
Baden-Württemberg Tiny-House in BW aufstellen: Das gilt es zu beachten
In Burgrieden steht die erste Tiny-House-Siedlung in Baden-Württemberg. Immer mehr Menschen begeistern sich für ein bezahlbares Heim auf kleinem Raum. Doch es gibt ein paar Hürden.
In Burgrieden (Kreis Biberach) ist gerade die erste Tiny-House-Siedlung in Baden-Württemberg an den Start gegangen. Fünf Jahre hat der Genehmigungsprozess gedauert. Auch in anderen Regionen sind solche Wohnprojekte geplant, denn die Minihäuser mit um die 50 Quadratmetern Wohnfläche finden immer mehr Anhänger. Insbesondere für ältere Menschen sind sie eine beliebte Alternative zum Einfamilienhaus mit großem Garten. Denn das wird oft als Belastung empfunden. Im Tiny-House heißt die Devise dagegen "weniger Arbeit, mehr leben". Doch auf dem Weg zum minimalistischen Wohnen muss man einiges beachten.
Die Dokumentation über das Tiny-House-Projekt in Burgrieden ist hier zu sehen:
Kann man dauerhaft im Tiny-House wohnen?
Wenn man ein Tiny-House als Erstwohnsitz nutzen möchte, muss es Zugang zu öffentlichen Straßen, zu Wasserver- und -entsorgung sowie Energie bieten. Aber die Bebauungspläne solcher erschlossener Siedlungen sehen in der Regel vor, dass dort größere Wohngebäude entstehen. Daher blieb lange Zeit nur die Möglichkeit, Minihäuser auf eigenen, bereits erschlossenen Grundstücken zu bauen. Mittlerweile erkennen jedoch manche Kommunen das Potential von Tiny-House-Projekten und schaffen in den Bebauungsplänen die Voraussetzungen dafür. Eine Alternative ist, eine Stellfläche auf einem Campingplatz zu pachten, wenn dort eine Nutzung zu Wohnzwecken im Bebauungsplan steht.
Welche Vorgaben gibt es für den Bau?
Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Vorgaben. Erstmal braucht man ein Baugrundstück. Außerdem besteht wie gesagt die Anschlusspflicht an das öffentliche Versorgungsnetz. In Baden-Württemberg benötigt man - wie für jedes Wohngebäude - auch für ein Tiny-House eine Baugenehmigung. Und das ist oft ein Problem: Denn auch wenn das Minihaus nicht so teuer ist wie ein Einfamilienhaus, lassen die Kosten für Bauplatz und Baugenehmigung den Traum vom günstigen Eigenheim schnell platzen.
Wie ist die Lage in Baden-Württemberg?
Wer ein einzelnes Tiny-House in einem Baugebiet plant, braucht nicht nur in Baden-Württemberg Geld und Geduld. "Der Genehmigungsprozess ist teuer und durch die Anforderungen aus dem Bebauungsplan ist es nicht überall möglich, ein Tiny-House aufzustellen", sagt Regina Schleyer, die Vorsitzende des Tiny House Verbands in Karlsruhe. In dem bundesweit aktiven Verband haben sich Vereine, Architekten, Hersteller und Dienstleister zusammengeschlossen, um gemeinsam die Bedingungen für Tiny-House-Projekte zu verbessern.
Viele Menschen hoffen auf Tiny-House-Siedlungen wie in Burgrieden. Hier hat der Initiator des Projekts, Mane Huchler, den kompletten Prozess verantwortet: Von der Auswahl des Grundstücks über den Bebauungsplan bis zum Verkauf der Häuser. Fünf Jahre hat das Genehmigungsverfahren schließlich gedauert. In Burgrieden zahlen die Tiny-House-Besitzer laut Huchler ein Nutzungsentgelt von rund 200 Euro im Monat. Darin sind der Anschluss an Strom und Wasser sowie die Müllgebühren enthalten. Der Tiny House Verband sieht in solchen Siedlungen ebenfalls eine Chance, dass Minihausprojekte einfacher umgesetzt werden können. Außerdem entspreche es den Wünschen der Tiny-House-Besitzer, in einer Gemeinschaft zu leben, sagt Regina Schleyer.
Wie klimafreundlich sind Tiny-Häuser?
Minimalismus und ein einfaches Leben sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit Öko pur. Denn die Minihäuser sind zwar kleiner und heutzutage meist auch sehr gut gedämmt, aber die Energieeffizienz eines Mehrfamilienhauses toppen sie in der Regel nicht. Schließlich benötigt jedes freistehende Haus mehr Material, da für ein einziges Gebäude immer vier Wände und das Dach gedämmt werden müssen. Durch die vier Außenwände geht Wärme in den Räumen schneller verloren. Im Vergleich zu einem normalen Einfamilienhaus schneiden Tiny-Häuser aber schon aufgrund der geringeren Wohnfläche in Sachen Energieverbrauch deutlich besser ab. Außerdem wird weniger Fläche versiegelt - wiederum im Vergleich zum Einfamilienhaus. Ein Hochhaus bietet dagegen mehr Menschen Quartier im Verhältnis zur Fläche, die dadurch zubetoniert wird.
Unternehmer Huchler ist der Überzeugung, dass Tiny-Häuser durchaus ökologisch und CO2-neutral sein können. Sein Tiny-House-Projekt hat er nachhaltig geplant. Alle Häuser in Burgrieden haben Solarpaneele auf dem Dach und eine Wärmepumpe. Ziel ist, möglichst gar keine Energie zu verbrauchen. Die Häuser haben eine KfW-Effizienzstufe 40, den niedrigsten Wert für Neubauten. Das spiegelt sich aber auch im Preis - ein Häuschen im Burgriedener Quartier kostet ab 160.000 Euro.
Was kostet ein Tiny-House?
Ein schlüsselfertiges Tiny-House mit Grundausstattung ist schon für 30.000 bis 70.000 Euro zu haben. Nach oben gibt es kaum ein Limit - für besonders hochwertig ausgestattete Minihäuser kann man bis zu 250.000 Euro auf den Tisch legen. Tiny-Häuser gibt es auch als Bausatz, dann kann man seinen Wohntraum schon für 10.000 bis 20.000 Euro verwirklichen.
Grundsätzlich gilt, die Kosten für den Quadratmeter sind beim Bau eines Tiny-House nicht günstiger als bei einem normalen Haus. Weil es aber weniger Quadratmeter hat, bleibt es in der Summe günstiger. Dazu kommt das Bauland oder die Pacht für einen Stellplatz sowie die Kosten für den Bauantrag. Im Schnitt kostete der Quadratmeter Bauland im Jahr 2023 in Baden-Württemberg laut Statistischem Bundesamt 334,1 Euro.
Wo gibt es Tiny-House-Projekte in Baden-Württemberg?
Aktuell gibt es in Baden-Württemberg nur wenige Tiny-House-Projekte - eben weil Baugenehmigungen dafür kaum zu bekommen sind. Die größte Tiny-House-Siedlung ist in Mühlacker (Enzkreis) geplant. Ein weiteres Pilotprojekt läuft in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis. Und dann gibt es noch das Projekt "Kleiner Wohnen" in Burgrieden.