Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Francis Prevost, winkt nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.

Baden-Württemberg Papst Leo XIV. gewählt - so reagiert Baden-Württemberg

Stand: 09.05.2025 12:38 Uhr

Das Konklave hat US-Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst gewählt. Er wird den Namen Leo XIV. tragen. Was sagt Baden-Württemberg zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche?

Von Hendrik Huber, Janey Schumacher

Weißer Rauch steigt am späten Donnerstagnachmittag aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf - der neue Papst ist gewählt. Knapp eine Stunde später zeigt sich der neue Papst der Öffentlichkeit: US-Kardinal Robert Francis Prevost (69), Leo der XIV.. Welche Hoffnungen und Wünsche richtet Baden-Württemberg an das neue Oberhaupt der katholischen Kirche?

BW-Ministerpräsident Kretschmann: Es braucht Durchsetzungsfähigkeit und Reformen

"Persönlich kenne ich den neuen Papst - wie so viele - natürlich noch nicht", so Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Was man über ihn erfahren kann, klinge aber vielversprechend: Mit Stationen in Nordamerika, Südamerika und Rom und der Erfahrung seiner großen Ordensgemeinschaft werde er sicherlich die gesamte, "Eine Welt" im Blick haben.

Als Leo der XIV. knüpft Prevost an Leo XIII. und seinen Vorgänger Franziskus an - der neue Papst könnte also die Sorge um die Armen und Ausgegrenzten weiterpflegen, sagte Kretschmann: "Wir brauchen weiterhin eine Kirche, die mutig ihre Stimme erhebt, beherzt nötige Reformen angeht und in Zeitgenossenschaft auf die aktuellen Herausforderungen eingeht." Dafür werde der Papst "einen klaren theologischen Kompass, Charisma und Durchsetzungsfähigkeit brauchen" - Kretschmann wünscht ihm "Tatkraft und Gottes Segen".

Freiburger Erzbischof Burger: Erleichtert über rasche Papstwahl

Die rasche Wahl des neuen Papstes Leo XIV. erleichterte den Freiburger Erzbischof Stephan Burger. "Für viele Katholikinnen und Katholiken weltweit, aber auch bei uns in der Erzdiözese Freiburg, waren die vergangenen Wochen seit dem Tod von Papst Franziskus aufwühlend", sagte Burger am Donnerstagabend. Der neue Papst stehe vor großen Herausforderungen, habe aber auch die Chance, den christlichen Glauben zu verkünden.

"Der neue Papst wird Brücken innerhalb der Kirche und in die Gesellschaft hinein bauen", sagte der Erzbischof. Er hoffe, dass der neue Papst innerkirchlich den von Franziskus begonnenen Weg von Dialog und Synodalität weitergeht. "Innerhalb der Kirche wird es darum gehen, unterschiedliche Positionen einzubinden."

Rottenburger Bischof Krämer: Leo XIV. ganz auf Linie von Franziskus

Klaus Krämer, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart sagte am Donnerstagabend, Robert Francis Prevost sei "ein Mann, der ganz auf der Linie von Papst Franziskus liegt, aber sicher auch seine eigenen Akzente setzen wird."

Krämer verwies auch auf die weltkirchliche Erfahrung des neuen Kirchenoberhaupts. Gleichzeitig sei Prevost Vorsitzender des Dikasteriums der Bischöfe gewesen, also der Personalabteilung des Vatikans, und kenne "auch viele Bischöfe gut". Vor seiner Vatikanzeit war Papst Leo XIV. Bischof von Chiclayo in Peru.

Rottenburger Katholikinnen fordern Gleichstellung von Frauen

Katholikinnen im Bistum Rottenburg-Stuttgart haben Papst Leo XIV. zur Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche aufgerufen. Es brauche mutige Schritte für längst überfällige Reformen, sagte die Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Dorothee Golm, am Freitag in Stuttgart. Sie hoffe, dass die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche kein bloßes Lippenbekenntnis sei.

Golm sprach von einem "jahrzehntelangen, mühsamen und auch frustrierenden Ringen um Gleichberechtigung". Frauen müssten endlich auch Priesterinnen werden dürfen. "Wir sind überzeugt, dass nur eine Kirche, die die Vielfalt ihrer Gläubigen anerkennt und fördert, sich erhalten kann", sagte die Katholikin.

Badens Landesbischöfin Springhart: Es braucht "Brückenbauer"

"Ich freue mich, dass der neue Papst gewählt wurde", sagte die Landesbischöfin der evangelischen Kirche in Baden, Heike Springhart. Gerade in diesen Zeiten brauche es "Brückenbauer", so Springhart. Robert Francis Prevost US-amerikanischen Wurzeln sehe sie als "gute Voraussetzung dafür, dass auch das Zusammenwachsen in der Ökumene weiter möglich ist."

