auf den Tisch.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 09.05.2025 | 19:30 Uhr