
Baden-Württemberg Viel Kritik bei Mercedes-Hauptversammlung - Aktionäre unzufrieden mit Luxus-Strategie
Auf der virtuellen Hauptversammlung von Mercedes-Benz haben Vorstand, Anleger und Investoren über die aktuelle Strategie diskutiert. Dabei gab es viel Kritik für den Autobauer.
"Mercedes ist die wertvollste Luxus-Auto-Marke der Welt", so Mercedes-Chef Ola Källenius in seiner Rede auf der Hauptversammlung. Noch - würden manche der Anleger und Investoren vermutlich ergänzen. Noch sei Mercedes die wertvollste Luxus-Automarke, aber momentan leuchte der Stern aus vielen Gründen nicht mehr ganz so hell, kritisiert Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Invest: "Der Mercedes-Stern wurde ja kürzlich verändert und kommt jetzt eher schlicht daher. Auch so kann man den Aktienkurs von Mercedes an der Börse beschreiben und auch die Strategie des Unternehmens."
Kritik an Luxusstrategie von Mercedes
Die Luxus-Strategie, die Mercedes-Chef Källenius seit Jahren verfolgt, steht bei vielen in der Kritik. Vor allem in China geht sie momentan nicht auf. Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagt: "Die Marke hat natürlich ein klassisches Standing dort im Luxusbereich, aber wir müssen sehen, dass die Wettbewerber in China enorm unter Druck stehen, Innovationen zu bringen und von den Kosten eben substantiell niedriger sind, als alles, was eben Porsche, Mercedes oder BMW derzeit in China anbieten."
Um mit chinesischen Anbietern Schritt halten zu können, braucht es aus Sicht von Klose auch günstigere Modelle, die sich in höherer Stückzahl verkaufen lassen. Källenius kündigte an, Mercedes werde stärker als bisher in China entwickeln und produzieren, um den Geschmack chinesischer Kunden besser zu treffen.
Bringen elektrische Einsteigermodelle neuen Erfolg?
Große Hoffnungen ruhen bei Mercedes auf dem neuen Einsteigermodell, dem elektrischen CLA, der die A- und die B-Klasse ersetzen soll, mit 12,2 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Man könne sagen: ein Ein-Liter Auto des E-Auto-Zeitalters, sagt Källenius. Und der Konzern setzt auch auf neue Verbrenner, hat sich von seiner Electric-Only-Strategie verabschiedet. "In den kommenden Jahren wird es beides geben: Hochmoderne Elektroautos und Verbrenner, unsere Werke sind flexibel aufgestellt", so Källenius in Stuttgart. Aktionärsvertreter halten das für die richtige Entscheidung – auch weil die Kunden nach wie vor Hybrid und Verbrenner kaufen.
Sparprogramm für deutsche Werke
In Deutschland plant der Hersteller zudem ein Sparprogramm, das Personal- und Produktionskosten senken soll. Insgesamt aber bleibt der Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr unsicher – auch wegen der Zollpolitik der USA. Eine Prognose für 2025 will der Mercedes-Chef deshalb momentan nicht abgeben. Trotz aller Unsicherheiten aber ist das Ziel aus Sicht der Aktionäre klar: Källenius muss den Mercedes-Stern so schnell wie möglich wieder zum Glänzen bringen.
Sendung am Mi., 7.5.2025 13:00 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten - SWR Kultur