Eine der wichtigsten Aufgaben für Papst Leo XIV. werde laut Landesbischöfin Springhart, das Werk von Papst Franziskus weiterzuführen: für die Benachteiligten und für Frieden einzutreten - dafür müsse man viele Parteien zusammen an einen Tisch bringen können.

Württembergs Landesbischof Gohl: Hoffnung auf ökumenische Offenheit

Mit der Wahl des neuen Papstes verbinden sich gerade in ökumenischer Hinsicht Wünsche und Hoffnungen, sagte der evangelische württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. "Möge Papst Leo XIV. die Impulse seines Vorgängers bewahren und sich weiterhin für ökumenische Offenheit einsetzen", so Gohl. Denn unter Papst Franziskus hätten die lutherisch-katholischen Beziehungen eine neue Qualität erreicht. Dies könne wegweisend sein für die weitere Zusammenarbeit, so der württembergische Landesbischof.

Annette Schavan sieht Papst Leo XIV. als "Friedensstifter"

Annette Schavan (CDU) ist ehemalige deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, sie hält die schnelle Papstwahl für ein sehr wichtiges Zeichen, gerade angesichts der vielen Konfrontationen in der Welt. Der neue Papst als "Friedensstifter" setze "ein ganz ermutigendes Zeichen", so Schavan.

Politikerin Schavan und Bischof Krämer zum neuen Papst Leo XIV.

Mannheimer Dekan Jung: Kirche muss ein Ort des Vertrauens sein

"Ich wünsche mir, dass er wirklich mit diesem Mut auch vorangeht", sagte der Mannheimer Stadtdekan Karl Jung. Papst Leo XIV. solle Hoffnung geben und auf der Suche bleiben nach Frieden und Liebe, so Jung. Es gehe darum, "dass Kirche wirklich auch ein Ort ist, wo Menschen Vertrauen haben können", sagte der Dekan.

Der neue Papst wirkte auf Karl Jung bereits in seiner Ansprache überzeugt: "Für mich war das was Großartiges, auch in seiner Ansprache, dass er so viel vom Thema Frieden gesprochen hat und Liebe und Suche."

Stuttgarter Dekan Hermes zu Papst Leo: "Der Name möge Programm sein"

Robert Prevost hatten zunächst ganz wenige auf dem Zettel, sagte der katholische Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes. Er freue sich über den Namen Leo XIV., weil Leo der XIII. die soziale Ungerechtigkeit thematisiert habe. Der neue Papst kenne die Bischöfe sehr gut und sei sehr gut in der Weltkirche vernetzt. "Der Name möge Programm sein", sagte Hermes mit Blick auf die katholische Kirche in Baden-Württemberg.

Stuttgarter Dekan Hermes: "Der Name möge Programm sein"

Die sozialen Ungerechtigkeiten und globalen, politischen Spannungen und Ökologie - da werde er das Programm von Franziskus fortsetzen, so Hermes. Das sei auch erforderlich, weil "diese Themen für uns in Baden-Württemberg wichtig sind für die Glaubwürdigkeit". Aber auch Themen wie Gleichberechtigung und die Reform in der Kirche seien wichtig, sagte der Stuttgarter Dekan.

Pastoralreferentin Göttler-Kienzle: Papst soll Polarisierung Grenzen setzen

"Ich finde es gut, dass es ein Amerikaner ist, weil in den USA die katholische Kirche sehr polarisierend ist", sagte Christine Göttler-Kienzle, Pastoralreferentin in der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte. Gerade bei konservativen Strömungen, die einen starken Einfluss auf Social Media hätten, brauche es jetzt einen Papst, der klare Position beziehe und Grenzen setze, so Göttler-Kienzle.

Ob der neue Papst etwas für Frauen in der katholischen Kirche erreichen kann, hofft die Pastoralreferentin zwar, "aber ich glaube jetzt nicht, dass sofort die Diakoninnenweihe kommen wird oder auch das Frauenpriestertum." Göttler-Kienzle baut darauf, dass es weitergehen wird für Frauen, auch wenn sie weiß, "wie schwerfällig dieser Apparat" der katholischen Kirche ist und der Papst "ja eigentlich auch nur ein Mensch ist".

Stuttgarter Pfarrer Schwaigert: Papst ist kein Hardliner, sondern Vermittler

Axel Schwaigert ist Pfarrer der Metropolitan Community Church in Stuttgart, einer evangelischen Kirche, die einen Schwerpunkt im Bereich LGBTQ hat. Er freue sich über die Wahl des US-Kardinals Robert Francis Prevost zum neuen Papst. Er scheine jemand zu sein, der aus dem Vermitteln komme, so Schwaigert. Der Stuttgarter Pfarrer sagte, er sei froh, dass es keiner der Hardliner geworden sei, die ihre Weltanschauung durchdrücken: "Wir brauchen jemanden, der jung ist, der die Welt so versteht, wie sie ist."

Sendung am Fr., 9.5.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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