Sarah Rettenmaier macht ein Praktikum im Haupt- und Personalamt Stuttgart und sitzt am Computer.

Baden-Württemberg Warum Gen Z und der öffentliche Dienst in BW zusammenpassen

Stand: 23.06.2025 17:46 Uhr

Verstaubte Strukturen im öffentlichen Dienst? Viele junge Menschen in BW sehen das anders - und können sich einen Job dort gut vorstellen.

Von Laura Cloppenburg, Tobias Faißt, Klara Hofmann

Sarah Rettenmaier macht gerade ein Praktikum im Haupt- und Personalamt Stuttgart. Mit ihren Videos will die 24-jährige Studentin in den sozialen Netzwerken junge Menschen von einem Job in der Verwaltung überzeugen - entgegen allen gängigen Klischees von überholten Amtsstuben.

Ich habe hier größtenteils junge, total aufgeschlossene Kollegen." Sarah Rettenmaier, Praktikantin Stadt Stuttgart

Rettenmaier fühlt sich wohl und findet, viele haben eine völlig veraltete Ansicht von Ämtern. Sie hingegen habe hauptsächlich junge und aufgeschlossene Kolleginnen und Kollegen. Auch in Sachen Kleidungsstil sei das städtische Amt nicht verstaubt.

Sarah Rettenmaier macht ein Praktikum im Haupt- und Personalamt Stuttgart und sitzt am Computer.

Sarah Rettenmaier fühlt sich wohl in ihrem Praktikum im Haupt- und Personalamt Stuttgart.

Jeder vierte Studierende möchte im öffentlichen Dienst arbeiten

Am 23. Juni ist der internationale Tag des öffentlichen Dienstes. Ein guter Anlass, auf Zahlen zu schauen. Der öffentliche Dienst belegt auch bei anderen jungen Menschen einen Spitzenplatz: Jeder vierte Studierende möchte laut einer bundesweiten Befragung dort arbeiten.

In den vergangenen Jahren sind die Zahlen der unter 25-Jährigen im öffentlichen Dienst laut dem dbb beamtenbund und tarifunion stark gestiegen: 2022 waren es gut 170.000 Menschen, 2024 mit gut 360.000 mehr als doppelt so viele. Die Zahlen des Statistischen Ladesamtes Baden-Württemberg zeigen einen leichten Anstieg von Beschäftigten im öffentlichen Dienst in den vergangenen Jahren - in allen Altersgruppen.

Studierender: Sicherheit spielt eine große Rolle

An der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg studieren gut 2.500 junge Menschen. Die Studiengänge sind beliebt, weil sich einige Studierende nach der Generation Z nach eigenen Angaben vermehrt nach Sicherheit sehnen - privat und beruflich.

Zwei Studierende der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg

Die beiden Studierenden Silvie Jargstorff (links) und Simon Rehmann wollen nach ihrem Studium der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg in der Verwaltung arbeiten.

Simon Rehmann und Silvie Jargstorff studieren Public Management an der Ludwigsburger Hochschule. Rehmann sagt, er empfinde seine Generation als "Generation Krise". Sicherheit spiele eine große Rolle. Und die biete der öffentliche Dienst. Jargstorff möchte sich vor allem dafür einsetzen, Prozesse in der Verwaltung vereinfachen und schneller zu machen, sagt sie. Und so das Leben zu verbessern.

Klimawandel und Corona. Das zeigt eigentlich, dass Sicherheit doch wichtig ist - gerade für unsere Generation. Und das bietet eben der öffentliche Dienst." Simon Rehmann, Student Public Management

Studie: Digital Natives wollen Sicherheit & Work-Life-Balance

Digital Natives, die die Ämter auf Vordermann bringen wollen. Das passt zur Studierendenstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die vor knapp einem Jahr veröffentlicht wurde. Sicherheit, Gehalt und Work-Life-Balance sind der Generation Z wichtig.

Zwei junge Menschen tippen auf Tablets. Digitalität spielen für Generation Z auch bei der Berufswahl eine Rolle.

Digitalität spielt für die Generation Z eine große Rolle.

Studienautor: Gen Z will sich für Allgemeinheit einsetzen

Einer der Autoren der Studierendenstudie, Jan-Reiner Hinz, sieht einen weiteren Punkt im Fokus von dieser jungen Generation: Vielen sei wichtig, etwas zu bewirken und sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Dazu gehöre auch, bei öffentlichen Arbeitgebern tätig zu sein und sich für demokratische Institutionen einzusetzen.

Auch für diese Generation hat es einen Wert, sich für die Allgemeinheit einzusetzen und bei öffentlichen Arbeitgebern tätig zu sein." Jan-Reiner Hinz, Autor EY Studierendenstudie

Im Vergleich zur freien Wirtschaft sind Gehalt und Aufstiegschancen im öffentlichen Dienst aber begrenzt. Sarah Rettenmaier sieht dafür viel Abwechslung. Sie sagt, sie sei offen, wo es in Zukunft genau hingehe. Der Personalbereich sei für sie spannend, aber auch im Amt für öffentliche Ordnung habe es ihr gefallen.

Sendung am Mo., 23.6.2025 13:00 Uhr, ARD-Mittagsmagazin

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