Polizei vor der Münchner Synagoge

Bayern Junge Jüdinnen und Juden in München erfahren mehr Antisemitismus

Stand: 07.05.2025 12:08 Uhr

Am 7. Oktober 2023 tötete die Terrororganisation Hamas in Israel mehr als 1.200 Menschen. Der Tag änderte auch das Leben vieler junger Jüdinnen und Juden in München. Zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag der Stadt erstellte Studie.

Von Moritz M. Steinbacher

Für junge Jüdinnen und Juden in München bedeutete der 7. Oktober 2023, der Tag des Überfalls der Hamas auf Israel, einen gravierenden Einschnitt. Das belegt die wissenschaftlich erstellte Studie "Zwischen Verstecken und Flagge zeigen – junges jüdisches Leben in München" (externer Link), der University of Applied Science Frankfurt.

Die Stadt München hatte die Studie erstellen lassen, um auf wissenschaftlicher Basis zu erfahren, wie sich Jüdinnen und Juden im Alter von 18 bis 35 Jahren in München fühlen. Die Ergebnisse sind alles andere als ermutigend.

Junge Jüdinnen und Juden fühlen sich weniger sicher

So habe sich das Sicherheitsgefühl junger Jüdinnen und Juden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren in München teilweise stark verringert. Der Studie zufolge überlegen sie sich sehr genau, wo und wann sie jüdische Symbole in der Öffentlichkeit tragen. Manche würden sich außerdem aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen beziehungsweise nur in jüdischen Einrichtungen sicher fühlen.

Denn egal, ob beim Therapeuten, im Büro oder auf dem Schulhof, Münchner Jüdinnen und Juden werden laut der Studie immer wieder mit der Politik des Staates Israel in Verbindung gebracht, ohne dass es dafür einen Bezug gibt. Demnach werden jüdische Kinder seit dem siebten Oktober auch in der Schule verstärkt mit Verschwörungstheorien konfrontiert, teilweise von Lehrkräften.

Mehr Antisemitismusvorfälle an Münchner Unis

Auch an den Münchner Universitäten hat die Zahl der Antisemitismusvorfälle stark zugenommen. Ludwig Spaenle, Bayerns Antisemitismusbeauftragter, kündigte deswegen am Dienstag im Münchner Rathaus an, dass Studierende zukünftig bei extremen Fällen von Judenfeindlichkeit von bayerischen Universitäten exmatrikuliert werden können. Eine entsprechende Änderung des Hochschulgesetzes könnte noch vor der Sommerpause vom Bayerischen Landtag verabschiedet werden, hofft Spaenle.

Aufklärung über Antisemitismus notwendig

Neben besseren rechtlichen Regelungen lautet eine weitere Empfehlung der Studie, die Bildungsarbeit im Bereich Antisemitismus zu intensivieren. Hier kündigte Spaenle verpflichtende Schulungen für angehende bayerische Lehrer an.

Auch die Stadt München überlegt, ihre Fortbildungen im Bereich der Bekämpfung von Judenfeindlichkeit zu ändern. Demnach könnte in Zukunft der Fokus darauf gelegt werden, wie sich Menschen fühlen, die aufgrund ihres Glaubens diskriminiert werden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!

Quelle: Regionalnachrichten aus Oberbayern 07.05.2025 - 11:30 Uhr