
Baden-Württemberg Mehr als zwei Millionen Besucher beim Stuttgarter Frühlingsfest
Das 85. Stuttgarter Frühlingsfest neigt sich dem Ende zu. Am Freitag haben Schausteller, Veranstalter und Polizei eine vorläufige Bilanz gezogen.
Das vorläufige Fazit des Veranstalters in.Stuttgart: "Wir befinden uns auf Rekordkurs". Bis Sonntag gehe man von 2 Millionen Gästen aus, 2024 waren es rund 1,4 Millionen.
Familien entdecken Frühlingsfest für sich
Ein Grund für den aktuellen Besucher-Rekord könnte laut Veranstalter immer noch Corona sein. Als das Frühlingsfest pandemiebedingt ohne Festzelte stattfinden musste, hätten neue Besuchergruppen wie Familien das Fest wieder für sich entdeckt. Diese wären dieses Jahr nicht nur an den Familien-Tagen auf den Wasen gekommen, so Stefanie Hirrle von in.Stuttgart.
Insgesamt sei das Frühlingsfest nun über verschiedene Bevölkerungsschichten hinweg beliebt. "Viele hatten Vorbehalte vor Wasen-Festen, das haben wohl einige nun abgebaut." Dabei hat laut in.Stuttgart auch das Thema Regionalität gezogen: Im Albdorf hatte man sich vorgenommen, 75 Prozent regionale Produkte zu verkaufen, nun seien es sogar 90 Prozent.
Ostern, Fußball, Tennis und Handball halfen dem Frühlingsfest
Der Zeitpunkt habe laut Veranstalter dieses Jahr ebenfalls gestimmt. Mit dem sonnigen Osterwochenende und dem Start der Ferien hätten viele Menschen Zeit gehabt. Auch die verschiedenen Veranstaltungen in der "Nachbarschaft" hätten verschiedene Menschen auf den Wasen gelockt: zwei VfB-Spiele, der Porsche Tennis Grand Prix 2025 und das Handball-EM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und der Türkei.

Die VfB-Fans feiern noch ein bisschen im Festzelt, bevor es ins Stadion geht.
Polizei: Mehr Delikte, aber keine großen Zwischenfälle
Wie die Polizei am Freitag mitteilte, habe es etwas mehr Delikte gegeben: 17 Prozent mehr als im vorherigen Jahr, insgesamt 316. Die Gewaltdelikte insgesamt seien dabei gleich geblieben, jedoch habe sich die Gewalt gegenüber der Polizei stark erhöht. Die Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten haben sich demnach von vier auf acht Fälle verdoppelt. 21 Personen leisteten laut Polizei Widerstand, im vergangenen Jahr waren es sieben.
Auch seien mehr verbotene Gegenstände wie Messer sichergestellt worden. Das könne laut Polizei aber auch an den verstärkten Kontrollen in diesem Bereich gelegen haben. Größere Zwischenfälle habe es trotzdem nicht gegeben, und es mussten weniger Gäste beim Ausnüchtern betreut werden.
Wasenboje sorgt für besseres Sicherheitsgefühl
Die Wasenboje war dieses Jahr zum vierten Mal mit vor Ort, als Anlaufstelle für Frauen und Mädchen, die sich unsicher fühlen. Wie Franziska Haase von der Wasenboje ebenfalls am Freitag mitteilte, hätten sich bisher rund 200 Personen an sie und ihre Kolleginnen gewendet, 60 mehr als im vergangenen Jahr. Rund ein Fünftel der Fälle waren demnach sexuelle Übergriffe oder Gewalt. Damit sind diese heftigen Fälle im Vergleich zum Vorjahr aber zurückgegangen. Das zeigen auch die Zahlen der Polizei. Demnach wurden dieses Jahr bisher 13 Sexualstraftaten angezeigt, sieben weniger als im vergangenen Jahr.

Schausteller: Gesunde Grenze ist erreicht
Ein schwieriges Thema für die Schausteller waren laut Mark Roschmann vom Schaustellerverband Stuttgart in diesem Jahr die höheren Kosten. Zum Beispiel sei die Schokolade für Schoko-Früchte doppelt so teuer als im Vorjahr gewesen. Diese Preise habe man nicht komplett an die Kundinnen und Kunden weitergeben können.
Insgesamt sind die Schausteller nach eigenen Angaben aber sehr zufrieden mit dem diesjährigen Frühlingsfest. Auch die neuen Fahrgeschäfte seien gut angekommen. Trotzdem: Sie wünschen sich kein Wachstum mehr. Die gute Bilanz zeige, dass eine gesunde Grenze erreicht sei.
Sendung am Fr., 9.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4