Dokuzentrum von außen mit dem Schriftzug History is not the past

Bayern NS-Dokumentationszentrum in München wird wieder eröffnet

Stand: 08.05.2025 05:10 Uhr

Nach dem Anschlag im September wurde das NS-Dokumentationszentrum in München umgebaut. Jetzt wird es wieder eröffnet – pünktlich zum 80. Jahrestag des Kriegsendes. Zum zehnjährigen Bestehen des Hauses werden neue Exponate gezeigt.

Von Birgit Grundner

Nach fünfmonatigem Umbau wird das NS-Dokumentationszentrum in München wieder eröffnet – auf den Tag genau 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Gleichzeitig wird unter dem Motto "History is not the Past" das zehnjährige Bestehen des Hauses begangen.

Neu: "Sensationeller" Fund in Dauerausstellung

Seit 2015 haben sich schon mehr als eine Million Besucher in dem städtischen Museum mit der Geschichte des Nationalsozialismus speziell in der ehemaligen "Hauptstadt der Bewegung“ befasst. Neu in der Dauerausstellung ist nun auch ein Fund, den Direktorin Mirjam Zadoff als sensationell bezeichnet: Fotos, welche die Frau eines jüdischen Hobby-Fotografen aus dem sogenannten Judenlager in Milbertshofen schmuggeln konnte. Mitglieder der jüdischen Gemeinde waren von den Nazis dorthin gebracht worden, bevor sie weiterdeportiert und ermordet wurden.

Erstmals sind in einer Sonderausstellung auch 22 historische Objekte zu sehen, die noch einmal einen anderen Zugang zum Thema der Dauerausstellung bieten sollen. Dazu zählen Propaganda-Massenprodukte wie nationalsozialistische Anstecker, der "Judenstern“ des Holocaust-Überlebenden Ernst Grube oder eine Stickerei, die eine Zwangsarbeiterin heimlich angefertigt hat in den Farben Rot – Weiß und Blau, die für ihre niederländische Nationalität standen. Auch eine Form von Widerstand.

Museum schlägt Bogen in die Gegenwart

Zugleich will das städtische Museum aufzeigen, welche Auswirkungen der Nationalsozialismus auch nach dem Krieg noch hatte und wie die Ideologie der Nazis bis heute weiterlebt. Aktuell widmet sich zum Beispiel eine Videoinstallation acht Orten in München, an denen Menschen zwischen 1970 und 2016 Opfer rechtsextremistischer, rassistischer oder antisemitischer Anschläge wurden. Gerade wurde auch die Dauerausstellung unter anderem mit Informationen zum Anschlag im Olympia-Einkaufszentrum 2016 ergänzt.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nach Anschlag

Ein Umbau des Museums war längst geplant, als ein 18-Jähriger im vergangenen September einen Terroranschlag auf das israelische Konsulat verübte und dabei auch auf das NS-Dokuzentrum schoss. Daraufhin wurde bei den bereits vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen für das Museum noch einmal nachgelegt. Jetzt ist der Eingangsbereich übersichtlicher gestaltet, es gibt einen videoüberwachten Vorplatz und Poller schützen das Gebäude an den Stellen, an denen man sonst mit einem Auto auf das Gebäude zufahren könnte.

Außerdem wurden auch die Barrierefreiheit verbessert und ein Café eingerichtet. Auch sonst wurden im Haus, aber auch im Freien, mehr Sitzgelegenheiten und Platz für Kommunikation und Austausch geschaffen.

Direktorin: "Menschen haben Gesprächsbedarf"

"Viele Menschen kommen mit Fragen zu uns oder auch mit Gesprächsbedarf", sagt Direktorin Mirjam Zadoff im Gespräch mit BR24. Grundsätzlich hofft sie, dass das Museum mit seinem Angebot Menschen erreicht, denen die Demokratie wichtig ist. Zugleich hat sie "manchmal die Sorge oder die Befürchtung, dass es Menschen gibt, die sich nicht angesprochen fühlen". Eben deshalb wolle man auch "noch stärker in die Stadtteile gehen". Ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager in Neuaubing zum Beispiel wird gerade zur Dependance des NS-Dokumentationszentrums München umgebaut.

Im Museum selbst wird zum Jubiläum ein besonders umfangreiches Programm mit Workshops, Musik, Diskussionen und einem Symposium zur Erinnerungskultur angeboten.

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Quelle: Mittags in Oberbayern 08.05.2025 - 12:20 Uhr