
Bayern "Baff, erstaunt, gerührt": Jubel in Bayern über neuen Papst
Glockengeläut von Kirchtürmen und Dankandachten: Bayerns Katholiken feiern den neuen Papst. Kardinal Marx zeigt sich "glücklich", Augsburgs Bischof Meier lobt Leo als Brückenbauer. Vertreter von evangelischer Kirche und Politik äußern Hoffnungen.
Wer die Nachricht vom weißen Rauch gegen 18.10 Uhr am Donnerstag nicht aus den Medien erfuhr, wurde vielerorts in Bayern durch Glockengeläut darauf aufmerksam gemacht. "Unmittelbar nach Bekanntgabe der Wahl des neuen Papstes haben an den Kirchen des Erzbistums 15 Minuten lang alle Kirchenglocken geläutet, beginnend mit der kleinsten Glocke", teilte die Erzdiözese München und Freising mit. Auch im Bistum Würzburg verkündeten Glocken der katholischen Gotteshäuser, dass es ein neues Kirchenoberhaupt gibt.
Im Regensburger Dom feierte Bischof Rudolf Voderholzer noch am Abend eine Dankandacht, die von den Domspatzen gestaltet wurde. Der neue Papst sei ein "sehr besonnener, stiller, bescheidener, aber hochgescheiter Mann mit einer breiten Erfahrung", sagte Voderholzer in seiner Predigt. "Ein Wissenschaftler, ein Seelsorger, ein Mann mit Leitungserfahrung." Auch im Passauer Dom versammelten sich Gläubige zu einer Andacht.
Kardinal Marx: Keine Kopie von Franziskus
Der Vorsitzende der bayerischen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich in der ARD "glücklich" sowohl über den neuen Papst als auch über die "Einmütigkeit und Schnelligkeit" bei der Wahl von Kardinal Robert Prevost, der sich den Namen Leo XIV. gab. Marx war einer von drei wahlberechtigten deutschen Kardinälen im Konklave. Wen er selbst gewählt habe, dürfe er nicht sagen: "Das ist alles geheim."
Im Vorkonklave seien viele der Meinung gewesen, dass das Pontifikat von Papst Franziskus ein großes Geschenk gewesen sei. Fast alle seien sich einig gewesen: "Wir werden keine Kopie von Franziskus bekommen." Aber das "große Pontifikat" von Franziskus auf "neue Weise weiterzuführen", sei "schon eine Perspektive, die ich erwarte". Leo XIV. bringe eine Vielzahl von Erfahrungen mit und sei ein guter Zuhörer.
Bischof Hanke wertet schnelle Wahl als gutes Zeichen
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte über den neuen Papst: "Er kann Brücken bauen, er kann vermitteln." Er habe ihn als "Mann des Ausgleichs" kennengelernt. Mit seiner ersten Ansprache habe Leo XIV. deutlich gemacht, dass er sich als Apostel des Friedens sehe. Der Passauer Bischof Stefan Oster beschrieb den Papst als "einen tiefen, klugen, geistlichen und besonnenen Mann".
Der Würzburger Bischof Franz Jung schwärmte: "Ich bin ganz begeistert." Der neue Papst bringe gute Voraussetzungen für das Amt mit: Als Amerikaner, der lange in Peru gewirkt habe, verbinde er zwei Welten, die konträr seien. Sein Eichstätter Amtskollege Gregor Maria Hanke zeigte sich zuversichtlich, dass Leo XIV. die Kirche mit "ruhiger Hand" leiten werde. Die schnelle Entscheidung der Kardinäle sei ein "gutes Zeichen für die Zukunft der Kirche".
Für den Bamberger Erzbischof Herwig Gössl ist die Wahl von Kardinal Prevost in einer Zeit globaler Herausforderungen wie kirchlicher Umbrüche ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs. Als Kenner der römischen Kurie könne Leo XIV. die von Franziskus gesetzten Impulse umsetzen und den Weg der notwendigen Reformen weitergehen.
Augustiner in Würzburg: Prevost war mehrfach zu Besuch
"Wirklich baff, erstaunt und gerührt" waren die Brüder der Bayerisch-Deutschen Provinz der Augustiner mit Sitz in Würzburg, wie Provinzial Lukas Schmidkunz mitteilte. "Unser Mitbruder und ehemaliger Generalprior ist tatsächlich Papst geworden." Robert Prevost gehört seit 1977 dem Augustinerorden an, von 2001 bis 2013 stand er an dessen Spitze.
In dieser Zeit habe er mehrmals die Bayerisch-Deutsche Provinz besucht, betonte Schmidkunz. Er hoffe, dass er Prevost weiterhin ein Vermittler und wirklicher Brückenbauer sein werde. "Ich vertraue darauf, dass er seine kommunikativen und beziehungsorientierten Fähigkeiten auch als Papst zum Wohl der Kirche und der Menschen einsetzen wird."
Evangelischer Landesbischof hofft auf verbindende Rolle
Im Namen aller Evangelischen in Bayern gratulierte Landesbischof Christian Kopp den Katholiken im Freistaat zum neuen Papst. "Ich hoffe, dass er den Kurs von Franziskus fortsetzt: Den Stimmlosen eine Stimme geben und sich immer für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt einsetzen", betonte Kopp. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass Leo XIV. eine verbindende Rolle in der Ökumene und auch im interreligiösen Dialog einnehmen wird.
Auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen und frühere Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, erwartet vom neuen Papst, dass er das Zeugnis von Franziskus für die Liebe zu allen Menschen, besonders zu den Schwächsten, fortsetzt. "Eine starke globale Stimme für die Menschenwürde und die Überwindung von Gewalt ist dringend notwendig." Dass der neue Papst mit seinem Namen an Leo XIII. anknüpfe, den Verfasser der ersten großen Sozialenzyklika der katholischen Kirche, könne man als Hinweis nehmen, "dass das Thema soziale Gerechtigkeit eine wichtige Rolle für sein Pontifikat spielen wird".
Söder: Papst muss Begeisterung für Glauben neu entfachen
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wünschte dem neuen Papst "alles Gute, mit viel Kraft und Weitsicht". Eine Hauptaufgabe werde sein, die Kirche weiter zu einen und die Begeisterung für den Glauben neu zu entfachen. Als eine Richtungsentscheidung für die katholische Kirche bezeichnete Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) die Wahl. Wichtig sei, dass die Reformen in der Kirche mit dem neuen Papst fortgesetzt werden.
Dass die erste Botschaft des Papstes eine "klare Friedensbotschaft in einer Welt voller Kriege" gewesen sei, hob Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) hervor: "Leo XIV wird hoffentlich viele Brücken bauen." Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) schrieb, der Papst gelte als weltoffen und warmherzig. "Genau das braucht die Kirche nun." CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek betonte, das bisherige Wirken von Leo XIV. auf mehreren Kontinenten zeige, "wie tief er in der Weltkirche verwurzelt" ist. SPD-Landeschefin Ronja Endres sagte: "Ich wünsche dem neuen Papst viel Erfolg in seiner Arbeit. Gerade in Bayern ist die Kirche ein starker Partner im sozialen Bereich."
Mit Informationen der BR-Korrespondentinnen und -Korrespondenten Guido Fromm, Julia Dechet und Julia Kammler.
Im Video: So reagieren Menschen in Bayern auf den neuen Papst
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Quelle: BR24live 08.05.2025 - 18:00 Uhr